Visionär mit Herzblut – Der SKILLTALKS Gründer im Interview

Victor Charlier, der Gründer von SKILLTALKS im Interview mit prisma:

Der Grundstein deines Projektes ist Erfolg – Was ist Erfolg für dich?

Erfolg kann in jedem Lebensstadium etwas anderes bedeuten. Ich glaube je mehr Erfahrung man sammelt, desto weniger definiert man Erfolg über gängige Schlagworte. Im Moment bedeutet Erfolg für mich andere zu etwas grossem zu bewegen – andere anzuregen und dabei zu unterstützen Dinge zu erreichen, wofür sie alleine Jahre brauchen würden. Dazu muss man nicht immer das Rad neu erfinden, es geht viel mehr darum, dass Menschen mit Erfahrung, diese nutzenstiftend weitergeben. Zurzeit heisst Erfolg für mich Mitmenschen zu motivieren an sich zu arbeiten.

SKILLTALKS gibt es seit diesem Semester. Wie und wann ist die Idee dazu entstanden?

Das ist eine lustige Geschichte: Der Kerngedanke des Konzeptes entstand vor langer Zeit. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr habe ich immer wieder längere Zeit in Brasilien gelebt und zu Hause sprachen wir kein Schweizerdeutsch. Als ich dann mit sechs Jahren definitiv in die Schweiz zurückgekehrt bin und mit anderen Kindern spielen wollte, habe ich gemerkt, dass ich die Sprache nicht mehr beherrsche. In dem Moment blieb mir nichts anderes übrig als nonverbal zu kommunizieren, dennoch haben wir den ganzen Tag ‚Piraten’ gespielt – das war das einzige Wort, an das ich mich noch erinnern konnte (lacht). Diese Erfahrung hat mir die Wirkung von persönlichen Werkzeugen im Alltag gelehrt – in meinem Beispiel war es der richtige Umgang mit Körpersprache. Über die Jahre hinweg hat sich daraus der Kerngedanke von SKILLTALKS entwickelt: Um Dinge im Alltag zu erreichen braucht es Werkzeuge, die man sich aneignen kann, wenn man an sich selbst arbeitet. Und dieser Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen

Wann wurde dieser Gedanke zur konkreten Idee von SKILLTALKS?

Das war Anfang Jahr und seit knapp fünf Monaten arbeite ich Vollzeit am Projekt. Der Zeitpunkt ist optimal; ich habe das Studium (praktisch) abgeschlossen, aber noch keine Familie oder sonstige Verpflichtungen – ich kann also auch ein Risiko eingehen.

Wer inspiriert dich dazu, an dir zu arbeiten?

Eigentlich habe ich kein konkretes Vorbild. Meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Menschen: solche die denken-machen-denken, und andere die machen-denken-machen. Ich bin eher einer der zweiten Sorte. Das bedeutet, dass ich immer wieder Resonanzkörper brauche, um zu Ergebnissen zu gelangen. Aus solchen Diskussionen ziehe ich dann meine Inspiration. Es sind daher Momente, die mich motivieren, keine spezifischen Personen.

An der HSG gibt es viele interessante Veranstaltungen mit grossen Persönlichkeiten – Weshalb braucht es jetzt auch noch SKILLTALKS?

Es sind zwei Elemente, die uns von herkömmlichen Veranstaltungen abheben. Einerseits unterscheiden wir uns inhaltlich – die Gäste wollen wissen wie sie ihre eigene Wirksamkeit im Alltag steigern können und keinen Fachvortrag über allgemeine Entwicklungen des Wirtschaftsgeschehens.

Andererseits ist auch das Format ausschlaggebend: Wir positionieren uns zwischen einem traditionellen Selbstmanagement-Seminar und einem Kinobesuch. Ursprünglich war geplant einen Kinosaal zu mieten und die Veranstaltungen dort durchzuführen. Das wäre auch finanziell attraktiver gewesen, denn man hätte nur den Saal bezahlt – nun schleppen wir die ganze Infrastruktur in einen Seminarraum. Wir haben uns dann aber dazu entschieden es den Gästen so einfach wie möglich zu machen: Die Studenten können im Anschluss an die Pflichtvorlesung einfach noch eine Stunde bleiben und müssen keinen zusätzlichen Weg auf sich nehmen. Auf diese Weise bringen wir den Gedanken von SKILLTALKS – persönliche Weiterentwicklung in einer angenehmen und ungezwungenen Atmosphäre – direkt zu den Studenten.

Dieses Angebot gibt es im HaKo-Bereich eigentlich schon…

Das stimmt teilweise – zumindest sind einiger der Themen ähnlich. Entscheidend ist jedoch die Frage ob du nach einer Woche Blockseminar inspiriert nach Hause gehst und dich noch weiter mit der Thematik befassen willst… Häufig ist das ja leider nicht der Fall. Ich probiere nun genau dort anzuknüpfen: Das Format von SKILLTALKS ist gerade lange genug um die Leute anzuregen – sie dazu zu motivieren an sich zu arbeiten. SKILLTALKS soll die Menschen inspirieren!

Wollen die HSG-Studenten überhaupt von dir inspiriert werden?

