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  1. Solar Art – Kunst und Klimawandel werden an der HSG vereint

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    «Ein Kunstwerk ist nie nur ein Objekt, es ist auch, wie es benutzt und genossen wird, wie es Fragen aufwirft und Denk- und Lebensweisen verändert.» – Olafur Eliasson

    Genau dieses Zitat haben sich Masterstudierende des Programmes Managing Climate Solutions (MaCS-HSG) zu Herzen genommen – mehr Aufmerksamkeit für Klimalösungen durch Kunst zu schaffen.

    Beim Managing Climate Solutions (MaCS-HSG) Programm handelt es sich um ein neues Zertifikat, welches Studierende aus unterschiedlichen Masterstudiengängen vereint und ihnen die Möglichkeit gibt, mehr über die Entwicklung von Klimalösungen zu lernen.

    Das Ziel ist es, Studierenden das Thema Klimawandel nahezubringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Vielfalt an Lösungsansätzen zu erforschen. Durch das Zertifikat haben Studierende die Möglichkeit, notwendige Fähigkeiten und Methoden zu erlernen, um das Ausmass und die Komplexität der aktuellen Klimakrise zu bewältigen. Im September 2020 startete das MaCS-Programm in die erste Runde und auch die Bewerbungsphase für das HS21 läuft bereits auf Hochtouren.

    Eines der diesjährigen Projekte der MaCS-Studierenden läuft unter dem Namen „Solarizing HSG“ und hat sich zum Ziel gesetzt, den Campus der Universität St.Gallen mit Solaranlagen auszustatten und somit das Bewusstsein für das Potenzial erneuerbarer Energien zu schärfen. Das Projekt „Solar Art“ ist Teil des übergreifenden Projekts und will nachhaltige Klimalösungen durch Kunst für jeden erlebbar machen und eine emotionale Bindung zum Thema Klimakrise entwickeln. Die Idee hinter dem Projekt besteht darin, die Klimakrise auf dem Universitätscampus greifbarer zu machen.

    Durch das Kunstwerk erhofft sich das Projektteam das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen und strebt danach, andere nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Handeln anzuregen. Indem die Studierenden eine innovative Perspektive und Herangehensweise auf das Thema Klimawandel bieten, versuchen sie, möglichst viele Anspruchsgruppen für die Dringlichkeit des Themas zu sensibilisieren. Kunst hat die Kraft eine revolutionäre Sichtweise zu schaffen. Und wo passen Kunst und Nachhaltigkeit zukünftig besser zusammen, als an der HSG? Durch das MaCS-Programm legt die HSG einen noch stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimalösungen. SolarArt ist ein weiterer Schritt in eine bessere Zukunft.

  2. Kunst und Demokratie? Raus aus der „Wohlfühlzone“!

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    Die HSG ist bekannt für ihren Status als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas.Trotz ihres vorwiegend auf die Wirtschaft zugeschnittenes Angebot verfügt die Universität über verschiedene Angebote, die den Studierenden auch humanistische und künstlerische Facetten zugänglich machen. Einerseits besteht an der HSG eine beachtliche Kunstsammlung mit Kunstwerken von berühmten Künstlern wie Alberto Giacometti oder Jean Arp, ohne dabei zu vergessen, dass die Architektur des Hauptcampus selbst einen kunsthistorischen Meilenstein des Brutalismus darstellt. Andererseits bietet die Universität auf Bachelor- und Master-Niveau Kontextstudien an, welche eine flächendeckende Vertiefung in andere Fachrichtungen ermöglichen, und dabei oftmals auch die Kunstwerke auf dem HSG-Campus miteinbinden. Im Frühjahrssemester 2017 ist ein neuer Kurs zum bisherigen Angebotskatalog der HSG dazu gestossen: „Kunst und Demokratie“ mit Prof. Tina Freyburg, die den Lehrstuhl für Comparative Politics innehat, ermöglichte den Studierenden, ihre „Wohlfühlzone“ zu verlassen und künstlerisch aktiv zu werden.

    Auch wegen meines politikwissenschaftlichen und kunsthistorischen Hintergrunds wollte ich mehr über dieses „Neue Ding“ im Masterstudium erfahren und durfte dazu den ehemaligen MIA-Studenten Julian Vasiljevic befragen. Julian ist ein ehemaliger HSG-Student aus Berlin mit Bachelor- und Masterabschluss in International Affairs.

    Wie unterscheidet sich dieser Kurs von anderen HSG-Kursen?

    Im Vergleich zu anderen Kursen fiel Julian bei „Kunst und Demokratie“ sofort die enge Betreuung durch die Dozierenden auf, sprich zwei Dozierende (Tina Freyburg und Rebecca Welge) und ein Bildhauer (Friedhelm Welge). Die Struktur des Kurses erschien auch nicht so streng wie er dies manchmal in anderen Kursen erlebte; als Studierender erhielt man relativ viel Raum, um sich einzubringen, mitzumachen und sich kreativ zu betätigen. Ein Teil der entstandenen Bilder sind übrigens im Unigebäude an der Müller-Friedbergstrasse 8 (5. Stock) zu sehen.

