Pfauen jagen

Wie Pfauen stolzieren sie auf dem Campus der Universität, kleiden ihre Eitelkeit in bunte Polohemden, überteuerte Sonnenbrillen und Segelschuhe. Erfolglos versuchen sie, ihre fahlen Gedanken mit dem Glanz der Armbanduhr zu kaschieren. Sie pflegen einen Stil, der diesen Namen kaum verdient, geprägt von Überheblichkeit und Dekadenz. Typisch HSG!

Alles nur Klischee? Es wäre unangebracht, allen HSG-Studierenden pauschal eine solche Stilrichtung zuschreiben zu wollen. Trotzdem würde niemand behaupten, dass die Studienjahre in St. Gallen keinen einschneidenden Einfluss auf den persönlichen Stil ausüben. Die HSG färbt ab – nicht nur auf die Kleidung, die sich proportional zur Anzahl Semester verteuert. Bereits im Assessment erliegen wir der St. Galler Dialektik und sprechen mit einer alltäglichen Selbstverständlichkeit von Effizienzsteigerung, Renditeerwartung und Prozessoptimierung.

Aber das Studium an der HSG prägt vor allem unsere Werte: Alles wird monetarisiert. Jede Handlung muss einem profitbringenden Zweck dienen. Man trifft keine Entscheidung mehr, ohne vorher Kosten und Nutzen abgewogen zu haben. Diesem Diktat der ökonomischen Rationalität unterwerfen wir uns ein Leben lang.

In jedem von uns steckt ein Pfau. Stil ist, wenn man solches Federvieh fortjagt und mehr Eigenständigkeit wagt. Nichts ist stilvoller, als vorsätzlich auf wirtschaftliches Kalkül zu verzichten: einem Strassenmusikanten eine Weile zuzuhören, einen Brief von Hand zu schreiben oder in der Vorlesung prisma zu lesen… Viel Spass bei der Lektüre!


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