An den Nachfolger von Ernst Mohr, PhD

Als Student an der HSG möchte ich Ihnen als Erstes meine Bewunderung und meinen Dank aussprechen. In diesen harten Zeiten, in denen wir nicht einmal mehr alle einen hohen Einstiegslohn und einen sicheren Job garantiert haben, braucht es eine grosse Persönlichkeit an der Spitze unserer Universität. Dass Sie sich für diesen – zugegeben prestigeträchtigen – harten Job opfern, ist Ihnen hoch anzurechnen. Nicht nur verzichten Sie auf einen grossen Teil Ihrer Privatsphäre, Sie haben auch in die ausserordentlich grossen Fussstapfen Ihres distinguierten Vorgängers zu treten.

Der Genannte hat in den letzten Jahren souverän vorgelebt, wie man Krisen meistert und für vollständige Zufriedenheit unter den Stakeholdern der Uni sorgt. Dies hat nicht zuletzt mit seiner ausserordentlichen Offenheit gegenüber ordinären Studierenden zu tun. Auch bei Ihnen würde es mich freuen, wenn Sie in angeregten Diskussionen auf die Studierenden eingehen und hin und wieder vielleicht sogar Vorschläge aus dem Plenum aufnehmen würden. Hier liegt der Einwand nahe, das Rektorat arbeite eng mit der Studierendenvertretung zusammen. Nur ist das eben so eine Sache: Ist man erst einmal in einer Machtposition, hebt man schnell etwas ab und vergisst, dass man nicht gewählt wurde, um Statuten wortwörtlich auszulegen und interne Machtkämpfe zu gewinnen, sondern um Ziele zu erreichen. Dieser Gefahr sind Sie als erfahrener Professor oder erfahrene Professorin natürlich weniger ausgeliefert.

Um zu hören, was das Plenum meint, was die heissen Themen an der Universität sind, brauchen Sie nicht einmal ausführlich mit Studierenden zu sprechen. Einmal prisma lesen genügt, und Sie wissen Bescheid. Wenn Sie diese Ausgabe als Beispiel nehmen, dann sehen Sie, wie dringlich sich die Uni mit den fachfremden Kursen beschäftigen sollte. Es hat sich gezeigt, dass die Studierenden sich gern neben dem Studium mit ihren Interessengebieten beschäftigen – wenn man sie denn lässt – und nicht unbedingt so erpicht darauf sind, über die oft gleichen Themen auch noch Referate zu halten.

Zuletzt noch ein Wort zur Eloquenz, die von einer öffentlichen Person ja gefordert wird. Leider wird es Ihnen auch in diesem Bereich kaum gelingen, Ihren Vorgänger in den Schatten zu stellen. Die tiefen Weisheiten, welche er vielen von uns zum Abschluss des Studiums auf den Weg gegeben hat, werden uns anleiten, bis wir uns dereinst auf den wohlverdienten Bonustopf zurückziehen. Ich rate Ihnen, sich hier nicht auf einen Wettbewerb einzulassen. Das Beste ist wohl, Sie finden Ihren eigenen Stil. Zum Üben kann ich Ihnen die Ansprache von Gordon Gecko aus dem grossartigen Film «Wall Street» empfehlen. Schliesslich – und das ist das Wichtigste – sind Sie Rektor bzw. Rektorin der HSG. Und das verpflichtet.

Mit besten Grüssen Jeffrey Vögeli


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