„Freibier um Stimmen zu gewinnen? – Das ist nicht unser Ding“

Nach einem hart geführten Wahlkampf stehen die Sieger und somit das neue Präsidententeam der Studentenschaft fest: Dardan Zeqiri und Borislav Djordjević. Wir trafen die beiden zum Interview.

Dardan und Bobo, herzlichen Glückwunsch zum Wahlerfolg. Ihr habt euch mit 523 Stimmen ziemlich deutlich gegen Lou und Daniel (368 Stimmen) durchgesetzt. Was war eure Strategie für den Wahlkampf?

D: Mir persönlich war wichtig, dass die Leute sich ein Bild von unseren Plänen machen. Und wenn sie dieses überzeugt, dann sollten sie für uns stimmen. Dafür sind wir stark über Netzwerke gegangen. Meist habe ich mit Leuten gesprochen, welche die Vereins- und Unipolitik aktiv mitgestalten und die einen gewissen Einfluss auf ihr Umfeld haben. Mir war klar, wenn ich sie von unserer Vision überzeugen kann, dann verbreiten sie diese auch bei ihren Kollegen weiter. Grundsätzlich war mir wichtig, dass wir mit Inhalten überzeugen und keine Freibieraktionen starten oder mit dem iPad durch die Uni rennen, um bei Wildfremden auf Stimmenfang zu gehen.

Ein Seitenhieb an das Wahlkampfverhalten eurer Gegenpartei?

D: Sie hatten halt eine komplett andere, aggressivere Herangehensweise an das Ganze. Jedem das Seine, aber unser Ding wäre dies überhaupt nicht gewesen.

Was hat eurer Meinung nach den Ausschlag dafür gegeben, dass ihr euch durchgesetzt habt und nicht Lou und Daniel?

D: Wir haben mehr Erfahrung durch unser bisheriges Engagement in der SHSG und wohl auch mehr derjenigen Kompetenzen, die für dieses Amt benötigt werden. Dadurch hatten wir meiner Meinung nach die besseren Voraussetzungen für den Präsidialposten.

B: Wir wollten den Leuten bewusst machen, wie wichtig die Zusammensetzung des Präsidententeams ist, da sie Einfluss auf jeden Studierenden hat. Auch wenn sich der durchschnittliche Studierende vielleicht nicht so für die SHSG interessiert, so profitiert doch jeder vom Angebot der Studentenschaft. Es kann deshalb nur in aller Interesse sein, dass dieses Amt bestmöglich besetzt ist.

Ihr seid also in erster Linie der Meinung, dass eure Studentenschafts-Erfahrung den Unterschied im Wahlkampf gemacht hat?

D: Sicherlich nicht nur. Es geht in diesem Amt darum, vor Leute zu stehen, seine Ideen zu präsentieren und die eigenen Interessen sowie die der anderen Studierenden zu vertreten. Die Leute müssen dir das abkaufen. In diesem Punkt habe ich das Gefühl, dass bei unserer Gegenpartei Defizite vorhanden waren.

Einige der Vorstandsmitglieder der aktiven Studentenschaft haben auf Facebook zu eurer Wahl aufgerufen. Wie habt ihr dies aufgenommen? Empfindet man da Mitleid, weil die Gegenpartei diese Unterstützung nicht erhält?

D: Der aktuelle Vorstand konnte jetzt ein Jahr lang die Politik der Universität aktiv mitgestalten und seinen Mitgliedern schien wichtig zu sein, dass ein möglichst weicher Übergang entsteht und die begonnene Arbeit vom neuen Team weitergeführt wird. Die von dir angesprochenen Vorstandsmitglieder haben sich dazu, wie andere Studierende auch, ein Bild von den kandidierenden Teams gemacht und sich danach entschieden. An der Tatsache, dass sie sich als Studierende entschlossen haben, andere zur Wahl ihres favorisierten Teams zu bewegen, finde ich nichts Verwerfliches.

Entsteht da bei euch Druck, alle angefangenen Projekte nach dem Gusto des aktuellen Vorstandes weiterzuführen, da ihr ja deren Wunschkandidaten seid?

D: Auf keinen Fall. Es geht uns nicht darum, nach der Pfeife des aktuellen Vorstandes zu tanzen, sondern die Wünsche der Gesamtheit der Studierenden umzusetzen.

Dardan, du bist gebürtiger Kosovo-Albaner und Bosnier sowie Schweizer, Bobo, du bist Serbe und Schweizer. Seht ihr euch aufgrund eures Hintergrundes auch als Vertreter der Secondo-Generation an der Uni?

B: Nein, mir geht es darum, die Studierenden allgemein zu vertreten. Dabei möchte ich bei deren Herkunft nicht differenzieren.

