Zweitausendzwölf

Zweitausendzwölf endet, wie es begann: mit einem großen Feuerwerk. Dazwischen erlebten wir einen Mann, der aus dem Weltall auf die Erde sprang, ein YouTube-Video, das über eine Milliarde Mal angeklickt wurde, sportliche Ereignisse, die Menschen weltweit jubeln liessen, aber leider auch gewalttätige Konflikte, die noch gegenwärtigen Auswirkungen der Finanzkrise sowie Mord und Elend – eben alle Höhen und Tiefen, die dem Leben zu eigen sind. Was brachte 2012? Ein Rückblick.

Deutschland fand sich wieder auf erschreckende Art mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die NSU-Morde stürzten den Verfassungsschutz in eine tiefe Krise. Bestürzt wurde festgestellt, dass Terroristen nicht immer bärtige Fanatiker aus dem Nahen Osten sind, die mit anderen Werten und Hass gegen den Westen aufgewachsen sind, sondern sich der gleiche Hass auf dem eigenen Boden entwickelt; und das in einem Ausmass, der erschreckte. Gleichzeitig erschreckte die eigene Unfähigkeit, eine Gruppe zu bemerken, die mordend durch das Land zog.

Die politische Landschaft hat ein paar Veränderungen durchlebt; im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sitzt nun die Piratenpartei in Landtag. Die Umfragen zu der Bundestagswahl 2013 bekräftigen diesen Trend aber nicht. Auch für die FDP könnte es eng werden.

Barack Obama hat es im November wieder geschafft und bleibt im weissen Haus. Er ist nicht mehr die Heilsfigur, in die bei seinem ersten Amtsantritt nahezu unerfüllbare Hoffnungen gelegt wurden. Ergrauter, irgendwie ernster wirkte er.  Was die zweite Amtszeit für die Welt bedeutet, werden wir in den nächsten vier Jahren sehen. Der Wahlkampf an sich war der teuerste aller Zeiten; er kostete sechs Milliarden Dollar. In anderen Nationen war das Amt nicht so hart umkämpft; bei Wladimir Putin kann aber von Wahl und Wahlkampf keine Rede sein.

Die globale Vernetzung verändert die Welt. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Gelang den Behörden ein empfindlicher Schlag gegen das Netzwerk kino.to und dessen Betreiber, fand man sich knapp drei Wochen später mit einem nahezu identischen Angebot, unter anderem Namen online, konfrontiert. Diese Homepage läuft immer noch. Wie die Informationsangebote weltweit im Wandel sind, haben Zeitungen schon lange erfahren: Absatzzahlen sind rückläufig, Verluste werden geschrieben und es wird fieberhaft nach einem Ausweg gesucht. Paywall und iPad Applicationen bringen jedoch noch nicht den gewünschten Aufschwung, der den Journalismus aus der Krise befreit. Das erlebte die Finacial Times Deutschland am eigenen Leib – Es war Schluss! Ob das jedoch nur die selbstregulierenden Kräfte des Marktes sind, werden wir sehen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es nicht das letzte Ende einer Zeitung bleibt.

In sportlicher Hinsicht war 2012 viel geboten. Spanien dominiert nun endgültig den internationalen Fussball; der Tika-Taka Fussball gewinnt geradezu spielend leicht das Endspiel der Europameisterschaft. Deutschland wurde, wieder einmal, vom Angstgegner schlechthin, Italien, aus dem Turnier geschossen und bestätigte damit wieder eine traurige Tradition. Ansonsten schaffte der BVB das Double; dem FC Bayern gelang leider nur ein trauriges Trible. Bei der zweiten sportlichen Großveranstaltung – die olympischen Spiele – präsentierte sich der Gastgeber von seiner besten Seite. Viel wurde im Vorfeld diskutiert, ob der organisatorische Aufwand für London überhaupt zu stemmen sei. Doch im Nachhinein war man schlauer; es lief ausgezeichnet und man war um grandiose Momente reicher: Usain Bolt, der seine Legende bekräftigte, das erste Basketball Dream Team der USA seit 1992, das sich auch wirklich so nennen konnte, und ein Mann, Manteo Mitchell, den selbst ein Wadenbeinbruch nicht am weiter rennen hinderte. Grosser Sport.

Zu guter Letzt noch: Berlusconi bewirbt sich wieder in der Politik; vielleicht bringt das ja wieder etwas mehr Liebe in die Welt. Gewählt wird er hoffentlich trotzdem nicht. Aber: Wir freuen uns. Auf Zweitausenddreizehn.

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