Stefan Jeschonnek (HSG-Alumnus) über bargeldloses Zahlen,wie es die Welt verändern wird und was es dazu braucht

Gastbeitrag von: Stephan Gemke, Chair for Entrepreneurship, www.startup.unisg.ch

Mobile Payment ist neben Big Data das Next Big Thing der Startup Szene und mittendrin statt nur dabei ist HSG-Alumnus Stefan Jeschonnek, Mitgründer von SumUp. Wie es um SumUp steht und wie er die Startup Szene sieht, erfahrt Ihr im folgenden Post.

Inspiriert vom Umfeld an der Stanford University und dem Silicon Valley, wo Stefan Jeschonnek zwei Jahre verbrachte, bekam er immer mehr Lust, selber unternehmerisch tätig zu werden, statt wie zuvor als BCG-Consultant Unternehmen zu beraten. Aber nur der Gründung willens zu gründen, kam für ihn nicht in Frage. Reizvoll und herausfordernd musste es sein und genau aus diesem Anspruch heraus entstand SumUp. „Wir wollen mit SumUp das Bezahlen von Grund auf neu definieren und es komplett bargeldlos und schneller als jemals zuvor machen. SumUp ermöglicht es bereits heute jedem Kleinunternehmer, Einzelhändler und Selbstständigen, Kartenzahlungen einfach und sicher mit dem Smartphone oder Tablet zu akzeptieren. Im Vergleich zu klassischen Kartenterminals bieten wir Händlern dabei eine deutlich günstigere und vor allem auch mobile Variante, mit der sie Ihren Umsatz deutlich steigern können – unabhängig vom Bargeldbestand im Portemonnaie der Kunden.“ Die Vision geht sogar noch darüber hinaus: „Unser Ziel ist es, dass irgendwann jeder Händler eine Einkaufserfahrung auf dem Qualitätsstandard von einem Apple Store bieten kann.“  Das sei es, was SumUp ausmache und diese Vision zu verwirklichen, daraus schöpfe Stefan seine Motivation.

Dass es SumUp wurde, hat auch mit einer glücklichen Fügung des Schicksals zutun. „Im Silicon Valley habe ich meinen Mitgründer Daniel Klein kennengelernt (vormals Gründer von Moneybookers). Wir haben uns über diverse Ideen ausgetauscht und wollten gemeinsam etwas machen. Uns war beiden wichtig, an der Lösung eines sehr großen, komplexen und im Alltag relevanten Problems zu arbeiten. Der Payment und Point of Sale Bereich erfüllt genau das – es gibt kaum einen technisch und regulatorisch komplexeren Bereich. Da unsere Ziele und Wertvorstellungen ähnlich sind, harmonieren wir als Team sehr gut. Da passte es natürlich wie die Faust aufs Auge, mit Daniel (und den weiteren Mitgründern von SumUp) etwas gemeinsam in diesem Bereich zu starten.” SumUp war geboren.

Nachdem sich 2011 abzeichnete, dass Square in den USA Mobile Payment massenmarktfähig machte, war klar, dass Copycat Weltmeister Rocket Internet einen entsprechenden Klon lancieren würde: Payleven. Womit aber wohl niemand rechnete, war die Parallelität von „deutschen“ Startups in diesem Bereich. Nur wenige Wochen auseinanderliegend gingen im Sommer/Herbst des letzten Jahres in Deutschland neben Payleven auch Masterpayment (Streetpay), iZettle zusammen mit der Deutschen Telekom sowie SumUp an den Start. Und abgesehen vom Namen schienen sich die vier Unternehmen auch nicht groß zu unterscheiden: Bei allen steckt man ein kleines Kartenlesegerät in die Kopfhörerbuchse des Smartphones, steckt die Kredit- oder Debitkarte des Kunden ein und schon hat man eine Kartenzahlung akzeptiert. Selbst die Transaktionsgebühr betrug unisono 2,75%. Vier Wettbewerber mit oberflächlich gleichem Produkt, gleicher Funktionsweise, gleichem Geschäftsmodell und gleichem Markt… Es gibt wahrlich bessere Startbedingungen.