D: Mich freut es natürlich, wenn ich durch mein Engagement helfen kann, der Secondo-Generation anhaftende Klischees abzubauen. Die Leute sollen sehen, dass Secondos auch in der Gesellschaft mitbestimmen können und Verantwortung übernehmen wollen. Grundsätzlich geht es aber auch mir nicht speziell darum, diese Gruppe zu vertreten, sondern für alle Studierenden da zu sein.

Bobo, du bist im zweiten Semester des Assessmentjahrs. Was wäre, wenn du das Jahr nicht bestehen würdest, was wir natürlich alle nicht hoffen?

B: Da ich der erste Assessie im SHSG-Präsidium bin, kann ich aufgrund des Fehlens eines bisherigen Exempels nicht sagen, ob es möglich ist, die Tätigkeit als Vizepräsident beim Wiederholen des Assessments weiterzuführen. Wie es reglementarisch aussieht, müsste man mit der Geschäftsprüfungskommission abklären. Ich werde jedoch alles geben, dass diese Situation nicht eintreten wird und da ich im ersten Semester keine Minus-Credits hatte, bin ich sehr zuversichtlich.

Dardan, du hast im Militär Offiziersstatus. Weht in der SHSG mit deinem Einzug ins Präsidium nun ein anderer Wind?

D: (lacht) Shin, der amtierende Präsident, ist ebenfalls Offizier. Ich kann seine harte Linie also problemlos weiterführen. Aber Spass bei Seite. Grundsätzlich denke ich, dass das Gelernte als Offizier – allem voran die Führungserfahrung und die Fähigkeit, Probleme zu erfassen – durchaus Eigenschaften sind, die man auch als SHSG-Präsident gut gebrauchen kann. Aber militärischer Wind wird hier bestimmt keiner wehen.

Ich habe gehört, dass du Soldaten unter dir hattest, die sich die Initialen deines Zuges (ZZ für Zug Zeqiri) in die Haare rasiert haben. Wie hast du das bitteschön geschafft?

D: Irgendwie haben wir es geschafft, dass im Zug eine Dynamik entstanden ist, bei der alle am gleichen Strick gezogen haben und sich meine Soldaten als Mitglieder des Zug Zeqiris zeigen wollten.

B: Es ist durchaus eine Stärke von ihm, die Leute mitzureissen. Auch im Wahlkampf konnte er mich für seine Ideen begeistern.

Was hat der amtierende SHSG-Vorstand nicht umgesetzt – was man aber eurer Meinung nach unbedingt hätte umsetzen müssen?

B: Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die SHSG noch mehr getan hätte, um den Austausch mit den Studierenden zu fördern – beispielsweise in Form eines Events im Adhoc, bei dem man in ungezwungener Atmosphäre an den Vorstand hätte herantreten können.

D: Ich hätte mir eher einen etwas grösseren Flagship-Event gewünscht, der die SHSG noch stärker in die Köpfe der Studierenden gebracht hätte.

Wird es den in eurer Amtszeit geben?

D: Wir werden es bestimmt prüfen. Ob er schlussendlich stattfindet, kann ich dir erst nach der Strategieplanung sagen.

Ich habe ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass Dardan in seinem Freundeskreis als Diva beschrieben wird. Bobo, kannst du uns sagen, wie sich dies äussert?

D: Ich, eine Diva? Wer gibt dir denn solche Informationen? Das kommt aber nicht ins prisma!

B: (lacht) Siehst du, genau das meinen die Leute mit „Diva“.

Ihr habt in eurer Wahlbewerbung geschrieben, dass ihr die Schaffung neuer Dienstleistungen prüfen wollt. Ohne auf Floskeln zurückzugreifen – an was habt ihr konkret gedacht?

B: Wir wollen von den Ressourcen, die wir bereits haben, besser Gebrauch machen…
Wie war das mit den Floskeln?

B: Konkret schwebt uns ein Rechtsdienst vor, bei dem Absolventen des Jus-Studiengangs andere Studierende bei Miet- oder Kaufrechtfragen beraten. Auch möchten wir einen Fotoservice von Studierenden für Studierende anbieten, bei dem professionelle Bewerbungsbilder geschossen werden können. Auch möchten wir prüfen, ob es möglich wäre, Kurse in Excel oder Bloomberg anzubieten. Programme, bei denen in vielen Berufen Kenntnisse vorausgesetzt werden.

Wie feiert ihr euren Wahlsieg?

D: Ich muss leider den nächsten Zug erwischen, um in Basel noch einige Pendenzen bezüglich des Swiss Trips des Magellan Projekts vom Ressort International abzuhaken. Da ich dort als Organisator im Boot bin, werde ich in nächster Zeit nicht zum Feiern kommen.

B: (grinsend) Ich feiere dafür für zwei.


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