Editorial

Zeit für eine Entziehungskur!

Wir sind Junkies. Nicht nur die hartgesottenen BWLer, die sich vor dem wichtigen Meeting noch schnell eine Line reinziehen. Süchtig sind wir alle: Nach dem heiteren Lärm rauschender Partys, nach diversen Aufputschmitteln als Lernhilfe, nach virtueller Anerkennung in Online-Netzwerken. Wer hat sich noch nie beim Einloggen im Fünf-Minuten-Takt auf Facebook ertappt? Um 3 Uhr morgens gefragt, wieso er eben eine ganze Staffel «How I Met Your Mother» geschaut hat? Oder trotz guten Vorsätzen die Chips-Packung leer gegessen? Diese zwanghaften Verhaltensweisen sind denen eines Drogensüchtigen zum Verwechseln ähnlich.

Warum flüchten wir uns in den (Drogen-)Rausch? Die vorliegende prisma-Ausgabe nimmt sich dieser Frage an. Ob das Heroinspritzen im Stadtpark, der Einwurf einer Ritalintablette vor der Prüfung oder der suchtartige Musikkonsum, die Hintergründe ähneln sich. Die Sucht ist eine Flucht vor der Wirklichkeit in eine surreale Welt. Man versucht die trostlose Leere der Existenz zu füllen, dem Erfolgsdruck der Leistungsgesellschaft zu entrinnen oder die Stille des Alltags zu verdrängen.

Das mag eine Zeit lang funktionieren. Auf die Dauer ist es zum Scheitern verdammt. Wie staatliche Konjunkturprogramme machen Drogen nur kurzfristig glücklich. Probleme werden nicht gelöst, sondern aufgeschoben. «Opium heilt alles, nur nicht sich selbst,» hiess es schon im alten Rom. Wir sollten einen Drogenentzug wagen. Stellen wir uns unbenebelt und nüchtern den Herausforderungen des Lebens, statt vor ihnen zu flüchten.

Viel Spass bei der Lektüre!


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