Altruismus an der Kaderschmiede des Kapitalismus

Würdest du dein eigenes Knochenmark spenden, um einem anderen Menschen das Leben zu retten? Dass solch altruistische Fragen an unserer Alma mater nicht gerade häufig gestellt werden, wird jedem Frischling spätestens nach dem lasch und routiniert heruntergebeteten Ethik-Teil der BWL-Vorlesung im ersten Semester klar. Dass sie dennoch ab und zu den Weg in unsere overperformende, karteikartenüberladenen Köpfen finden, ist unter anderem der jährlich stattfindenden Aktion «St. Gallen gegen Leukämie» zu verdanken. Im Rahmen dieser kann man sich nämlich als potenzieller Knochenmarkspender registrieren lassen, um dann im unwahrscheinlichen Falle einer Übereinstimmung der Gewebetypen des Spenders und des Leukämieerkrankten von der Stiftung kontaktiert zu werden. Anschliessend kann man sich immer noch entscheiden, ob man seine körpereigene Materie tatsächlich opfern will, was für manche eine knifflige Sache sein kann. Was gewichtet man stärker, das unversehrte Wohl seiner selbst oder den moralischen Imperativ, ein anderes Menschenleben zu retten? Wenn man dann tatsächlich einmal selektiert wird, scheint man eigentlich keine Wahl mehr zu haben. Zugegeben, die Aktion macht sich den psychologischen Trick der Eventualität zu nutzen und überlistet so den Egoisten in uns. Schön, wenn der Homo oeconomicus mit all seinen Implikationen für einmal nicht als Handlungsmaxime gilt. In diesem Sinne: Stäbchen rein, Spender sein!


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