Jetzt, ein Jahr später, hat der Wettbewerb zwar nicht abgenommen, aber die Alleinstellungsmerkmale heben sich deutlich hervor, wie Stefan Jeschonnek verdeutlicht: „Unser Vorteil liegt in der Technologietiefe und in der Benutzerfreundlichkeit. Wir haben von Anfang an den Fokus darauf gelegt, unsere gesamte Technologie in-house zu entwickeln. Wir haben z.B. ein eigenes Hardwareteam mit jahrzehntelanger Erfahrung mit Kartenakzeptanztechnologie aufgebaut. Wir investieren generell viel in die Forschung und Entwicklung. So testen wir unter anderem ständig neue Prototypen mit ausgewählten Partnern unseres Händlernetzwerkes. Diese Nähe zum Kunden erlaubt es uns, ein exzellentes Produkt und einen exzellenten Service anzubieten. Zudem bieten wir seit Neustem auch ein eigenes Kassensystem an, das dank eigener Firewall absolut sicher ist und in weniger als 15 Minuten funktionstüchtig ist.“ Gegenwärtig nutzen mehrere zehntausend Händler in 11 Ländern (Europa plus Russland) die SumUp-Technologie, vorzugsweise Mode-Boutiquen, Taxifahrer, kleine und mittelgrosse Gastronomiebetriebe, Ärzte sowie Galerien und Künstler. Deutschland sei zwar noch der Hauptmarkt, aber „wir expandieren stark und haben unter anderem Lateinamerika im Blick. Das Problem das wir lösen hat eine globale Bedeutung“, zeigt sich Stefan Jeschonnek zuversichtlich.

Momentan macht SumUp vor allem Schlagzeilen mit seinen Finanzierungsrunden. Zwei waren es innerhalb der vergangenen 12 Monate mit jeweils achtstelligen Beträgen. Neben den Gründern und diversen Business Angels gehören mehrere Venture Capitalists und Corporates dazu. Dem illustren Gesellschafterkreis zugehörig sind u.a. b-to-v Partners, Shortcut Ventures, Tengelmann Ventures, Groupon, American Express, BBVA Ventures und Klaus Hommels.
„Wir sind sehr zufrieden mit unserem Gesellschafterkreis, schliesslich haben wir ihn ja auch bewusst so gewählt. Es sind alles Top-Investoren, die uns enorm weiterhelfen bezüglich der Expansion, den länderspezifischen Regularien und in technischen Angelegenheiten.“ Break-Even sei man zwar noch nicht, aber zu diesem frühen Zeitpunkt sie dies auch noch nicht das primäre Ziel. Viel wichtiger – und hier ist ein Vergleich mit Amazon angebracht – sei die Fortentwicklung des Produktes und der Ausbau an Reichweite und Marktanteilen.

Ein ebenfalls erfolgskritischer Faktor sei das Team: „Im Gründerteam komplementieren wir uns sehr gut und arbeiten absolut vertraut und zuverlässig miteinander. Das gilt generell für unser Team. Wir haben von Anfang sehr darauf geachtet, wen wir einstellen. Es ist nun mal so, dass A-Player auch nur weitere A-Player einstellen. Wenn man früh richtig gute Leute an Board hat, fällt es deutlich leichter ein wirkliches Weltklasse-Team aufzubauen. Fast alle unserer Mitarbeiter stammen aus unserem persönlichen Netzwerk. Über ein, zwei Verbindungen kennt man sich und das macht den gesamten Recruitingprozess deutlich einfacher, schneller und vor allem zuverlässiger, was die Qualität des Teams angeht“, führt Stefan aus.

Wer gründet, muss produktgetrieben sein und der Kunde muss im Vordergrund stehen. „Ich halte es für kontraproduktiv unternehmerische Gelegenheiten nur aus der Exitperspektive zu verfolgen. Wer sich voll auf ein klares Kundenbedürfnis und dessen Lösung konzentriert, ist langfristig im Vorteil. Es ist einfach die gesündere Motivation.“ Diese Vorgehensweise erleichtere auch den Finanzierungsprozess. Nichts stärke die eigene Verhandlungsposition mehr, als ein mit eigenen Ressourcen erreichtes Proof-of-Concept. Dies verdeutliche den Investoren, dass man (1) absolut committed sei, (2) vorhandene Ressourcen effizient einsetze könne, (3) ein Kundenbedürfnis zufriedenstellen löse und (4) damit Geld verdienen könne.

Könne man diese Aspekte vorweisen, braucht es nicht mehr viel, um Investoren zu überzeugen. Hier sollte man jedoch darauf achten, wen man sich mit an Bord holt. Der Begriff des Smart Moneys sei mitunter etwas überstrapaziert, weil es momentan eine Inkubatorenflut gäbe. Und nicht immer kann man wirklich einschätzen, was der Inkubator  (oder Investor im Allgemeinen) zu leisten vermag und über welch spezifisches Wissen er wirklich verfüge. Zudem brauche es noch einen wachen und kritischen Geist (vor allem auch sich selbst gegenüber) und den Mut Fehler zu machen. Das darf man, solange man aus ihnen lerne und sie nicht wiederhole. Und wer die Chance habe, den Design Thinking Kurs der HSG oder Stanford zu besuchen, solle sie unbedingt wahrnehmen.

Ihr gründet oder wollt gründen? Das HSG Gründer Lab und das Center for Entrepreneurship (CfE-HSG) sind eure Ansprechpartner. Hier findest du alle Informationen.


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