Ich habe nicht den Anspruch persönlich zu inspirieren, sondern Inspiration zu ermöglichen. Dafür hole ich Leute auf die Bühne, denen ich zutraue unsere Gäste zu motivieren. Ich glaube, dass das Bedürfnis nach einem solchen Format vorhanden ist; das Projekt findet anklang bei den Leuten. Speziell was die Vision betrifft haben wir viel positives Feedback erhalten.

Der Erfolg des Projekts hängt stark davon ab, was ein Referent inhaltlich liefert. Du bist darauf angewiesen, dass der Redner überzeugt – sonst hast du nur noch ein hübsches Logo und eine tolle Kinoatmosphäre. Wie gehst du mit diesem Risiko um?

Das ist eine wichtige Frage. Ich habe gelernt, dass es am bedeutendsten ist, dass ein Redner wirklich zu dem Format passt, welches wir verfolgen. Es ist meine Aufgabe dem Referenten unser Format deutlich zu kommunizieren – Folglich liegt es auch in meiner Verantwortung wenn Gäste vom Auftritt eines Referenten nicht vollumfänglich überzogen sein sollten.

Bei jedem Talk ist der Redner, also das was der Gast effektiv mitbekommt, vielleicht 5% von all dem was hinter SKILLTALKS läuft. Für mich als Projektvater ist das natürlich schwierig. Momentan besetze ich mit meinem Team mehrere Vollzeitstellen: Unimarketing, IT-Infrastruktur, Sponsoring, Lichttechnik, Kamera Crew, PR, Eventmanagement… das muss alles organisiert und finanziert werden. Für uns ist der Referent ein Stück vom ganzen Kuchen. Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass die Organisation an unserem ersten Talk einwandfrei funktioniert hat. Die Eingangskontrolle war etwas lang, aber das lösen wir nun mit e-Tickets. Wir sind also zufrieden – zukünftig wollen wir allerdings dem inhaltlichen Aspekt noch mehr Beachtung schenken.

Also wird die Präsentation im Vorfeld nicht mit dem Redner besprochen?

Wir setzen uns mit jedem Referenten hin und gehen die Präsentation gemeinsam durch, wenn es sein muss auch mehrere Male. Beim Talk vom letzten Mittwoch erlebten wir eine typische Sender-Empfänger Problematik; SKILLTALKS ist ein neues Produkt und es ist für den Redner schwierig zu verstehen, was genau von ihm verlangt wird. Dieser Umstand war uns anfangs nicht bewusst. In Zukunft werden wir versuchen den Referenten eine klarere Struktur vorzugeben. Der letzte Referent hat seinen Job sehr gut gemacht, das Präsentationsformat zu dem er sich entschieden hat passte einfach nicht ganz zum Konzept von SKILLTALKS und zu den Vorstellungen und Erwartungen der Gäste.

Viele haben erwartet, dass der erste Referent sie total umhaut. Und das war nicht der Fall…

Er konnte nicht alle überzeugen – aber dafür trage, wie erwähnt, ich die Verantwortung. Man kann von den Referenten nicht erwarten ihre Präsentation intuitiv den Erwartungen anzupassen. Hier lerne ich und das ist für mich extrem spannend. Unglücklicherweise war es der erste Talk und nun steht eine etwas skeptische Grundstimmung im Raum. Das trifft uns besonders hart, weil wir kein Marketingbudget haben und auf positive Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen sind.

Ihr seid also total abhängig von der Zufriedenheit eurer Gäste?

Absolut! Der Gast hat einen viel grösseren Einfluss als er denkt. Feedback übernehmen wir fast eins zu eins. Wenn beispielsweise jemand einen Referenten vorschlägt, setze ich mich am nächsten Tag hin und rufe ihn an. Insofern gestalten die Studenten viel mehr mit als sie denken. Ich sehe es eigentlich auch nicht nur als mein Projekt. Viel mehr koordiniere ich die einzelnen Anliegen und stelle die Infrastruktur zur Verfügung.

… also mehr eine Plattform als ein fertiges Produkt?

Eigentlich schon, und wir arbeiten auch ständig an Möglichkeiten diese Plattform noch weiter zu öffnen. Schlussendlich ist es einfach schwierig die Leute zu motivieren den Raum zu nutzen und sich tatsächlich einzubringen. Es wäre sicher spannend, wenn die Studierenden die Möglichkeit hätten im Namen von SKILLTALKS selbst Referenten an die Uni zu holen. So, dass sie sich durch die Rekrutierung eines guten Rhetorikers profilieren können – man muss Anreize schaffen. Schlussendlich es geht nicht um mich, es geht nicht um SKILLTALKS als Marke, es geht nur um die Vision.

Wie finanzierst du diese Vision?

