“Never Sorry” eine Dokumentation von Regiesseur Alison Klayman über den chinesischen Künstler Ai Weiwei. Ab 13. September läuft er im KinoK in St. Gallen (20:30). So viel zu den harten Fakten.
Ai Weiwei als Star auf den Banketten der westlichen Kunstszene hat in einem überhitzen Markt für asiatische Kunst einen Nerv getroffen, von dem er zu mindest auch eine Zeit lang in China selbst profitieren konnte (zB. Beteiligung am Entwurf zum “Vogelnest”, Bau seines Ateliers). Bis dahin war er zwar ein unbequemer Künstler, aber er war nicht richtig/öffentlichkeitswirksam politisch. Das änderte sich aber schlagartig, als er seine Bekanntheit dazu nutzte um auf die Opfer des Sichuan Erdbeben im Mai 2008 aufmerksam zu machen. Er beschäftigte sich vor allem mit den überproportional stark beschädigten Schulgebäuden, die schätzungsweise mehr als 5000 Schülern ihr Leben kostete. Ai Weiwei begann mit der Hilfe von freiwilligen Helfern die Namen der Opfer zu sammeln, um sie dann zum ersten Jahrestag zu veröffentlichen. Ein radikaler Schritt der den endgültigen Bruch mit der chinesichen Regierung bedeutete.
Auf Grund dieser Entscheidung musste er erhebliche Repressalien über sich ergehen lassen: Er wurde geschlagen, festgenommen, inhaftiert, unter Hausarrest gestellt, sein Atelier wurde enteignet und geschliffen, er erhielt ein einjähriges Aufenthaltsverbot und wurde der Steuerhinterziehung angeklagt.
All dies förderte seine Beliebtheit und Bekanntheit im Westen, macht ihn aber wahrscheinlich zum nächsten Kandidaten, der von der chinesische Regierung mundtot gemacht wird.
Genau diese Abläufe, Geschehnisse und die parallel dazu verlaufenden Gespräche werden von der Dokumentation “Never Sorry” wiedergegeben. Der Film profitiert von Bildmaterial des persönlichen Kameramann von Ai Weiwei, einer monatelangen Begleitung und endlosen Eindrücken, die zu einem kurzweiligen, intensiven, oft amüsanten, aber auch schrecklich beklemmendem Dokument zum Künstler und Aktivisten Ai Weiwei, aber auch zur politischen Situation in China, verschmilzen.
Wenn man sich auch nur ansatzweise für moderne Kunst und/oder chinesische Politik interessiert, sollte man sich diesen Film nicht entgehen lassen.
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