    Was lernt man in einem solchen Kurs?

    In einem ersten Schritt wurde den Studierenden zuerst das politikwissenschaftliche Grundwissen über die relevantesten demokratischen Theorien vermittelt. Die darauffolgende Anwendung – wie man Demokratie in Kunst „hineininterpretiert“ und dann künstlerisch umsetzt – entpuppte sich als ein etwas schwieriger Schritt. Zu diesem Zweck suchten sich die Studierenden ein paar Kunstwerke an der HSG heraus, mit der Aufgabe die unterschiedlichen Demokratiemodelle anzuwenden. In Julians Fall war dies die Giacometti Skulptur im 2. Stock im Hauptgebäude, die er mit dem liberalen Demokratiemodell verband. Die Verbindung zwischen Kunst und Demokratie diskutierten die Teilnehmer auch am Leben und Werk von Joseph Beuys. Dieser hat sich durch seine Kunst aber auch neben seiner Kunst stark für seine politische und demokratische Überzeugung eingesetzt. Das darauffolgende künstlerische Schaffen sollte den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre eigenen Auffassungen der Demokratie in eigenen Kunstwerken zu reflektieren und diese dann auch im angemessenen Umfeld auszustellen. Zum Abschluss des Praxisworkshops haben alle Teilnehmer zusammen ein grosses Gemälde entworfen. In dieses Werk flossen die erworbenen künstlerischen Fähigkeiten, aber auch das entwickelte demokratische Verständnis mit hinein. Nach Julian hatte der ganze Prozess, dieses Werk zu kreieren, auch etwas Demokratisches an sich. Es ging um Diskussionen, Entscheidungen, Kompromisse, Arbeitsteilung und ein gemeinsames Ergebnis. Das Ergebnis fand er sehr beeindruckend. Er hätte von sich selbst nicht gedacht so etwas einerseits malen zu können und andererseits auch so viel Freude daran zu haben. Für Julian war der Lerneffekt sehr gross im künstlerischen wie auch in der Wahrnehmung von Demokratie.

    Was ist Kunst und Demokratie?

    Julians Meinung nach gibt es einen riesigen Interpretationsspielraum zum Tandem „Kunst und Demokratie“. Beispielsweise kann ein Kunstwerk einerseits mit Demokratie in Verbindung gebracht werden, andererseits kann man die Demokratiefrage auch auf den Kunstmarkt anwenden. Bei Gerhard Richters Werken wird meist der Preis über den Markt bestimmt und oft weiss man nicht, wer da die Fäden in der Hand hat. Bei solchen Vorgehensweisen kann es natürlich auch undemokratische Elemente entfalten. Der deutsche Bildhauer Friedhelm Welge hat den Studierenden besonders bei der Interpretation der Kunstwerke und dem Entwickeln und Ausdruck von Kreativität unter die Arme gegriffen.

    Herausforderungen?

    Da es sich um die Erstauflage handelte, war es für die Dozierenden interessant zu sehen, wie ihr Konzept ankommt und wie weit man mit den Studierenden im Thema Kunst gehen kann. Beim politikwissenschaftlichen Theorieteil musste man sich ausführlich mit den verschiedenen Theorien auseinandersetzen und im kunstangewandten Teil haben Studierende und Dozierende gleich viel dazu beigetragen, da alle gemalt haben. Dabei musste man sich schon aus der Wohlfühlzone wagen. Vergleichsweise macht man in anderen HSG-Kursen, was man normalerweise so tut, man schreibt, man hält eine Präsentation oder absolviert eine Prüfung. Bei Kunst und Demokratie stand jedoch das individuelle politische Verständnis und das künstlerische Schaffen im Vordergrund, wobei das aktive Malen sich für Julian ein bisschen auch als Herausforderung entpuppte. Ein bisschen Selbstüberwindung schafft dem Abhilfe.

    Warum sollte man einen solchen Kurs im Kontextstudium besuchen?

    „Kunst und Demokratie“ war eine Veranstaltung, die man normalweise nicht an der HSG antrifft. Der Kurs war dafür ausgelegt, etwas Neues im Kontextstudium auf Masterebene auszuprobieren und kreativ aktiv zu werden. Inhaltlich lernt man viel zum Thema Demokratie und auf spielerische Art und Weise werden die Bildenden Künste erprobt und erlernt. Der Kurs soll auch ein Ansporn sein, sich mit der eindrücklichen Kunstsammlung der HSG gründlicher auseinanderzusetzen. Die Dozierenden planen, den Kurs erneut anzubieten.

