Scheitern leicht gemacht

Gibt es ein Rezept, um aus dem Scheitern und dem daraus resultierenden Tiefpunkt ohne Verletzung hervorzugehen? Auf der Suche nach Antworten.

Aus Fehlern wird man klug», so heisst es zumindest. Das beruhigt die Gemüter, wenn es um das Thema Scheitern geht, jedoch keineswegs. Niemand ist wirklich von Situationen angetan, in denen alles schiefgeht und man einen grossen Misserfolg verzeichnen muss. Schnell soll diese ärgerliche und schmerzhafte Erfahrung überwunden werden, jedoch gestaltet es sich schwierig, Fehlentscheidungen einzugestehen und den nächsten Schritt zu wagen. Das erfordert Mut, zeugt aber auch von innerer Grösse. Häufig folgt auf solche Fehlschläge eine Spirale der Wut – auf sich selbst, auf andere, auf äussere Umstände und Ungerechtigkeiten – in die man sich immer weiter hineinsteigert. Je intensiver die Erfahrung des Scheiterns war, desto schwieriger wird es auch sein, sich aus dieser Spirale zu befreien und die negativen Gefühle zu verarbeiten.

Mit der Erkenntnis zur Veränderung

Der Blick sollte von der Schuldfrage weg auf die Analyse des eigenen Misslingens gerichtet werden. Eine klare Lehre kann nicht immer aus solch einer negativen Erfahrung gezogen werden, oftmals handelt es sich um eine Verkettung von unglücklichen Umständen, ein Gewirr von Ursachen, woraus sich kein klares Bild ableiten lässt. Dennoch sollte man sich die Frage stellen, was in Zukunft kontinuierlich zu verbessern ist. «Fehler werden gemacht, damit danach eine Erfahrung stattfindet und aus dieser wiederum das Erkennen stattfindet und dadurch eine Veränderung vorgenommen wird», sprach bereits Konfuzius in seinen Lehren. Angst vor zukünftigen Fehlern und daraus resultierendem Scheitern zu entwickeln, ist dabei der allergrösste Fehler, den man begehen kann. «Die Dummen machen stets die gleichen Fehler, die Klugen immer neue». Solche Erlebnisse sind unausweichlich.

Mit Erfolg gewinnen wir zwar Stärke und Bestätigung. Die viel wichtigeren Lebenserfahrungen machen wir aber häufig mit Niederlagen. Fehler zuzugeben, aber den eigenen Selbstwert nicht ans Richtigmachen zu knüpfen, das ist die wahre Kunst. Auf der Suche nach dieser Erkenntnis können aufmunternde Kommentare und Schulterklopfer von Familie oder engen Freunden helfen. In anderen und ernsteren Fällen gelingt dies vielleicht nur mit professioneller Hilfe.

Erschwerender Faktor

Der Anspruch an die eigene Leistung ist in der heutigen Zeit sehr hoch, vor allem bei jüngeren Generationen. Das Können einer Person wird zunehmend an deren Erfolgen gemessen, und für Niederlagen wird sie verurteilt. Ist es das vorherrschende Leistungsdenken, das unsere Gesellschaft zunehmend krank macht?

Man möchte reinpassen, mit dem Strom schwimmen und ebenfalls Erfolge aufweisen. Leistungsdenken, Selbstoptimierung, Vergleichs- und Wettkampfdenken werden zu einem inneren Mantra, das einen bis zum Anschlag antreibt; soweit, dass der eigenen Selbstausbeutung nicht mehr abgeschworen werden kann. Scheitern hat in einer solchen Welt keinen Platz.

Bild Livia Eichenberger


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