Bildung zum Schnäppchenpreis

An Schweizer Hochschulen nimmt die Anzahl ausländischer Studenten zu. Die Kosten für die Kantone sind gewaltig. Eine Erhöhung der Studiengebühren für Ausländer ist unumgänglich.

Sie kommen abends in die Beiz und rufen lautstark: «Ich bekomm ‘n Bier.» Weil sie unsere Universität überfüllen, muss man eine Stunde früher aufstehen, um einen Platz im Audimax zu ergattern. In Gruppenarbeiten sind sie schlicht unerträglich.

Jedoch wollen wir uns an dieser Stelle weder den üblichen Klischees über unsere deutschen Kommilitonen noch der allgegenwärtigen Germanophobie hingeben. Die Deutschen, die in der Schweiz studieren, sind zum grössten Teil freundlich, produktiv, integrationswillig. Doch bei aller Übertreibung wurde im Rahmen der Diskussion über das problematische Verhältnis zu den Einwanderern aus dem Norden eine interessante Frage aufgeworfen: Sollen die Studiengebühren für ausländische Studenten erhöht werden?

Die Kosten des Bildungstourismus

Fakt ist: Durch die Vereinheitlichung der Hochschuldiplome und die Förderung der studentischen Mobilität hat die Bologna-Reform zu einer starken Zunahme ausländischer Studenten in der Schweiz geführt. An Schweizer Universitäten und Fachhochschulen stammt inzwischen jeder sechste Student aus dem Ausland. Insbesondere für Deutsche ist die Schweiz ein attraktiver Studienort – nicht nur dank der sprachlichen und geografischen Nähe. Denn die Schweizer Hochschulen bieten hohe Bildungsqualität zu einem günstigen Preis. Für ein Studienjahr zahlt man hierzulande Gebühren in Höhe von ungefähr 2‘000 Franken. Doch für den Universitätskanton entstehen Kosten von bis zu 21‘000 Franken pro Jahr und Student in Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften.

Hier liegt der Kern des Problems. Denn bei Schweizer Studenten wird diese Differenz zumindest teilweise durch den Wohnkanton getragen. Doch für Ausländer, die in der Schweiz studieren, bezahlt das Herkunftsland dem Standortskanton der Hochschule keinen Rappen. Für diese Kantone sind die finanziellen Folgen einer Zunahme ausländischer Studenten gewaltig: Nach Berechnungen der «NZZ am Sonntag» beliefen sich die ungedeckten Ausbildungskosten im Jahre 2008 auf 560 Millionen Schweizer Franken. Angesichts dieser Zustände wurde jüngst im Zürcher Regierungsrat und an der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) laut über eine Erhöhung der Studiengebühren für ausländische Studenten nachgedacht.

HSG: kein Kommentar!

Die Universität St. Gallen hat seit längerer Zeit den Ausländeranteil auf 25% beschränkt, um die Kosten zu kontrollieren und eine ausgewogene Durchmischung der Studenten zu ermöglichen. Das Problem wird dadurch aber nicht gelöst: Solange die Anzahl Schweizer Studenten an der HSG zunimmt, steigen auch die Ausbildungskosten für Ausländer proportional weiter. Eine einseitige Erhöhung der Gebühren bedürfte allerdings einer gesetzlichen Grundlage auf kantonaler Ebene. Kürzlich hat die SVP im St. Galler Kantonsrat ein Postulat in diesem Sinne eingereicht. Auf Anfrage von prisma wollte die Universitätsleitung «derzeit gegenüber der Öffentlichkeit keine Stellung zum Postulat» nehmen.

Zurzeit zahlen ausländische Studenten pro Semester lediglich 150 Franken mehr als Schweizer. Eine massvolle Erhöhung wäre angebracht und für die Betroffenen verkraftbar. Die zusätzlichen Einnahmen würden das Budget der Kantone erheblich entlasten – ihnen stünden mehr Mittel für Investitionen in die Bildung frei. Diese sind nötig, um in der Schweiz weiterhin von hervorragenden Hochschulen profitieren zu können. Denn gute Infrastruktur, innovative Forschung und kompetente Betreuung der Studenten haben nun mal ihren Preis.


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