    Mehr Informationen

    Über den Autor

    Alexander Griesser promoviert derzeit an der HSG zum Thema Populismus und Kunstfotografie. Ausserdem arbeitet er als Wissenschaftlicher Assisstent und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Spanische Sprache und Literatur (SHSS-HSG) und dem Centro Latinoamericano-Suizo (CLS-HSG).

  3. „Sorry, döfi echt dini Essensreste?“

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    13.30 Uhr, A Mensa. Zwei Männer Mitte Zwanzig mit auffallenden, roten Küchenschürzen betreten die Kantine. Einen kurzen Augenblick später steht einer der beiden an unserem Tisch und stellt sich als einer der Künstler der „intervention – young artists on campus“ vor. Er klärt uns über sein Anliegen auf: „Mir sammled Essensreste zums nacher verchole“. Die übliche Montagsbeschäftigung halt. „Ich han da scho ganz en huufe schöni Sache becho“, meint er halb stolz, halb begeistert. Behutsam öffnet er daraufhin seine Keksschachtel, die er in Händen hält und lässt uns einen Blick auf seine erworbenen Schätze erhaschen: zwei Cherrytomaten, einige Pommes und ein Hämpfelchen Maccaroni mit Käse. Mit dem Blick auf unsere Teller gerichtet, auf welchen sich nur noch je ein einsamer Schnitz Zitrone befindet, folgt die Frage, ob wir vielleicht auch etwas spenden würden. Obwohl wir die eigentlich gerne selbst mit nach Hause genommen hätten, um eine Bio-Halskette zu basteln, willigen wir ein. Nach genauer Betrachtung und Abwägung der ästhetischen Merkmale beider Schnitze, entscheidet er sich schlussendlich für den schöneren der beiden. Nachdem er noch kurz unser Einverständnis eingeholt hat, dass das besagte Stück Zitrone nicht zu Biogas verwertet werde, setzt er seine Suche nach dem interessantesten Stück Country Potato (Annahme der mit Kunst nicht besonders bewandten Autorin; jegliche Haftung wird ausgeschlossen) auf anderen Tellern fort. Zurück bleiben ein einsamer Zitronenschnitz und zwei irritierte Gesichter.

     Denkstrukturen aufbrechen

    Irritation durch Intervention – das ist wohl auch das Ziel des vom universitätseigenen Kunstverein proArte durchgeführten Projektes „intervention – young artists on campus“. So beschreibt Christina Lüthy, die Initiatorin und Leiterin der Veranstaltung, den Beitrag von Kunst darin, „bestehende Denkstrukturen aufzubrechen und Dinge neu zu betrachten“. Zu diesem Zweck wurden mittels eines Wettbewerbs fünf junge Künstler mit vier Arbeiten ausgewählt, welche durch die Begegnung mit ihren Installationen zum Nachdenken anregen sollen. Diese jungen Leute sind namentlich Flavio Cury, Jorim Huber, Christian Fischer und Rafael Lippuner, und Lea Rüegg. Die Werke, welche ganz nach HSG-Manier überall auf dem Campus verstreut sind, konnten am vergangenen Montag auf einer Führung mitsamt Erläuterungen vor Ort bestaunt werden.

     Vernissage neben der Garage

    Der offizielle Start der einwöchigen Veranstaltung, nämlich die Vernissage, fand dann um 18.30 Uhr nicht ganz „on campus“, sondern eher unter dem Campus statt: im mit gemütlich blauem Licht durchfluteten Lüftungskeller neben der Parkgarage. Anwesend waren nicht nur das fünfköpfige studentische Organisationsteam, sondern auch die ebenfalls studentischen Künstler, die Jury und die Sponsoren sowie Vertreter der Kunstkommission. Bei einem, ebenso ganz nach HSG-Manier, reichlichen Apéro, wurden die besagten Personen vorgestellt und die Gedankengänge hinter den Kunstwerken erläutert. Hier erfuhr man auch den Gedanken hinter den verkohlten Cherrytomaten, nämlich die symbolische Schliessung eines Essenskreislaufes: Essen wird verkohlt und mit dieser Kohle wird wiederum Essen gekocht. Pommes zu Kohle, Kohle zu Pommes, sozusagen. Das Künstlerduo (a.k.a. die Küchenschürzenmänner), welches zwischen den Besuchern stehend den Erläuterungen der Organisatorin lauschte, grinste sich an. Einer der beiden wog, mit Blick auf seinen Kollegen, seine Hand hin und her in einer Manier, welche sich sprachlich zu „naja“ übersetzen lässt und bei einem unbeteiligten Beobachter Zweifel an der gewollten Erschaffung eines Essenskreislaufes aufkommen lässt. Ich glaube, sie wollten auch nur Bio-Halsketten basteln.