SHSG im Rückblick

Ende Mai ist es wieder soweit: Ein neuer Vorstand übernimmt das Zepter im Studentenschaftshaus. Aus diesem Anlass ergreifen zwei ehemalige SHSG-Präsidenten, die heute im öffentlichen Fokus stehen, das Wort.

 Sascha Spoun: In einer Linie

Die Studentenschaft der HSG zeichnet etwas charmant Konstantes aus: Wenn ich zu meiner Zeit im Vorstand von 1992 bis 1994 mit Alumnae und Alumni gesprochen hatte, genauso wie wenn ich heute mit nachfolgenden Generationen spreche, so geht es um die Institution HSG, der sich so viele verbunden fühlen, Feste und Feiern, die viele Erinnerungen prägen, sowie das Studium, das zwar anspruchsvoll sein darf, aber nicht unnötige Arbeit machen oder ungerecht oder altmodisch sein sollte. Die HSG-Studierenden scheinen sich ihrer selbst bewusst zu sein. Ähnliches verbindet die Generationen.

Damals stand gerade die zweite Welle der IT-Revolutionen an, nachdem ein IT-Package Ende der 1980er-Jahre eine der Besonderheiten im HSG-Grundstudium war, mit der Umstellung auf Lotus Notes 1992. Die HSG gehörte zu den ersten Unis überhaupt, die eine solche IT-Umgebung für alle Institute und Studierenden anbot, die SHSG war eine der Pilotinstitutionen. Eine neue Art der Kommunikation nicht nur innerhalb der HSG, sondern weltweit, hatte begonnen. Die ersten Webseiten wurden online gestellt. Viele Schritte folgten seither, insbesondere das Bidding-System ab 2002 im Zuge der Neukonzeption der Lehre sowie Generationen von Lernplattformen (zum Beispiel das Studynet). Universitätsübergreifende Lernsysteme (MOOCs und nachfolgende Entwicklungen) werden in Zukunft die reale HSG-Welt immer stärker virtuell ergänzen. Nicht nur die Digitalisierung, auch die Internationalisierung entwickelte sich dynamisch. Das Ressort International war schon Anfang der 1990er-Jahre das grösste und die «study tours» legendär, die HSG neu im CEMS-Netzwerk dabei und Professor Heinz Hauser überzeugt, sein Thema der «Aussenwirtschaft» auch auf die Universitätsentwicklung zu übertragen, indem er das Netz der Partnerunis immer enger knüpfte. Die Studentenschaft unterstützte dies durch die dauerhafte Anmietung eines Wohn- und Aufenthaltshauses in der Dufourstrasse und den Bau eines solchen in der Langgasse. Ein gutes Investment aus dem Sozialfonds, womit wir viele dazu gewinnen konnten.

Das «Weissenstein» als studentisches Café mussten wir 1992 schliessen, unter anderem weil der Eigentümer umbauen wollte. Optionen auf Nachfolgen mussten verworfen werden, weil sie zu wenig attraktiv waren. Schade war, dass wir das Haus mit dem Restaurant Wienerberg nicht kaufen konnten. Ein Mittelpunkt der Arbeit und Höhepunkt des Jahres war der Hochschulball jeweils am Abend des Dies academicus, der zusammen mit vielen Vereinen und Verbindungen, der Ballkommission und Sponsoren gestaltet wurde und jedes Jahr einen beachtlichen Überschuss erzielte. Aus den Vorständen 1992/93 und 1993/94 sind weitere Aktive hervorgegangen, unmittelbar Roger Jann, mein Nachfolger als Präsident, genauso wie Peter Hogenkamp im Anschluss, der dann auch die HSG Alumni mit aufgebaut hat. So verbinden uns und Weitere heute nicht nur die HSG als Alma mater, sondern auch viele geteilte Erinnerungen und Erfahrungen, die eben das Besondere ausmachen. Übrigens, damals liefen noch unter dem Rektorat von Rolf Dubs wegen des Aufkommens der Fachhochschulen die Diskussionen um die Benennung der HSG: von Hochschule St.Gallen zu Universität St.Gallen (HSG), einerseits um Universität als Institutionenbezeichnung zu führen, anderseits um die bekannte Marke und Abkürzung HSG zu erhalten. Die HSG ist sich seither treu geblieben.

Sascha Spoun ist Präsident der Leuphana Universität Lüneburg und Gastprofessor an der Universität St. Gallen. Während seiner Studienzeit hatte er zwei Jahre (1992 bis 1994) das Amt des SHSG-Präsidenten inne, wo er unter anderem die Studentenwohnheime errichtete sowie den Mentoring-Preis erschuf.

