Drei HSG-Studenten erzählen, warum sie ein Urlaubssemester mach(t)en und weshalb das nicht per se Ferien bedeutet.
Zugegeben: Auf dem Campus ist der Platz beschränkt – sei es in der Bib oder während des Mittagessens in der Mensa. Die Statistik der Immatrikulierten aus dem vergangenen Herbstsemester dürfte aber in Bezug auf die Aus- und Neubaudiskussionen rund um das Projekt «Campus 2022» neu entfachen: Von den insgesamt 6’918 eingeschriebenen Assessment-, Bachelor- und Masterstudenten waren sage und schreibe 1’237 im Urlaubssemester – das sind fast 18 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass die 15 Assessies (wahrscheinlich Finanzbuchhaltung nicht bestanden oder im Rekurs?), 465 Bachelorstudenten (vielleicht im Praktikum?) und 757 Masterstudenten (womöglich am Hadern mit der Masterarbeit?) während ihres Urlaubssemesters nur selten auf dem Rosenberg anzutreffen waren. Die «Ferientechniker» dürften also dazu beitragen, dass die Platznot an der HSG nicht noch stärker zu spüren ist.
Was sich wie Spass anhört und Bilder wie Sonne, Strand, Cocktails und Rucksackreisen hervorruft, ist in Tatsache oft entweder unfreiwillig oder dann mit Arbeit verbunden – das zeigt zumindest die Umfrage von prisma. Auf unserer Suche nach Studenten, die sich gerade in einem Urlaubssemester befinden, meldete sich keiner der über tausend Ferien-Studenten, der auch wirklich im Urlaub ist.
Masterarbeit und Trainee-Programm
Tobias Geser, 27, Letztes Semester (Master Economics): «Mein allererstes Urlaubssemester ist zugleich mein 13. und letztes Semester an der HSG. Es war eigentlich von Anfang an geplant, dass ich nicht schon im Frühlingssemester 2014 mit meiner Masterarbeit fertig sein werde, darum mache ich jetzt ein Urlaubssemester, Kurse muss ich keinemehr belegen. Ich habe die Arbeit zwar schon im August fertig geschrieben, weil die offizielle Abgabe aber erst im November ist, bezahle ich nun die Gebühren für das Urlaubssemester. Im Oktober bin ich als Trainee bei der Raiffeisen eingestiegen – jetzt warte ich nur noch auf mein Diplom. Für das kommende Frühlingssemester habe ich mich exmatrikuliert.»
Masterarbeit und Buchhaltungsprüfung
Myriam Marending, 24, 3. Semester (Master Economics): «Ich habe den Bachelor an der Uni Genf gemacht und muss nun deshalb hier noch die Buchhaltungsprüfung ablegen. Das ist aber nicht der ausschlaggebende Grund für ein Urlaubssemester. Im Frühling 2014 merkte ich, dass ich im nächsten Semester eigentlich keine Kurse mehr offen haben werde – ich müsste lediglich noch die Masterarbeit schreiben. Dazu kam, dass ich dann die Möglichkeit zum Absolvieren eines Praktikums bei
der Schweizerischen Nationalbank erhielt.
Eine Pause vom Studium hatte ich nicht aus Erschöpfung nötig. Mein Drang, hinaus in die Arbeitswelt zu kommen, verhalf mir die Masterkurse (mit leichter Verbissenheit) schnell abzuschliessen. Und was passiert jetzt: Mich zieht es schon wieder an die Uni! Im nächsten Jahr möchte ich entweder einen zweiten Master oder den PhD in Angriff nehmen. Eine ruhige Kugel zu schieben und eine erholsame Zeit zu geniessen – davon bin ich trotz Urlaubssemester weit entfernt.»
Assessment: failed! Urlaubssemester für FiBu
Fräulein Anonymous*, 19 1. Semester (Assessment): «Mir ist es ein wenig peinlich… darum erwähnt auf keinen Fall meinen Namen! Das erste Semester des Assessments habe ich leider nicht geschafft. Einen Dreier in BWL, VWL und in Mathe liessen meine Minus-Creditpunkte auf 14.5 steigen. Ich flog also in hohem Bogen raus. Den ersten Prüfungstermin für Finanzbuchhaltung nahm ich nicht wahr. Deshalb kam mir die Idee, ein Urlaubssemester einzulegen. Der einzige Grund war, dass ich vor einem neuen Versuch mit dem Assessment die FiBu-Prüfung schon ablegen konnte. Jetzt bin ich wieder im ersten Assessment-Semester
und habe wenigstens die FiBu schon hinter mir.»
*Name der Redaktion bekannt