Revolutionäre Stimmen aus der Vergangenheit

prisma hatte die Chance, berühmten Revolutionären der Geschichte ein kurzes Interview zu entlocken, um ihre Meinung zum aktuellen Zeitgeschehen einzuholen.

Zu Beginn sei gesagt: Die Auswahl der Interviewten umfasst absichtlich verschiedene Gebiete wie Technologie, Politik und Philosophie. Der Mangel an weiblichen Revolutionären ist nicht prismas subtiler Unterstützung des Patriarchats, sondern der Tatsache geschuldet, dass Männer stärker im historisch Kollektivbewusstsein verankert sind. Im Sinne des Pressekodex und auf Anraten unserer juristisch fachkundigen Law&Eco-Studenten weisen wir an dieser Stelle auch darauf hin, dass wir nicht wirklich Interviews mit Toten geführt haben. Das könnten selbst wir nicht.

George Washington (1732 – 1799) war der erste Präsident der Vereinigten Staaten und dafür verantwortlich, dass die USA sich im Unabhängigkeitskrieg gegen das Vereinigte Königreich durchsetzte.

Sie haben praktisch die USA erfunden. Wenn man jetzt über den Atlantik blickt und dort das politische Geschehen betrachtet, stellt sich die Frage: War das wirklich eine gute Idee? 

Natürlich war das eine gute Idee! Die USA hat sicher nicht immer alles richtig gemacht, aber dennoch muss man festhalten, dass die westliche Welt unter dem Einfluss der USA in den letzten Jahren prosperierte. Technologische Entwicklungen und das Konzept der Freiheit, dass wir lautstark in die Welt getragen haben, sind essentielle Bausteine dieses Wohlstandes.

Ganz einfach gefragt: #Imwithher oder #trump? 

Aussenpolitisch finde ich Trump nicht übel, da er sich auf das fokussiert, was wichtig ist: die USA! Aber leider ist er im Kern einfach ein Prolet, der die Werte, die in unserem Gründungsdokument beschworen werden, mit Füssen tritt. Aber Hillary? Nun ja, ich bin ja wirklich froh, dass ich nicht mehr wählen muss!

Karl Marx (1818 –1883) verfasste das «Manifest der kommunistischen Partei» und «Das Kapital». Er gilt als einer der Vordenker des Kommunismus und zählt zu den prägendsten philosophischen Revolutionären der modernen Geschichte.

Der kalte Krieg ist vorbei und der Kapitalismus hat sich auf globaler Ebene gegen den Kommunismus durchgesetzt. Wie fühlt man sich als einer der Initiatoren der Verlierer-Ideologie? 

Zuerst muss ich mich natürlich klar distanzieren. Der von der Sowjetunion praktizierte «Kommunismus» (Marx gestikuliert Anführungszeichen), insbesondere zu Stalins Zeiten hat mit meinen Ursprungstheorien wenig gemein. Die Idee an sich, die Theorie, unterstütze ich auch noch heute. Gerade der Kapitalismus hat doch erst jüngst gezeigt, wie menschenverachtend er doch im Kern ist. Die Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit resultierte aus einer von Gier erzeugten Finanzkrise; der Beinahe-Kollaps der Bankenwelt, all das ist doch symptomatisch für eure Verbrecher-Ideologie Kapitalismus. Ich glaube nicht, dass ihr Porsche-fahrenden Rosenbergschnösel das versteht, aber ich bin optimistisch: Die Bevölkerung wird wieder erwachen. Ein Comeback des Kommunismus halte ich daher nicht für ausgeschlossen. Euch Polo-Gesichtern aus der Kaderschmiede wird das Lachen schon noch vergehen!

Okay – ich denke, wir haben genug über Politik gesprochen. Es gibt ja nicht nur den Philosophen Marx, sondern auch die Mode-Ikone Marx. Ihr Bart inspirierte Generationen von Hipstern dazu, sich mit Gesichtsbehaarung möglichst «edgy» zu fühlen und dem allgemeinen Wertkonsens frech zu widersprechen. Was möchten Sie ihren Mode-Jüngern mit auf den Weg geben? 

Ich finde diese Frage dumm und möchte das Gespräch jetzt bitte beenden.

Steve Jobs (1955 – 2011), Mitgründer und ehemaliger CEO von Apple, welches unter seiner Leitung den PC-Markt, den Smartphone-Markt, das Musikgeschäft und die Uhrenindustrie revolutionierte.

Es scheint, der Apple-Hype ebbt irgendwie ab. Vor dem Berlin-Store übernachteten jüngst nur drei Personen, um sich das neue iPhone 7 zu holen. Wie erklären sie sich das?

Ich habe da eine konsistente Message: Wir müssen uns selbst mehr Zeit geben. Apple gibt es jetzt seit 40 Jahren, in dieser Zeit haben wir viel erreicht. Aber wir denken natürlich langfristiger. Schauen wir uns andere Weltreligionen an, in deren Tradition wir stehen: Das Christentum gibt es seit 2000 Jahren, das Judentum sogar seit 3000 Jahren. Um einen Kult wirklich zu etablieren, müssen wir einfach abwarten. Daher sind Schwankungen im Hype für uns kein Problem. Glauben Sie mir, in den heiligen Hallen von Cupertino arbeiten wir schon am nächsten Big Thing, das die Leidenschaft unserer Jünger entfachen wird.

Jesus (4 BC – 30 AD) Sohn Gottes und prägende Gestalt zahlreicher Weltreligionen.

Grüss Gott Herr Christus. Sie haben Ihr kurzes Leben damit verbracht, Liebe und Vergebung zu predigen. Retrospektiv betrachtet, finden Sie, Ihre Botschaft hat sich durchgesetzt? 

Bitte, Sie können mich Jesus nennen. In der Tat, durchgesetzt hat sie
sich leider nicht. Wenn ich mir zum Beispiel Tinder ansehe, dann fühle ich eine Entfremdung an Menschlichkeit. Das ist sehr schade. Aber es hat auch etwas Positives: Es gibt immerhin mehr Sex als zu meiner Zeit. Das hat auch was! (Jesus zwinkert uns zu).

Wie ist Dein Verhältnis zu Kanye West aka Yeezus? Ist er, wie behauptet, Deine Reinkarnation im 21. Jahrhundert?
Nein, im Christentum gab es nur eine Wiedergeburt. Meine. Die liegt jetzt nun fast 2000 Jahre zurück, aber in meinem Ruhm muss sich jetzt nun wirklich nicht gesonnt werden. Wer unbedingt wiedergeboren werden will, der sollte dannvielleicht zum Buddhismus überlaufen. Das Fegefeuer hab ich euch ja jetzt eh erspart, kann man also ohne Probleme machen. Habe ich dafür je eine Dankeskarte erhalten? Nein.

In ganz Europa gibt es Strömungen, die die Islamisierung des Abendlandes fürchten. Was meinst du dazu? 

Mein Dad, dein Gott, hat da mal eine tolle Metapher benutzt. Das ist im Grunde wie im HipHop. Du kannst die East-Side feiern, du kannst die West-Side feiern, aber im Grunde, feierst du bei beiden den HipHop! Du liebst den Beat, du liebst den Flow. So ist es auch mit Religionen. Die Gemeinsamkeiten sind eigentlich viel stärker als die Unterschiede. Das sollten wir uns einfach immer wieder ins Bewusstsein rufen. Dann klappt es auch mit dem Zusammenleben. Peace, I’m out!

Illustration Deborah Maya Beeler


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