Sexinvaders

Die zwei Berliner David und Sonne sind zusammen die Sexinvaders. Sie haben sich vor fünf Jahren kennengelernt, als Sonne David als Act zu einer seiner Parties engagierte. David war die Attraktion der Party und raubte dem eigentlichen Headliner die Show. Für die beiden war von Anfang an klar, dass sie Musik zusammen machen mussten. Die Jungs sind auf steilem Erfolgskurs – Ihre nächste Asientour steht bevor und auch sonst jetten sie um den Globus um in den angesagtesten Clubs aufzulegen.

Aber nicht nur musiktechnisch sind die zwei DJs einsame Spitze. Auch auf persönlicher Ebene sind sie absolute Goldschätze. Sie reissen Witze und sind überhaupt nicht abgehoben, was man doch sonst von internationalen DJs erwarten würde. David und Sonne sind Menschen wie du und ich, die ihren Traum leben. Ihre Energie und Lebensfreude springt auf jeden über, der in ihrer Nähe ist. Dies stellten sie nach dem Interview, welches ich mit ihnen geführt habe, bei ihrem Gig unter Beweis.

prisma: Früher waren die DJs eher in ihrer Szene tätig und nicht wirklich ausserhalb. Wie ist das für euch heute?

David: Ich glaub, dass das Internet diesen Markt massiv verändert hat, und dass man nicht mehr nur durch Chartplatzierungen in irgendwelchen Dance-Charts aus seiner Stadt herauskommen kann, sondern auch eine gute Onlinepräsenz haben muss. Der Markt von vor 10 Jahren ist nicht mehr mit dem von heute vergleichbar. Deswegen geht auch unser Weg über Webplattformen und nicht über Charts.

Oft ist es so, dass die Headliners von Partys aus dem Ausland kommen. Wie seht ihr das und wieso denkt ihr, ist dies der Fall?

David: Es stimmt, dass internationale DJs in der Heimatstadt oder dem eigenen Land mehr Beachtung geniessen, als die Lokalen. Ganz nach dem Spichwort „Der Prophet gilt im eigenen Land nichts“. Dies ist jedoch nicht nur in Deutschland der Fall sondern auch in anderen Ländern. Warum das so ist, vermag ich nicht zu beantworten. Ich unterstreiche jedoch die Aussagen in der Frage. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele, wie zum Beispiel Boiz Noize in Berlin.

Sonne: Oder Sven Väth in Frankfurt.

David: Genau. Sie sind Götter in ihrer Heimatstadt. Ich würde auch sagen, dass wir in Berlin als Berlin-baded Act sehr gut funktionieren.

Denkt ihr, dass der Erfolg zuhause damit zusammenhängt, wie bekannt man im Ausland ist?

David: ich glaub, dass man von beiden Wegen aus starten kann. Man kann entweder im Ausland erfolgreich sein und so das Feedback ins eigene Land schaffen oder umgekehrt – Sich über den Erfolg im eigenen Land für das Ausland qualifizieren.

Sonne: Im Endeffekt man selber sowieso keinen Einfluss darauf, wie fame man in einem andern Land ist. Entweder kommt der Track gut an oder nicht.

Wie lebt es sich als internationale DJs?

David: Es ist natürlich anstrengen, aber nicht stressig.

Sonne: Stressig ist es wirklich nicht. Den macht man sich nur selber.

David: Ich bin froh, dass wir unseren Traum verwirklichen und davon leben können. Da unsere Freunde unter der Woche arbeiten und wir am Wochenende, ist es schwieriger sich zu treffen. Jedoch finden auch wir immer wieder einen Weg. Wir haben kürzlich eine Bilanz gezogen. Es kam dabei heraus, dass wir dieses Jahr 95 Gigs gespielt haben. Davon einen Drittel im Ausland. Der Reise- und Zeitaufwand war natürlich nicht ohne. Wenn wir zum Beispiel nach Süditalien für einen siebenstündigen Aufenthalt fliegen, sind wir am nächste Tag sehr erschöpft und wollen uns erholen. Im Endeffekt findet jeder seinen eigenen Weg mit dieser harten aber schönen Belastung umzugehen.

Ihr seid nun seit fünf Jahren ein Team. Wie hat sich aus eurer Sicht das Musikbusiness verändert?

David: Die Plattenverkäufe sinken stark. Zudem haben wir früher nur mit Vinyl gespielt. Heutzutage sind die DJs häufiger mit ihrem Laptop unterwegs. Ausserdem ist der Markt grösser geworden. Allerdings gibt es auch mehr Schrott. Es gibt viele schlechte DJs, die sich eine Software heruntergeladen haben und meinen die Besten der Welt zu sein. Vor fünf Jahren gab es wesentlich weniger DJs, denn man musste eine schwierige Technik erlernen, um auflegen zu können. Zudem konnten sich nicht alle leisten Vinyl zu kaufen.

