Die Diskussion über die Studiengebühren ist keine Woche alt; doch bereits heute haben die HSG-Studierenden eine erste, beeindruckende Antwort demonstriert: Eine beachtliche Anzahl von über 300 anwesenden Studierenden zeigte heute bei einem Flashmob in der Marktgasse ihren Unmut und ihre Protestbereitschaft. Bedenkt man noch, das ein grosser Teil der Studierenden mit Klausuren, Arbeiten oder Verpflichtungen ausserhalb von St. Gallen beschäftigt ist, erscheint diese Zahl noch eindrucksvoller.
16.45 Uhr wurden die Teilnehmer der Aktion vor der Post am Marktplatz von dem Initiator Marius Geiker instruiert, mit Bedacht auf Ordnung und den friedlichen Charakter der Veranstaltung. Kein Müll, kein Jubel, benehmt euch. Punkt 17.00 Uhr wurde dann mit einem Pfiff in der Marktgasse die eigentliche Aktion eingeleitet. Fünf Minuten still stehen. Absolute Ruhe. Keine Bewegung. Währenddessen zeugten hochgehobene und präsentierte Schilder von der Kreativität der Teilnehmer, wie auf unseren Bildern zu sehen ist. Die ironisch-witzigen und überspitzten Slogans und Sprüche passten perfekt in den Kontext der ganzen Diskussion über die Gebührenerhöhung, denn sie offenbarten, was eigentlich längst bewusst ist. Eine erneute Erhöhung der Semestergebühren ist bar jeglicher rationaler Begründung.
Die Aktion wurde von Marius Geiker, Tobias Kuhr und Adrienne Lock lanciert und innerhalb von nur zwei Tagen und beachtlicher Social-Media-Akquisition zu dem Erfolg gemacht, der heute in der Marktgasse zu sehen war. Die ganze Aktion war von der Polizei bewilligt und sollte laut Marius Geiker dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf die Problematik und den Unmut der Studierenden zu lenken.
Der Veranstalter Marius Geiker ist zufrieden mit der Aktion. Zurecht. Die Veranstaltung zeigt den Zusammenhalt der Studierenden in dieser Entscheidung. Auch ist es ein erster Beweis, dass eine erneute Studiengebührenerhöhung nicht einfach stillschweigend akzeptiert werden wird; sondern, dass sich die Mehrzahl der Betroffenen einig ist in der negativen Wirkung auf die Lehre und Universität St. Gallen.
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11 Comments
Giorgio
http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/international/Universitaet_St._Gallen_bringt_der_Agglomeration_193_Millionen.html?cid=32700740
Der Beitrag könnte für unsern Herrn Hüglig interessant sein!!!
Giorgio
Die Argumentation der St. Galler Regierung ist lächerlich und zeigt mir eindeutig die Einstellung gegenüber Ausländern, was auch daran liegen mag, dass die SVP so populär in der Ost-Schweiz ist. Vor allem das Argument der interkantonalen Ausgleichszahlung ist nicht stichhaltig, da für Schweizer Studenten im Ausland auch kein Geld an Bund und Länder gezahlt wird, sodass den Staaten ebenfalls tausende von Euros entgehen. Zugunsten der Internationalität fallen die Gebühren allerdings nicht so hoch aus, was zur Folge hat, dass mehr Ausländer kommen, um dort zu studieren. Als Beispiel kann hier Österreich oder Deutschland genannt werden, ein Vergleich mit anderen renommierten Wirtschaftsuniversitäten wie Bocconi, etc. sehe ich als fragwürdig an, da es sich bei den meisten um private Institute handelt, die derart hohe Studiengebühren verlangen müssen, da der Beitrag der öffentlichen Hand geringer ist. Anbei sollte sich der Kanton einmal glücklich schätzen, dass 50% des HSG-Budgets aus privater Hand stammt.
Was würde nun geschehen, wenn die Gebühren rapide angehoben werden, wie dies zur Zeit zur Debatte steht. Zahlreiche Studenten aus dem Ausland, die zur Wirtschaft des Kantons St. Gallen eher beitragen als ihr schaden werden kein Studium an der HSG mehr aufnehmen, was wiederum das Leitbild der Universität und damit ihrem internationalen Image schadet.
