Verleihung des STARTFELD Diamants

HSG Gründergarage, HSG Gründer-Lab und HSG Gründer des Jahres – bei der Vielzahl von Begriffen, mit der die HSG beim Thema Entrepreneurship um sich wirft, könnte man fast an eine diesbezügliche Monopolstellung unserer Universität glauben. Doch weit gefehlt: Auch unterhalb des Rosenberges wird rege das Unternehmertum gefördert – so auch vergangenen Mittwoch, als die Firma Weibel CDS AG mit dem erstmalig vergebenen STARTFELD Diamant des Vereins STARTFELD geehrt wurde.

Die im Herbst 2010 von Ludwig Weibel gegründete Firma hat sich dabei auf die Lösung eines weit verbreiteten, aber vergleichsweise unbekannten Problems spezialisiert: der Ansteckung  mit Krankheiten bei der Verabreichung von Spritzen in Krankenhäusern. Ein Familienmitglied war zuvor selbst im Spital auf solchem Wege infiziert worden. Getrieben von den damit verbundenen Erfahrungen, wuchs in dem selbst jahrelang in der Pharmabranche tätigen Weibel der Wunsch, derartige Infektionen in Zukunft zu verhindern. Seine Vision: Der innovativste Hersteller von benutzerfreundlichen, anwendungsorientierten pharmazeutischen Primärverpackungen und Anwendungshilfen zu werden.

Im Gespräch erläutert Weibel, woran es aus seiner Sicht bei den vorherigen Spritzen fehlte: „Bisher mussten zur Verabreichung eines Medikaments mithilfe einer Spritze viele verschiedene Einzelschritte durchgangen werden. Dazu gehören unter anderem das Auspacken von Spritze und Kanüle, deren Montage und das Durchstechen der Schutzmembran.“ Mit jeder zusätzlichen nötigen Handlung erhöhe sich jedoch das Risiko, dass die Spritze durch in der Spitalluft vorhandene Keime kontaminiert wird oder sich das medizinische Personal verletzt und so selbst erkrankt. Hinzu komme der enorme Zeitaufwand, den eine solche Prozedur verursacht. Weibels Lösung hierfür: Medikament und Spritze werden bereits zusammen geliefert, so dass die Verabreichung in einem einzigen Vorgang erfolgt.

Roland Ledergerber überreicht den Gewinnerscheck

Überzeugt habe die Jury den Worten Roland Ledergerbers zufolge, Präsident der Geschäftsleitung der den Preis unterstützenden St. Galler Kantonalbank, neben der Innovationskraft auch die Win-Win-Situation für alle Seiten: Eine höhere Sicherheit für Personal und Patienten einerseits und durch Zeitgewinne eine höhere Effizienz für das Spital andererseits. Darüber hinaus agiere Weibel CDS in einem Weltmarkt: „In der Schweiz verursachen 70’000 Spitalinfektionen im akut-stationären Bereich Kosten von rund 250’000’000 Schweizer Franken. Dabei wird 1/3 davon als vermeidbar eingestuft.“ Darüber hinaus überzeugten auch Geschäftsmodell und Team des jungen Unternehmens die Preisverleiher.

Dies war bei der starken Konkurrenz auch nötig, denn die vier weiteren Finalisten zeichneten sich ebenso durch innovative Ideen aus: So kann die Med Cell Europe AG aus Münchwilen als erstes Unternehmen der Schweiz aus Fettgewebe Stammzellen extrahieren und daraus später regenerative Zelltransplantate herstellen. Auch im Falle der St. Galler Bionic Composite Technologies AG ist viel Know-How im Spiel. Sie hat eine Technologie entwickelt, mit der sich leichte Kohlefaser auf Stickmaschinen für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen verarbeiten lassen – dem Leser sind sie eventuell aus der Automobilbranche bekannt. Die Firma Combivap AG aus Buchs wiederrum ist in der Produktion von Spezialanfertigungen organischer Leuchtdioden engagiert. Den einzigen nicht forschungsintensiven Finalisten stellte schliesslich die Firma outkomm GmbH – sie bietet alles rund um Kommunikation und Marketing zum Outdoor-Sport.

Der Jury fiel die Wahl der Finalisten und des schlussendlichen Siegers also keineswegs leicht – doch auch neben der Verleihung des mit 30’000 Schweizer Franken dotierten STARTFELD Diamanten bieten sich für junge Unternehmer hier Möglichkeiten der Unterstützung durch den Verein. Mitglieder sind dabei die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt St. Gallen (Empa), Kanton und Stadt St. Gallen, der Kanton Appenzell Ausserrhoden, die FHS und – also doch – auch die HSG. Ziel ist dabei den sogenannten Brain-Drain, also den Wegzug der kreativen Köpfe der Region v.a. in Richtung Zürich, Bern und Luzern zu verhindern. Die Förderung baut auf drei einzelnen Säulen, dem Coaching, der Zur-Verfügung-Stellung von Räumen und Infrastruktur und der Finanzierung auf. Voraussetzung für diese Unterstützung ist wiederrum der Besuch eines einführenden Beratungsgespräches, die Einsendung eines Business-Plans und die Stellungnahme vor einer Expertenkommission.

Der bisher erfolgreichste Teilnehmer ist dabei der Gründer des Unternehmens BoxTango, einem Anbieter von mobilen Verladelösungen, die Umwege von mehreren hundert Kilometern bei der Verladung von Containern vermeiden sollen.

Doch auch für diejenigen, die noch keine konkreten Pläne haben, gibt es Möglichkeiten, sich zu informieren: Beim regelmässig durch den Verein organisierten, kostenlosen „Jungunternehmertreff“ erhalten die Teilnehmenden kurze Input-Seminare und können anschliessend über das Gehörte diskutieren, bei „Startfeld Live“ werden einzelne Unternehmen besucht und Informationen zu Ostschweizer Neugründungen herausgegeben.

Wer also eine konkrete Geschäftsidee hat und noch mit der Umsetzung hadert: Hier gibt es neben der breiten Palette von HSG-Angeboten weitere Beratungs- und Fördermöglichkeiten. Und für diejenigen, die von entsprechenden Workshops (an der HSG etwa kostenlos im Herbstsemester angeboten durch die IVE-Stiftung) gar nicht genug bekommen können – „Jungunternehmertreff“ und „Startfeld Live“ bieten hier noch neue Herausforderungen.

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