Weltwettstreit der Worte

Im irländischen Städtchen Cork fanden zum Jahreswechsel hin die Weltmeisterschaften im Debattieren statt. Zum ersten Mal mit dabei war auch ein Team des DebatingClubs der HSG, um gegen prominente Konkurrenz wie Oxford und Yale anzutreten.

Obwohl das gekonnte Argumentieren eine bis in die Antike zurückreichende Geschichte hat, führt es im deutschsprachigen Raum oft noch ein Schattendasein – zu Unrecht. Der angelsächsische Raum ist in dieser Hinsicht deutlich entwickelter. Hier gibt es seit dem neunzehnten Jahrhundert etablierte Debattiervereine, die häufig nicht nur einen wichtigen Pfeiler der jeweiligen Universitäten bilden, sondern oftmals auch die grossen Persönlichkeiten der jeweiligen Zeit hervorbrachten. Der 2003 gegründete St. Galler Verein ist im Vergleich noch sehr jung, konnte aber schon viel Erfahrung an Turnieren in Deutschland sammeln. Dennoch bedeutet die Weltmeisterschaft einen neuen Höhepunkt des Vereins.

Worum geht es beim Debattieren?

Im Mittelpunkt stehen das gekonnte Analysieren und Strukturieren eines Themas, die Wiedergabe anschaulicher Argumente und Analogien und somit das Überzeugen eines kritischen Publikums. Dabei steht der Redner unter Zeitdruck. Zwischen der Bekanntgabe des Themas und der eigentlichen Debatte stehen gerade mal 15 Minuten Vorbereitungszeit. Daher fällt es vielleicht schwer zu glauben, dass Debattieren eigentlich ganz einfach ist und viel Spass macht. Gerade umstrittene oder emotionale Themen bieten eine gute Grundlage für spannende Debatten.

Die «World University Debating Championships»

Abseits davon dauert es nie lange, bis man Leute kennen lernt, und genauso schnell ist man mitten in den ersten Streitgesprächen über weltpolitische Themen angelangt. Da die WUDC «World University Debating Championships» sehr entspannend anfingen, war es auch hier nicht anders. Die ersten zwei Tage waren geprägt von Info-Veranstaltungen und der Möglichkeit, Stadt und Konkurrenz kennen zu lernen.

Am dritten Tag wurde es ernst. Insgesamt waren 9 Runden, die über drei Tage verteilt stattfanden, zu überstehen. Los ging’s mit dem ersten Thema: «Dieses Haus würde jede Form von Glücksspiel verbieten!» Uns gibt das Los die Aufgabe, gegen dieses Thema zu sein. Nach einer Stunde knallhartem Schlagabtausch steht fest: Wir haben in der ersten Runde den 2. von 4 Plätzen belegt – nur Sydney ist vor uns. Damit sind wir zufrieden. Die Themen der weiteren Runden an den drei Turniertagen waren «Keine Trennung nach Religionen an nordirischen Schulen», «Soll Ehebruch kriminalisiert werden?» und «Soll Abchasien unabhängig werden?».

Der Abend der Wahrheit

In einem typisch irischen Pub findet die Verkündung statt. Die Namen der Teams, die weiter sind, werden verkündet. St. Gallen ist nicht dabei – aber mit einem 45. Platz in der ESL (English as a Second Language) Rangliste sind wir fürs erste Mal zufrieden. Ein weiterer Grund, warum wir nicht allzu traurig sind: Die allabendlichen Partys sind genial, und wenn man am nächsten Tag nicht antreten muss, darf der Abend auch etwas länger dauern. Während also jene Teams, die weiter waren, zurück ins Hotel gingen, konnten wir Irland noch einige Tage geniessen. Gewonnen hat am Ende Oxford zum Thema «Dieses Haus würde jede Form von Abtreibung verbieten».

Im nächsten Jahr finden die Weltmeisterschaften in der Türkei statt und wir hoffen, auch dann wieder teilnehmen zu können. Bis dahin bieten wir jedem Interessierten an, bei uns vorbeizuschauen. Wir debattieren zwei Mal in der Woche und freuen uns immer, neue Leute bei uns begrüssen zu dürfen. Mehr Informationen findest du auf DebatingClub.ch.


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