Ebenso lächerlich empfinde ich die Idee die Masterkurse unterschiedlich teuer anzubieten. Wir gehen doch nicht in ein Kaufhaus und schauen uns Produkte und deren Preis an, wir sind auf einer Universität an der Inhalte vermittelt werden sollte, was bisher auch sehr gut gehandhabt wurde, aber ich befürchte, dass die Qualität sinken könnte, wenn Studiengebühren erhöht werden und gleichzeitig an Personal und Administration gespart werden soll.
Warum sollte überhaupt gerade in der Bildung gespart werden? Vielleicht erfordert es nur einem gewissen Effizienzdenken. Als Anregung sollten eventuell einige Volksfeste, die eine riesige Finanzlücke verursachen etwas bescheidener planen?
Zuletzt noch Informationen für “why”:
Höhere Gebühren für Masterstudierende differenziert nach Programm: Erhöhung um 400 bis 800 Franken pro Jahr.
Höhere Gebühren für Ausländer differenziert nach Programm: Erhöhung um 2’000 bis 3’000 Franken pro Jahr.
Höhere Gebühren für Langzeitstudierende differenziert nach Programm: Erhöhung um 2’900 bis 4’800 Franken pro Jahr.
Weiteres ist unter folgendem Link erklärt:
http://myunisg.ch/news/studium.html
why
wie viel ist denn die erhöhung überhaupt?
Nico
Ein weiterer Aspekt der bis jetzt nicht angesprochen wurde ist die gesellschaftlich-soziale Frage. Besonders Richtung Herrn Hügli ist noch anzumerken, dass eine weitere Erhöhung den Anreiz schwächt ein Studium zu beginnen. Davon sind Menschen aus unteren Gesellschaftsklassen besonders betroffen. Sprich jene Leute werden noch weniger im Hörsaal präsent sein, was zu einer Reproduktionstendenz einer akademischen Elite führt. Immer weniger Arbeiterkinder und immer mehr Akademikerkinder an der Uni. Die wohlbekannte Schere der Gesellschaft geht damit weiter auseinadner. Mit Hinblick auf den Gesellschaftsfrieden sollte das JEDEN bedenklich stimmen, egal auf welcher Seite der Schere man steht. Denn in einer Gesellschaft sitzt man wörtlich mit allen in einem Boot.
danilo
Interessante Passagen aus dem Zusatzprotokoll zur EMRK sowie aus dem UNO-Pakt (beide von der Schweiz unterzeichnet und ratifiziert): http://forum.piratenpartei.ch/index.php?topic=3661.msg32933#msg32933
Ich stelle mich klar gegen Sparmassnahmen im Bildungsbereich. Die Bildung soll nicht eine Investition eines Einzelnen sein, sondern eine Investition der Schweiz in die Zukunft.
Max V.
Die Schweiz hat ein Modell von öffentlichen Universitäten mit niedrigen Gebühren. Das Resultat ist eine weltweite Bekanntschaft dieser Universitäten dank u.a. arbeitsfähige und motivierte Studenten. Viele junge Menschen möchten ein HSG-Diplom bekommen, doch wenige schaffen es, da das Niveau hoch und anspruchsvoll ist. Falls weniger Studenten an der HSG studieren möchten wegen hohen Gebühren, ist die Wahrscheinlichkeit für die HSG die besten Studenten zu bekommen geringer. Ihre Qualität sowie ihr Renommee können durch diese Maßnahme nur sinken. Dies wird vor allem die Studenten, die aus dem Ausland oder aus einer anderen Sprachregion der Schweiz betreffen. Das Sprachhindernis lässt diesen Studenten sehr wenig Zeit für Nebenjobs.
Des Weiteren ist es nicht möglich einem Studium einen finanziellen Wert zu geben, da er auf ein ganzes Leben einen tiefen Einfluss hat mit unkalkulierbaren Konsequenzen. Der Vergleich mit einer Investition hat seine Grenzen, da die Investition nicht nur in sich selbst ist, sondern auch auf seiner Umgebung und Familie.
Zuletzt ist das Geld der Steuerzahler nicht verloren. Vielmehr wird es direkt durch den Konsum der Studenten in die Wirtschaft wieder eingesetzt. Auf der langen Frist hat das Land ihr Humankapital erhöht, was vor allem für die Schweiz extrem wichtig ist. Ein Kredit fürs Studium erhöht den Stress der Studenten und gibt dem Bankensystem Einfluss auf die Universitätswelt. Ich glaube nicht, das Banken vor allem jetzt, die besten Berater sind.
