Eine Serie über Outlaws, die viele Elemente von der Geschichte von Shakespeares Hamlet enthält? In der Schweiz noch kaum beachtet, läuft in den Vereinigten Staaten bereits die fünfte Staffel der von FX produzierten TV-Serie „Sons of Anarchy“. In der Serie geht es um einen kalifornischen Biker Club, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Städtchen Charming und dessen Einwohnern zu beschützen. Doch reine Schutzengel sind die Sons of Anarchy, wie sie sich nennen, überhaupt nicht. Neben dem Betreiben einer Reparaturwerkstatt versuchen sich die Biker im vermeintlich lukrativen illegalen Waffenhandel. Daneben tragen sie fortlaufend Kleinkriege mit anderen Gangs und Clubs aus. Da der örtliche Police Officer ein alter Freund ist und nicht selten beide Augen zudrückt, bleiben ihnen juristische Nachspiele zwar nicht immer, aber oftmals erspart.
Jax Teller, Vize-Präsident des Motorcycle Club, beginnt sich in der ersten Staffel immer mehr zu hinterfragen, ob das, wofür die Sons of Anarchy einstehen, überhaupt richtig ist. In der Garage seines Elternhauses findet er dann auch noch alte Tagebücher seines verstorbenen Vaters. Dieser war Gründungsmitglied der Sons of Anarchy und hielt seine vielen Zweifel am Sinn und Zweck des Clubs schriftlich fest. Als dann auch noch die Ärztin Tara, Jaxs Jugendliebe, in die Stadt zurückkehrt, beginnen sich einige Mitglieder des MCs Sorgen um Jax zu machen.
Der Produzent Kurt Sutter, dessen Handschrift auch schon die Cop-Serie „The Shield“ trägt, schuf mit „Sons of Anarchy“, eine Serie, die nicht nur durch Spannung, sondern auch durch ausserordentliche schauspielerische Leistung überzeugt. So gewann Katey Sagal (bekannt aus „Eine schrecklich nette Familie“ und „Meine wilden Töchter“) einen Golden Globe als beste Schauspielerin in einer Drama-Serie. In der Serie überragt sie in der Rolle der kontrollsüchtigen Gemma, Mutter von Jax und Gattin des Präsidenten Clay Morrow. Gemmas Einfluss auf den Club ist enorm, obwohl Frauen in dieser Szene normalerweise nichts zu sagen haben.
Doch auch der restliche Cast überzogt mit schauspielerischen Leistung. Sei es Kim Coates, der in der Rolle als skrupellose rechte Hand von Clay überzeugt, oder Charlie Hunnam, der als Jax Teller brilliert. Grund für die gute Auswahl der Schauspieler, sowie auch die Authentizität der Geschichte mag sein, dass der Produzent Kurt Sutter selbst einige Zeit mit Mitgliedern eines Outlaw-Clubs verbrachte. Was ihn am meisten beindruckt hat, sei die Loyalität gegenüber dem Club, die über allem anderen – sei es Familie oder Gesetzt – steht. Dieses Charakteristikum kommt folglich auch in der Serie deutlich zum Ausdruck.
Allerdings muss gesagt werden, dass die Serie nicht für Leute mit schwachen Nerven geeignet ist. Die Sons und ihre Gegenspieler agieren teilweise mit äusserst brutalen Methoden. So wird beispielsweise in der ersten Staffel einem ehemaligen Mitglied die obligatorische Rückentätowierung bei Bewusstsein mittels Bunsenbrenner entfernt. Auch die Hinrichtung von Zeugen und Rachemorde stehen an der Tagesordnung.
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