Sonne: Heute ist viel einfach Show. Im Prinzip kann jeder ein DJ sein.

Wie denkt ihr, hat sich das Handwerkt geändert?

David: Beim Reisen sind wir nicht mehr mit Vinyl unterwegs, da diese sehr schwer sind. Früher mussten wir die Track-Auswahl sehr stark limitieren. Im Normalfall hatten wir 60 Vinyl, also 60 Lieder, pro Person dabei. Heute nehmen wir lediglich ein CD-Mäppchen mit, das maximal ein Kilo wiegt. Da wir so mindestens 600 Lieder dabei haben, erreichen wir ein viel weiteres Spektrum und können bei unseren Auftritten improvisieren. Zusammenfassend gab es also eine Verschiebung vom analogen DJ zum digitalen. Wir persönlich haben einen Mittelweg gewählt und legen mit CDs auf.

Wie hat sich das Publikum geändert?

Sonne: Grundsätzlich ändert sich das Publikum nicht. Wir werden einfach älter.

David: Ein anderer Aspekt ist, dass das Publikum angefangen hat aggressiv zu pogen. Unsere Reaktion darauf war, nicht mehr aggressionsfördernde Musik aufzulegen. Ich finde aggressives Tanzen gehört nicht in einen Club, sondern zum Hardcore Punk, in welchem seinen wurzeln liegen.

Heutzutage wird oft zwischen Kommerz und Underground unterschieden. Was haltet ihr von dieser Diskussion?

David: Die Underground-Kommerz-Diskussion geht mir total auf den Sack. Für mich gibt es gute Musik und schlechte. Dabei ist mir egal, ob diese kommerziell erfolgreich ist oder nicht.

Sonne: Wenn ein paar Leute der Meinung sind, sie wollen unbedingt Underground bleiben, dann ist das ihr Ding. Aber grundsätzlich ist man schon nicht mehr Underground, sobald man eine Platte verkauft.

David: Sobald du einen Plattendeal hast, ist es nicht mehr Underground. Das ganze Music Business hat dann einen kommerziellen Touch. Ich finde kommerziell zudem negativ. Wir können von unserer Musik und unseren Gigs leben, was uns unglaublich froh macht. Dann sind wir eben kommerziell, aber wir sind keine Nutten im Business. Wir machen immer noch, was wir wollen.

Es kursiert das Klischee, dass DJs einmal in der Woche auflegen und den Rest der Zeit faulenzen. Wie sieht eine Arbeitswoche denn bei euch aus?

David: Es gibt sicherlich diese Art von DJ. Wir arbeiten jedoch sehr viel, damit wir unser hohes Level halten können. Studioarbeit und Büroarbeit machen einen grossen Teil unserer Arbeit aus. Wir haben einen 7-Tage-Job. Manchmal nehmen wir uns heraus nach einem sehr anstrengenden Wochenende am Montag frei zumachen, aber generell sind wir immer am arbeiten.

Sonne: Man sagt ja auch „Ohne Fleiss kein Preis, ohne Moss nix los.“ Ausserdem wollen wir immer besser werden.

David: Wir haben das Ziel vor Augen eine Stufe höher zu gelangen, also immer ein Schrittchen weiterzukommen. Wir freuen uns immer, wenn wir ein nächstes Ziel erreicht haben. Seit unseren fünfjährigen Bestehen durften wir noch keinen Rückschritt erleben. Es ist unser Ziel so weiterzumachen.

Sonne: Indem wir unseren Traum leben und mit diesem unser Leben finanzieren können, haben wir unser Ziel schon erreicht. Was will man mehr?

Was ist der Unterschied zwischen dem Schweizer und dem deutschen Publikum?

David: Generell ist die Schweiz extrem wichtig für uns. Die Schweizer sind immer ein bisschen freundlicher als die Deutschen. Sie sind immer höflicher und vielleicht auch etwas verhaltener. Wir kommen liebend gerne in die Schweiz. Sie ist zudem das Land neben Deutschland, in dem wir am meisten Gigs gespielt haben, auch wenn sie solch ein Zwergenland ist.

Habt ihr gewisse Rituale vor einem Gig?

David: Wir geben uns immer einen Zungenkuss (lacht). Wir machen immer fünf Purzelbäume… Nein, grundsätzlich haben wir kein Ritual. Obwohl, wir trinken immer etwas… Voll speziell eigentlich, weil das sonst niemand macht.

Sonne: Wir haben uns einmal ausführlich auf ein Konzert vorbereitet und einen ganzen Spielplan aufgestellt, da es live aufgenommen wurde. Das war der schrecklichste Gig, den wir je gegeben haben. Seither reden wir nicht mehr darüber, was wir genau spielen.

David: Wir lassen uns aufeinander ein und improvisieren.

Wer die Jungs in diesem Jahr noch live erleben will hat am 30.12. im Cinema Club in Lenzerheide die Gelegenheit dazu, Türöffnung um 22 Uhr.

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