Marco
Hallo Herr Charles Hügli,
ich weiß nicht, ob Sie studiert haben und ob Sie die derzeitige Stofffülle eines Studiums kennen. Da ich vor dem Studium schon die Erfahrungen machen durfte zu Arbeiten und noch zusätzlich mir einen Nebenjob gegönnt habe, kann ich sagen, dass das Studium für mich der zeitintensivste und belastenste Lebensabschnitt ist. Ein Nebenjob ist nur schwer möglich.
Mit ihrer Argumentation schneiden sich ins eigene Fleisch. Ihr Kommentar enthält ja nur die Gegenargumente, dass man arbeiten könnte und dass das Studieren nur einen individuellen Nutzen hat. Versuchen Sie ein bisschen weitsichtiger in die Zukunft, ein bisschen tiefer und vor allem ganzheitlich zu denken.
Gehen wir auf ihre Brieftasche und Steuerzahlungen ein. Im Schnitt zahlt jeder Einwohner des Kantones 80 CHF an die Universität. Gehen Sie mal davon aus dass jeder Student 12.000 CHF im Jahr im Kanton lässt. Bei 7.129 Studenten bekommt jeder Kantonsbürger 190 CHF im Schnitt zurück. Sollte da nicht sogar mehr Steuern gezahlt werden, um diesen Wirtschaftsfaktor in St. Gallen zu behalten?
Die Studiengebühren sind aktuell die Zweithöchsten, die HSG hat die höchste Eigenfinanzierungsrate. Die Mensa ist die Teuerste (da haben Sie ja auch schon ihr Gegenargument eingeführt: Essen kostet halt.; Gegenfrage: Warum kostet es mehr als an anderen Universitäten?).
Die Universität ist einer der größten Arbeitgeber des Kantons.
Gehen wir einmal zum Anfang der Lehre und Forschung zurück. Hinsichtlich des Bildungsstandards wird der Wohlstand unter Nationen gemessen. Bildung ist ein Grundrecht und Grundlage für die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Bildung und Forschung wird zukünftig noch eine wichtigere Rolle spielen als dieses heute schon einnimmt. Ich weiß nicht, wieviele Ressourcen hinsichtlich ÖL, Kohle, Stahl etc. bestehen? Es ist dem Kanton geraten die Ressource der Lehre und Forschung zukünftig auszubauen. Deswegen sehe ich den Kanton als Unternehmer, der in die Uni investiert und dann ernten darf. Das Studium hat den Nutzen für die gesamte Gesellschaft, nicht nur für den Studierenden. Einige Studenten schlagen eine akad. Laufbahn ein und forschen im Auftrag des Kantons, sowie übernehmen Studenten durch Bachelorarbeiten frühzeitig Teile von Forschungsarbeiten. Eine mögliche Gebührenerhöhung betrifft auch Doktoranden.
Der Steuerzahler bekommt wie dargelegt viel mehr zurück als er zahlt. Denken wir an die ganzen Veranstaltungen der HSG sowie das Symposium etc., bei den internationale Größen der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft etc. nach St. Gallen kommen, diese werden nicht zukünftig wegen der Olmabratwurst kommen, sondern wegen der Reputation der Uni, die durch Studiengebührenerhöhung geschädigt werden könnte. Der Nutzen der Veranstaltungen spiegelt sich für die Bevölkerung durch zusätzliche Einnahmen wieder.
Insgesamt bin ich nicht gegen Studiengebühren, aber man darf Studenten nicht während des Studiums zu stark belasten und müsste alternative Finanzierungsmodelle implementieren.
Gerne erwarte ich Ihre Antwort, aber bringen Sie bitte nur Fakten, an populistischen Äußerungen wie geifert, erwachsene Leute, egoistische Haltung etc. hat keiner ein Interesse. Versuchen Sie erst Argumente in beide Richtungen zu sammeln, um daraufhin Ihre Meinung zu bilden.
Blum
Wenn eine Firma investiert, dann nur, wenn sie die Sicherheit hat, dass sich die Investitionskosten nicht jährlich ohne weitere Gegenleitung verdoppeln. Da würde jede Firma rebellieren Herr Hügli!
Michael
Als Ex-Prisma gratuliere ich zu dieser tollen Aktion!
