Zweitausenddreizehn: Noch ein Jahresrückblick (Teil 1)

2013 wurden so viele Powerpoint-Slides gestaltet wie noch nie. Wir haben alles gegeben im Kampf gegen Ungewissheit und Ambiguität. Trotzdem sind wir nur wenig schlauer geworden – die wirklich grossen Fragen müssen wir mit ins neue Jahr nehmen. Ein Überblick von A bis Z, von schmunzelnd bis todernst und von zuckersüss bis bitterböse. Heute A bis M:

A wie Ackermann

Der Wirtschaftsethiker und bekannteste Alumnus hat in St. Gallen seinen rasanten Aufstieg an die Spitze von Credit Suisse und Deutscher Bank vorbereitet. Nun dankt er es seiner alma mater und finanziert einen Lehrstuhl für „Business Economics and Public Policy“. Die einen jubeln über ihr prominentes Aushängeschild, die anderen fürchten, dass der noch übriggebliebene Rest der intellektuellen Seele der HSG ausverkauft wird. Wir werden sehen…

B wie Bachelor (im Rektorat ist vor allem die Wort-Variation „Baatscheler“ gebräuchlich)

Die 3+-Sendung „Der Bachelor“ mit ihrem Sunnyboy Vujo Gavric war im Herbst 2013 mit Sicherheit jene Sendung, die unter der „Elite“ am meisten zu reden gab. Dürfen wir in der Startwoche 2014 mit Vujos rot leuchtendem Gesicht in einem St. Galler Club rechnen? Da es mit der Gewinnerin Michaela aus Bern überraschenderweise nicht geklappt hat, wünschen wir Vujo für 2014 in Liebesdingen nur das Beste – und wir wünschen uns „Die Bachelorette” mit Carmen!

C wie drei Clowns

Nun, der erste ist mittlerweile definitiv aus dem italienischen Senat verbannt, der zweite schreit noch immer auf den Marktplätzen seine Wähler an, ohne etwas damit ausrichten zu können – und der dritte? Hält wahrscheinlich bald wieder gutbezahlte Vorträge für Schweizer Privatbanken und macht Abstecher nach St. Gallen.

D wie Daten

Wir werden wir zu Jägern und Sammlern – Datensammeln liegt im Trend: Der Konsument wird bis ins letzte Detail vermessen, sein Verhalten unwiderruflich gespeichert. Das weltweite Datenvolumen verdoppelt sich alle zwei Jahre – ist es nur eine Frage der Zeit, bis die dunkle Cloud aufzieht und das „big data“-Gewitter über uns hereinbricht?

E wie Economiefail

Economiesuisse stolperte von einer Panne zur nächsten: verlorene Abstimmungskämpfe, Rochaden und Rücktritte (teilweise noch vor dem Antritt) – wird die zahnlos gewordene liberale Kampagnenorganisation wieder zu alter Stärke zurückfinden?

F wie Formen und Methoden des Lernens und des wissenschaftlichen Arbeitens

Schweren Herzens haben wir diese geliebte Lehrveranstaltung im Sommer 2013 zu Grabe tragen müssen. Aus ihrer Asche entstand wie ein Phoenix die vollkommen neu konzeptionierte Vorlesung „Einführung in das wissenschaftliche Schreiben“.

G wie Gelaber

Gescheite Analysen und Reden auf Podien gehören zur intellektuellen Kultur, keine Frage. Wir stellen jedoch einen Trend dahingehend fest, dass der akademische Inhalt solcher Debatten zunehmend evaporiert, sei das nun mündlich oder schriftlich.

H wie Harlem Shake

Was normalerweise in Zwangsjacken und Gummizellen gehört, fand im Frühling im ganzen Web grosse Resonanz: Der Harlem Shake mit seinen wild zappelnden Figuren wurde zum Selbstläufer – und er verschwand ebenso schnell wie er kam.

I wie Ich

Alle sind wir dem süssen Duft des Ich verfallen. „Selfie“ ist gemäss Oxford Dictionary das Wort des Jahres. Seine „Beliebtheit“ – gemessen an Googles Schwarm-Intelligenz – stieg um 17’000 Prozent. Da konnten natürlich auch Barack Obama und David Cameron nicht widerstehen – schliesslich sind Selfies immer erlaubt, auch an Beerdigungen.

J wie Jang Song Taek

Nordkoreas Oberster Führer hat zum Jahresende seinen Onkel erledigt und damit die eigene Machtposition gesichert. „Abschaum, mieser als ein Hund“ sei Jang Song Taek gewesen, so der Diktator.

K wie Kunst

Wir müssen zugeben, die neuen Kunstwerke haben ihr Gutes: Die vielen Modell-Helikopter oder der verwirrte Mann im Kanu haben doch schon für manches Lächeln gesorgt und so den grauen Unialltag aufgewertet.

L wie Lifestyle

Mit dem neuen Lifestyle-Menü hat oikos CNC viel Staub aufgewirbelt. Während die einen froh sind über den neuen Ehrgeiz in der Küche der Migros, befürchten andere eine Verletzung ihres Grundrechts auf Fleisch. Wird das Lifestyle-Menü die Probezeit bis Ende kommenden Monats überleben?

M wie Minder

Nach Vasellas 72-Millionen-Abfindung war das Schweizer Stimmvolk nicht mehr zu halten: Haushoch nahm es eine Initiative des knorrigen Schaffhausers an, die stärkere Aktionärsrechte forderte – linke Ideen wie die Begrenzung der Löhne auf ein Verhältnis von 1 zu 12 hatten jedoch keine Chance. Ist die Minder-Lösung das Gelbe vom Ei? Auch diese Frage wurde dieses Jahr nicht mehr beantwortet.

Morgen folgen die Buchstaben N bis Z.


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