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Peter Hogenkamp: «Serviceorganisation für Studierende»

Wer über die Studentenschaft der HSG mit Kommilitonen von anderen Unis spricht, läuft Gefahr, aneinander vorbeizureden. «Für welche Partei kandidierst du denn?», wird man gefragt, oder was die politischen Ziele seien. An der HSG läuft das etwas anders, habe ich jeweils gesagt. Natürlich ist die Studentenschaft auch die politische Vertretung der Studierenden, aber mindestens ebenso sieht sie sich als Serviceorganisation für Studierende (so überschrieben wir auch den Artikel zu unserem Vorstandsjahr in der damaligen «HSG-Information»), die ihren Mitgliedern das Leben an der Uni etwas angenehmer machen will.

Zu diesem Anderssein gehörte immer der freundliche Grundton zwischen Studierenden, Dozierenden und dem Rektorat, in meinem Jahr mit dem leider inzwischen verstorbenen Rektor Georges Fischer. Es gehört zur Gründungslegende des uns freundschaftlich verbundenen «ISC», welches das heutige St.Gallen Symposium orga- nisiert, dass man kurz nach 1968 steinewerfenden Kommilitonen an anderen Unis den konstruktiven Dialog entgegensetzen wollte. Dieser Geist durchweht seitdem wohl durchgängig die studentischen Aktivitäten.

Um die meisten Ämter in der Studentenschaft gab es damals nur selten Kampfwahlen, aber Ausnahmen bestätigen die Regel: In unserem Wahljahr 1995 traten zum einzigen Mal in der von mir miterlebten Zeit zwei komplette Siebenerteams zu den Vorstandswahlen an: unser Team gegen das meines Kommilitonen Emanuel David Haldi. Wir durften uns über das Vertrauen der Mehrheit freuen.

Die genannten Kollegen vom ISC unterstützten uns, indem sie mit der riesigen im HSG-Keller aufgebauten Druckstrasse des Sponsors Xerox unsere professionell gelayou- tete 14-seitige Wahlkampfbroschüre druckten. Sie hatten gerade noch etwas orangefarbenen A4-Karton herumliegen, den wir als Umschlag verwendeten. Orange wurde so eher zufällig die «Corporate Color» für unser Vorstandsjahr.

Auch dieser Anspruch an die eigene Professionalität ist ein Merkmal studentischen Engagements an der HSG: Man will zeigen, dass man bei den Grossen mitspielen kann. Manche Auswüchse davon, etwa, dass ich vor jeder offiziellen Uni-Sitzung schnell nach Hause lief, um mit Anzug und Krawatte (sowie «just in time» gebügeltem Hemd) zu erscheinen, muten mir in der Rückschau etwas übertrieben an, aber sie dokumentierten neben dem genannten Anspruch auch den Respekt vor der Institution. Mein Lieblingsbeispiel für die Kultur an der HSG ist, dass ihre Studierenden in einer Konsultativabstimmung 1997 sogar für eine freiwillige Erhöhung der Studiengebühren votierten, für mich ein Spiegelbild der direkten Demokratie.

Eine Herausforderung für jede studentische Organisation ist die Sicherung der Kontinuität. Durch meine spätere Tätigkeit als Geschäftsführer von HSG Alumni konnte ich die Entwicklung der Studentenschaft über ein ganzes Jahrzehnt beobachten. In meinen Vorstandsjahr 1995/96 luden wir uns ein grosses Programm auf, etwa mit der Einführung des Mentorenprogramms, das heute in die Startwoche übergegangen ist, und viele fragten: Ist das nicht zu viel für eure Nachfolger? Wenn ich mir 20 Jahre später die Studentenschaft anschaue, stelle ich erfreut fest, dass das Grundprinzip «Serviceorganisation für Studierende» sogar noch deutlich ausgebaut wurde und der Vorstand sich, auch durch den neuen Zuschnitt der Ressorts und die deutliche Erweiterung der Teams, weiterhin sehr gut aufgestellt zeigt.

Peter Hogenkamp studierte von Herbst 1990 bis Frühling 1996 an der HSG und war von 1998 bis 2000 erster Geschäftsführer von HSG Alumni. Heute ist er CEO eines Start-ups, das die Aggregator-App «Niuws» betreibt. Zuvor sass er dreieinhalb Jahre in der Geschäftsleitung der NZZ.

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