Schneeweiss und pechschwarz

Wer meint, zwischen schwarz und weiss brauche es immer Tausend Graustufen für eine tiefgründige Geschichte, der hat „In Order of Disappearence“ noch nicht gesehen: Schnee und „Schnee“ sind weiss, Figuren und Humor pechschwarz.

Seelenruhig zeichnet Nils Linien in den Schnee. Er ist der Pfadschlittenfahrer im norwegischen Nirgendwo und hat dafür zu sorgen, dass die kleine Gemeinde nicht von der Zivilisation abgeschnitten wird. Doch eines Tages fällt Nils aus der Bahn: Sein Sohn stirbt, beziehungsweise – so glaubt Nils felsenfest – wird eiskalt ermordet.

Er beginnt einen Rachefeldzug, und so verschwindet im Clan des regionalen Koksgrafen Greven einer nach dem anderen auf mysteriöse Weise. Die Clichees mögen etwas gar überstrapaziert werden, doch Regisseur Hans Petter Moland schafft es dank der dialektischen Erzählweise und der heiteren Mischung von Tod und Komik, seine Zuschauer quasi schockzugefrieren.

Dafür verantwortlich ist zum grossen Teil Hauptdarsteller Stellan Skarsgård („Der Medicus“, „Nymph()maniac“), der tief verletzt ist und trotzdem durch eiserne Härte glänzt. Highlight für den Schweizer Kinogänger ist der nicht unwichtige Auftritt des Schweizer Charakter-Darstellers Bruno Ganz („Der Vorleser“, „Vitus“, uvm.), dessen faltiges Gesicht dem Film noch mehr Tiefe verleiht. Er und seine serbische Mafia mischen das norwegische Idyll zusätzlich auf; das Morden verselbständigt sich.

Hätte der norwegische Regisseur Hans Petter Moland es noch ein bisschen mehr auf die Spitze treiben wollen, hiesse der Streifen nicht „In Order of Disappearence“, sondern „In Order to Disappear“ – denn tatsächlich hat man nach 115 Minuten das Gefühl, gewisse Handlungsverläufe seien solange gesucht worden, bis man auch noch die letzte Figur habe ins ins Gras in den Schnee beissen lassen können.

Nichtsdestotrotz ist der Film eine bitterböse Erfahrung und damit genau das Richtige für die sonst so zuckersüssen Feiertage. Viel Spass!


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