Love, loss – und trotzdem gewonnen!

Wir sind eines Besseren belehrt worden: Eine 36-köpfige Fachjury prämiert den wundervoll verspielten und romantisch-kitschigen Knutschfilm über unsere Uni mit einem fünf Kilogramm schweren goldenen Delfin.

An den fünften Cannes Corporate Media & TV Awards brillierte der Imagefilm «Love, loss and other lessons learned» der Universität St. Gallen und gewann! Aus über 700 Einreichungen aus aller Welt wurden am      2. Oktober bei einem Cüpli-Dinner an der Côte d’Azur 141 Filme in sieben Kategorien prämiert – das St. Galler Werk in der Kategorie «Corporate Filme und Videos». Was für eine Schmach, den Oscar der Corporate Films zu gewinnen!

Platzierung trotz interner Skepsis

Ein bisschen überrascht war Markus ­Zinsmaier, Projektleiter des HSG-Imagefilms, schon über die Prämierung: «Wir haben uns im Vorfeld nicht zu grosse Hoffnungen bei diesem internationalen Festival gemacht, freuen uns aber natürlich sehr über die Anerkennung durch die Fachjury in Cannes.» Das Urteil der Studenten war nach der Veröffentlichung im April dieses Jahres bekanntlich eher nüchtern: zu kitschig, öde, die repräsentieren doch keine HSG-Studis – und überhaupt: Wo ist der Bezug zur Uni? In der Tat gaukeln uns Anna und Alex (übrigens gespielt von Tanja Lehmann und Diego Andreas, zwei professionellen Schauspielern, und nicht etwa von Studenten) das heile Studentenleben vor. Am ersten Tag im Assessment flirten sie im Audimax, turteln später in der Bib und schwimmen nachts nach einer Home-Party zweisam im Bubenweiher. Im zweiten Jahr zeigt uns das Pärchen, wie man dem Uni-Stress auf dem Segelboot entflieht und dann küssen sie sich, dann nochmal und dann wieder und wieder … Zu Beginn des dritten Jahrs küssen sie sich wieder am Bahnhof, als sich Anna in den Austausch nach Singapur verabschiedet. Von da an knutschen sie sich eine Weile lang nicht mehr, denn ein hitziger Skype-Streit führt zur Trennung. Zurück an der HSG vergeht dann noch mehr als ein Jahr, bis sich die zwei bei Knutschereien in den Weiheren wieder vereinen. Sooo toll!

Der etwas andere Imagefilm

Rund eineinhalb Jahre beschäftigte sich das Projektteam mit dem 120’000 Franken teuren und gut viereinhalb Minuten langen Film. «Wir wussten, dass wir keinen dieser faden Imagefilme machen wollten, an dessen Inhalte man sich sowieso nicht erinnern kann», so Zinsmaier. Jeder hätte im Film eine Begrüssung vom Rektor und eine Präsentation der Studienprogramme erwartet, aber gewiss nicht eine Love Story. Mit der etwas kitschig ausgefallenen Geschichte solle das Gefühl eines Studiums an der HSG in die weite Welt getragen werden. Anna und Alex suchen nach ihrem neuen Ich und nach Freunden, müssen büffeln und haben Spass. Das Studium ist geprägt von Erfolg und Misserfolg. Unsere Uni ist genauso regional wie international. Das ist das Gefühl hier in St. Gallen – halt einfach viel spezieller als überall sonst. Darum ist unsere Uni eben so gut und weil sie so gut ist, kann sie sich auch einen Imagefilm leisten, der nicht Facts and Figures zeigt, sondern ein Pärli, das sich auf dem Campus verknallt.

Seit der Veröffentlichung erntete der Film grösstenteils positives Feedback, wenn auch nicht zwingend von hiesigen Studenten. Jene, die sich interpretierende Filmkritik zumuten und den Streifen wie das Geknutsche mehrere Male über sich ergehen lassen, werden das meisterhaft eingeflochtene Gefühlsdings und die für einen Imagefilm erstklassige Extravaganz schätzen – oder einfach akzeptieren, dass unsere Uni wiedermal ein Spürchen atypisch ist.

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