Es zeigt einmal mehr, dass die Studenten an der HSG mit überlegten Ideen und nicht mit tumben Demos zu überzeugen versuchen…
Charles Hügli
Die Studenten werden niemals müde, die Ersparnisse anderer Leute einzufordern, anstatt ihr Studium selber zu finanzieren. Schade, dass diese durch und durch egoistische Haltung jetzt offenbar auch an der HSG Einzug hält. Ein Unternehmer investiert auch zuerst, bevor er erntet. Ein HSG-Studium ist genau das gleiche: Eine Investition in sich selbst, die einzig und allein zum eigenen Vorteil ist, und die man auch selber tätigen soll. Die Eltern haben nichts damit zu tun. Ihr seid erwachsene Leute, ihr könnt nebenher arbeiten und das Studium etwas verlängern. Aber nein. Ihr geifert unablässig nach den Ersparnissen der Steuerzahler. Pfui Teufel.
Vladimir Mijatovic
Lieber Charles
Eine einzige Vorlesung in Finanzwissenschaften sowie eine weitere Vorlesung in VWL würden Dir schnell bewusst machen, dass eine Volkswirtschaft leider nicht die Struktur eines kleinen Schweizer Bergdorfes hat, sondern vielmehr die Kompliziertheit einer Grossstadt wie Basel, Genf oder Zürich mit über tausend Abbiegungen und Strassen, widerspiegelt. Was möchte ich Dir damit sagen?
Nun Lieber Charles, das bedeutet, dass das Geld, dass du in eine Bildungseinrichtung wie die HSG investierst nicht zwangsläufig den Weg einer Einbahnstrasse nimmt (aus deiner Tasche in meine Tasche). Im Gegenteil, die Universität St. Gallen schafft erhebliche Mehrwerte für den gesamten Kanton. Sei es als zehntgrösster Arbeitgeber des Kantons, als Mittelpunkt eines Clusters oder als Aushängeschild für den Kanton, die Stadt und die Einwohner. Leider nehmen die Mehrwerte, die dadurch gewonnen werden nicht immer den direkten Weg von der Universität in deine Tasche. Das heisst sie legen erst einen beträchtlichen Weg über zusätzliche Steuereinnahmen, sei es im Rahmen von Konsum- oder Einkommenssteuern, zu Dir zurück.
Natürlich lassen sich nicht alle Mehrwerte immer in Form von Geld ummünzen. Nichtsdestotrotz steigert sich dadurch langfristig der allgemeine Wohlstand. Ich weiss, dass Dich das nicht unbedingt zufrieden stellt. Denn schliesslich hast du ja das Gefühl, dass die 80 CHF, die Du jährlich investierst, direkt in die Tasche der Studierenden fliessen. Ich kann dich beruhigen, keiner der Studierenden hat jemals auch nur einen Rappen in Geldform erhalten. Damit müsste deinem Gerechtigkeitssinn insoweit genüge getan sein.
Wie du siehst ist es meistens nicht einfach den Überblick über die komplexen Wege des Geldes zu behalten. Es kommt daher vor, dass sich einige Personen lieber den Stadtplan von Werdenberg (kleinste Stadt der Schweiz) zu Nutzen machen und versuchen mit diesem durch St. Gallen, Basel, Zürich oder Genf zu navigieren. Dass so mancher so in einer Sackgasse landet ist dabei schon vorprogrammiert.
Nicht so die vielen Unternehmer der freien Wirtschaft. Die haben nämlich schon lange erkannt, dass die Universität St. Gallen einen immensen Mehrwert abwerfen kann. Deshalb investieren Sie Gelder in Millionenhöhe in die Arbeit und die Studierenden der Universität. Diese Unternehmen müssen sich wohl einen Mehrwert erhoffen, der weit über das hinausgeht, was ein einzelner Studierender, als zukünftiger potenzieller Arbeitnehmer zurückgeben kann. Wenn also die Unternehmen dieses schon erkannt haben, wieso nicht auch der Kanton und einige Steuerzahler? Eine Gute Frage, aber dadurch dass sich auch hier wieder tausende mögliche Wege auftun, werden wir die Antwort auf ein andermal hinausschieben. Nur so viel sei gesagt: Auch hier hat es etwas mit einfachen Wegen und komplizierten Realitäten zu tun.
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal
Lieber Charles