Contra: Unus pro omnibus, omnes pro uno

Gastbeitrag von: Patrick Vock (Verein der Offiziere an der Universität St. Gallen)

Seit der Gründung des Bundestaates 1848 setzt sich die Armee für Sicherheit in der Schweiz ein. Die Schweizer Armee spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie verteidigt das Land und seine Bevölkerung. Nur ihr ist es möglich, in Gefahrensituationen genügend personelle Ressourcen aufzubieten, um als einzige und letzte sicherheitspolitische Reserve die Schweiz vor Bedrohungen aller Art zu schützen. In der Folge würde eine Abschaffung der Wehrpflicht zu einem weiteren Abbau der Einsatzfähigkeit führen. Als neutraler Kleinstaat ist die Schweiz nicht in eine internationale militärische Allianz eingebunden und darf in einem Krisenfall kaum auf ausländische Hilfe hoffen. Somit spielt diese Initiative unweigerlich mit der Zukunft unseres Landes und einem der wichtigsten Standortvorteile unserer Volkswirtschaft: der Sicherheit.

„Niemals wieder Krieg in Europa“, so klangen die Chöre der Siegermächte nach dem Versailler Friedensvertrag 1919. Die Schweiz rüstete ab – weniger als zwei Jahrzehnte später folgte der Zweite Weltkrieg. Wie damals so auch heute: Die Zukunft ist immer mit hoher Unsicherheit behaftet. Die Weltbevölkerung wächst, natürliche Ressourcen wie Land, Wasser, Öl oder Gas nehmen ab und viele Staaten rüsten nach wie vor auf. Selbst wenn ein globaler Konflikt aus heutiger Sicht unwahrscheinlich ist, kommt die Welt dennoch auf regionaler Ebene nicht zur Ruhe. Die Bedrohungslage, weniger offensichtlich als vor 50 Jahren, ist daher umso unberechenbarer.

Die für Schweizer Bürger obligatorische Rekrutenschule stellt einen wichtigen Abschnitt der persönlichen Lebensschule dar: Soziale Kompetenz, Teamfähigkeit, Respekt, Disziplin, Durchhaltewille, Loyalität und Führungserfahrung. Solche Eigenschaften sind auch für die Privatwirtschaft von grossem Nutzen, wie beispielsweise der Gewerbeverband bestätigt. Die Verknüpfung der militärischen Fertigkeiten mit unterschiedlichen Berufen aller Art führt zu insgesamt mehr Know-how, welches einem starken Wirtschaftsstandort Schweiz nur dienlich sein kann. Nicht zuletzt daher wird das Milizsystem von internationalen Experten als Erfolgsmodell angesehen. Ebenso werden die Führungslehrgänge der Armee durch das Bildungssystem positiv aufgenommen. So rechnet die Universität St. Gallen diese Kaderausbildungen in Form qualifizierter Führungscredits an das Studium an. Mit Blick auf die Kosten-/Nutzenrelation stellt unser Milizsystem das leistungsfähigste Modell in Bezug auf Bestandesgrösse und erhaltenen Auftrag dar. Eine Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht würde zu nicht abschätzbaren Mehrkosten führen. Wie die Sicherheit des Landes unter solch neuen, unerprobten Rahmenbedingungen erfüllt werden kann, sei dahingestellt.

Das von der GSoA-Initiative bekämpfte Massenheer gibt es heute in der Schweiz nicht mehr. Derzeit leisten gerade einmal 5‘000 Armeeangehörige gleichzeitig ihren Dienst. Durch ein Ja zur Initiative würde der Versuch einer freiwilligen Miliz gestartet. Hierbei sind zum heutigen Zeitpunkt die Anforderungen an die Soldaten offen, die Anzahl der Dienstleistenden nicht definiert und die Sicherheit unseres Landes wäre nicht gewährleistet. Unbestritten aber ist, dass eine Freiwilligenarmee weniger Vertrauen in der Bevölkerung geniesst, da jene nicht mehr repräsentativ vertreten wäre. Eine mit der Wehrpflicht organisierte Armee entspricht den Grundgedanken und Werten der Eidgenossenschaft: „UNUS PRO OMNIBUS, OMNES PRO UNO“.

Die Initiative zur Abschaffung der Wehrpflicht stammt von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee. Diese Gruppierung hat nicht wie dargestellt zum Zweck, das Rollenbild zwischen Mann und Frau anzupassen oder die Selbstbestimmung junger Männer zu fördern. Dabei dient die Initiative lediglich als Zwischenschritt zur vollständigen Abschaffung der Armee. Sie spielt mit der Sicherheit unseres Landes. Deswegen: Für eine glaubwürdige Armee, für eine sichere und unabhängige Schweiz – NEIN zur Abschaffung der Wehrpflicht.

Weitere Informationen und Argumente: www.unsicherheits-initiative-nein.ch

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