Darin steckt in erster Linie mein eigenes Kapital, ich mache mit dem Projekt jeden Monat minus – aber das war mir von Anfang an klar. SKILLTALKS ist kein Projekt mit dem ich Geld machen möchte. Langfristig möchte ich das Projekt so gestalten, dass es selbstständig funktioniert. Vom Geschäftsmodell her ist dies zum aktuellen Zeitpunkt allerdings noch nicht realistisch. Der Eintritt ist symbolisch und orientiert sich in der Grössenordnung an einem Kinoticket. Die strategische Überlegung hinter dem Kinokonzept ist die Kundenbindung: Zum ersten Talk geht man vermutlich, weil man sich für das Thema interessiert. Wenn die Veranstaltung aber grundsätzlich inspiriert sind die Leute motiviert Talks auch unabhängig vom Thema zu besuchen – Einfach weil SKILLTALKS spass macht. So oder so, die 20.- finanzieren nicht einmal das Kamerateam.

Dieses Kamerateam, höchstprofessionell und kostspielig, wozu ist das notwendig?

Also zurück zur Vision: Menschen dazu inspirieren an sich zu arbeiten um ihre Selbstwirksamkeit zu steigern. Diese Vision beschränkt sich nicht auf die HSG, auch nicht auf Zürich oder die Schweiz. Die Vision kann jeden Menschen betreffen. Wenn man die Inputs sammelt muss man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden und ständig neue Events veranstalten – denn die Information existiert ja schon.

Mein Ziel ist es mit jedem Talk einen Punkt auf einer Karte zu markieren, auf welcher einzelne Kompetenzfelder aufgezeichnet sind. Nach und nach ergeben sich auf diese Weise thematische Konturen. Schlussendlich soll die Möglichkeit bestehen, verschiedene Informationen zu unterschiedlichen Aspekten abzurufen. Mit Hilfe der Informationen können sich Menschen dann individuell in einem spezifischen Bereich weiterbilden.

Also wird das Video öffentlich zugänglich gemacht?

Ja das wird dann auf Youtube und unserer Website veröffentlicht. So können wir den Menschen auch das Konzept näher bringen und ihnen zeigen, was SKILLTALKS eigentlich ist: Ein Angebot, die eigene Wirksamkeit zu erhöhen.

Bei der Wahl des Referenten können sich die Studierenden auf eurer Website aktiv einbringen – wie triffst du schlussendlich die Entscheidung, wen du anfragst?

Im Normalfall ist der Wunsch der Gäste der wichtigste Faktor. Wenn sich 20 Leute einen Referenten wünschen muss er gut sein – die Leute mögen ihn, unabhängig davon ob er mir persönlich sympathisch ist oder nicht. Natürlich muss der Referent auch ins Format passen: Er soll sich wohl fühlen auf der Bühne und rhetorisch überzeugen – und es liegt auf der Hand, dass er auch inhaltlich etwas zu bieten haben muss. Schlussendlich lebt SKILLTALKS aber auch von den Unterschieden der einzelnen Talks.

Was steht zuerst, das Thema oder der Redner?

Grundsätzlich gilt: Je besser Speaker und Thema harmonieren, desto überzeugender ist das Resultat. Ich achte darauf, dass die Inhalte von Talk zu Talk variieren und jeweils zum Semesterzeitpunkt passen. Der nächste Event zum Thema Networking findet beispielsweise während den Banking Days statt und kurz vor der Prüfungsphase wird der Umgang mit Stress thematisiert. Der Fokus der Studenten liegt je nach Situation auf anderen Dingen: Am Tag vor der Prüfung geht es nicht darum die Karriere zu planen – man will einfach nur die Prüfung bestehen. Insofern steht das Thema im Vordergrund und innerhalb des vorgegebenen Bereiches hat der Referent dann noch einen gewissen Spielraum.

Welche Zwischenbilanz ziehst du persönlich nach dem ersten Talk?

Wir waren in erster Linie froh, dass alles geklappt hat. Uns wurde aber bewusst, dass ein reibungsloser Ablauf nicht genügt um die Gäste zu überzeugen. Wir müssen den Referenten stärker in unseren Fokus rücken. Man tendiert dazu zu glauben, dass jemand der im Leben schon viel erreicht hat einfach vor das Publikum steht und alles intuitiv richtig macht – das ist natürlich eine Illusion. Alles in allem waren wir aber zufrieden, klar gibt es Verbesserungspotenzial – aber das wird es auch in Zukunft immer geben.

Wenn wir gerade bei der Zukunft sind: Weshalb darf man den nächsten Talk auf keinen Fall verpassen?

David Bachmann ist extrem auf der Überholspur, er hat mehrere Unternehmen gegründet, Ist Verwaltungsratspräsident, Investor, hat aus SuitArt AG innerhalb von drei Jahren 13 Verkaufsstellen gemacht, er ist ein extremer Networker und Verkäufer, hat zwei Kinder und er ist 25…

Und es gibt dieses Mal keine Videos?

Es gibt tatsächlich eine Richtlinie; die PowerPoint soll nicht im Vordergrund stehen. Übrigens habe ich allen die beim letzten Talk dabei waren angeboten auch den nächsten Event zu besuchen – mit der Option ihr Geld ungeniert zurück zu verlangen sollten sie von SKILLTALKS nicht überzeugt sein. Es ist natürlich nicht möglich stets alle zufrieden zu stellen, aber solange die Mehrheit unserer Gäste hinter dem Projekt steht wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In diesem Sinne; danke für das viele positive Feedback!


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