Die Kisten (nur drei) sind gepackt und Billy zerlegt. Der Zeitpunkt des Abschieds, von der HSG und St. Gallen, zumindest temporär, ist gekommen. Doch was wird von den drei Jahren Studium im beschaulichen Nest in der Ostschweiz bleiben?
Was die curriculare Seite betrifft, fällt die Betrachtung wohl etwas ernüchternd aus– denn auch an der HSG wird, wie an anderen Unis auch, nur mit Wasser gekocht. Offen zugegeben, als frischer Assessi war ich überzeugt davon, dass in den heiligen Hallen Flüsse der Weisheit plätschern. Im Nachhinein ist es in St. Gallen, wie überall sonst auch: Es gibt zwar einige Fächer, die sich mit aktuellen Themen zu befassen versuchen, aber mehrheitlich solche, bei denen die KKarten des Vorjahres als Pflichtlektüre zur Note 5.5 (laut Notenskala Gut-Hervorragend) noch locker ausreichten. Immerhin dürfen wir in jeder Veranstaltung die gleichen Fragbögen zur Evaluation der Qualität ausfüllen – um vom nächsten Jahrgang dann zu hören, dass nichts geändert wurde. Angesichts der weder mit Vorankündigung noch mit Übergangsfrist durchgeführten „Reformen“ ganzer Lehrgänge scheinen die Foliensätze der Profs erstaunlich persistent und resistent. Auch gut, denn das steigert den Zeitwert der benutzten Lernhilfen.
Trotz klarer Missstände im Inneren der Hallen, sind mir diese aus architektonischer Sicht im Laufe meiner Anwesenheit doch etwas ans Herz gewachsen. Man möge es kaum glauben, doch in dem oft verspotteten Betonbunker liegt doch der eine oder andere Reiz – auch wenn die ergonomisch höchst fragwürdigen Bänke in den Hörsälen eine schlechte Vorbereitung auf den uns immer wieder versprochenen Chefsessel sind und das B-Gebäude, trotz versuchter Stilimitation, irgendwie aus dem Rahmen fällt. Ich bin gespannt, wie die sogenannten „Provisorien“ in das Gesamtkonzept eingegliedert werden, denn diese scheinen aufgrund der herrschenden Platznot noch ein Weilchen in Gebrauch zu sein. Wieso keine Umgestaltung zu gestrandeten Schiffcontainer, wie es momentan hoch im Kurs ist – damit trotz des anscheinend stationären Tiefdruckgebietes über St. Gallen etwas Mittelmeerfeeling aufkommt?
Zugegeben, trotz meiner etwas polemischen Einstellung der HSG gegenüber, muss ich den extracurricularen Teil sehr loben – denn die Studenten sind ganz klar dafür verantwortlich, dass die HSG und St. Gallen noch nicht unter einer dicken Staubdecke liegen. Die abgelegene Lage der HSG hat so auch etwas Gutes, denn irgendwie muss man sich neben dem Studium ja beschäftigen. Dies führt zu einem regen Vereinsleben, das dank neuen Assessis jedes Jahr wieder aufblüht. Es ist auch den zum Teil etwas abstrusen Knospen, welche die üppige Vereinskultur treibt, zu verdanken, dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Dieses ist wohl auch der Grund, warum ich die drei Jahre Brainwash in St. Gallen relativ unbeschadet überstanden habe, denn wer hat nebst Nebenjob und Verein noch wirklich Zeit, um sich mit dem Studium zu beschäftigen? Dies wäre dann wohl auch die treffendste Beschreibung für die von der HSG verliehenen Titel – es ist wohl der Abschluss mit dem besten Ruf, welcher sich locker auch Teilzeit machen lässt.
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