Ethik als Show

Altbundesrat Christoph Blocher ist sich wohl für keinen medienwirksamen Klamauk zu schade. Eine andere Interpretation seiner Bewerbung für die Leitung des Instituts für Wirtschaftsethik ist auch nach diesem Interview, in dem prisma ihm die Chance geben wollte, sich abseits des üblichen Stammtischniveaus zu erklären, nicht ersichtlich.

Zu platt scheint seine pauschalisierende Schelte an den St. Galler Ethikern, welche kurzerhand als Kommunisten diffamiert und ins Reich der Utopie verbannt werden. Einem ethisch gebildeten Menschen gar unwürdig ist seine individualisierende Verkürzung des Ethikverständnisses auf die tatsächlich herrschende Praxis. Man gewinnt den Eindruck, als sei der Altbundesrat im letzten Jahrhundert hängen geblieben, wirkt er doch immer noch gefangen in seinem bipolaren ideologischen Verständnis zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Die Welt und ihre Probleme haben sich jedoch weiterentwickelt. Soziale Fragen wie das prekäre Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit, die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich und die Folgen des Klimawandels rufen nach einem neuen, gesellschaftsgerechterem Verständnis des modernen Wirtschaftens. Ulrichs integrative Wirtschaftsethik kann an dieser Stelle durchaus interessante Ansatzpunkte liefern, stellt sie doch die Lebensdienlichkeit der Wirtschaft in den Mittelpunkt. Es bleibt zu hoffen, dass die HSG die noch immer vakante Stelle im Institut für Wirtschaftsethik in diesem Sinne neu besetzen wird.


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