prisma-Kochwettbewerb

Jeff Voegeli ist zum ersten Mal unterwegs als Testesser fürs prisma.

Studenten essen gerne. Und wer gerne isst, der kocht auch gut. Diese Hypothese zu testen, haben wir uns mit dem prisma-Kochwettbewerb vorgenommen. Es geht dabei nicht allein ums Kochen, sondern ebenso um Gastfreundschaft, Kreativität und Originalität. Letztlich werden diejenigen gewinnen, denen die perfekte Balance zwischen studentischer Improvisation und «Haute Cuisine» gelingt.

Um die Chancengleichheit zu wahren, muss es natürlich Spielregeln geben. Es geht ja nicht an, dass sich jemand den Sieg erkauft. Deshalb gibt prisma das Budget vor: prisma stellt fünfzehn Franken pro Koch plus zusätzliche fünfzehn Franken für den primsa-Testesser zur Verfügung. Damit muss von der Vorspeise bis zum Dessert und inklusive Getränke alles abgedeckt werden – persönliche zusätzliche Zuwendungen sind strengstens verboten. Wie sich bei unseren ersten Kandidaten gezeigt hat, ist das mehr als genug. Es hat sogar noch gereicht, um zwei zusätzliche Gäste einzuladen. Im Weiteren müssen mindestens drei Köche aktiv an der Zubereitung beteiligt sein. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass es sich nicht um eine WG-Teamleistung, sondern um eine Meisterleistung eines begabten Individuums handelt.

Villa la Boum

Bessere Kandidaten als die Bewohner der «Villa la Boum» hätten wir uns für den ersten Kochabend nicht wünschen können. Die Wohnung – die wirklich eine Villa ist – ist der Traum aller derer, die sich mit einer «Zelle» in irgendeiner «Mietkaserne» begnügen müssen. Die Bewohner sind herzlich, offen und locker – repräsentieren also das Beste, was die HSG zu bieten hat. Dass der Anteil der Mitbewohnerinnen mit 50% nicht ganz dem HSG-Durchschnitt entspricht, ist wohl – jedenfalls aus meiner Sicht – eher positiv zu werten. Leicht zu finden war die erste Kochmannschaft allerdings nicht. Die meisten Studenten fliehen nach den Prüfungen geradezu aus St Gallen und kommen auch für ein solch verlockendes Angebot nicht zurück. Schliesslich fiel mir aber ein, dort zu suchen, wo man mit Sicherheit die spontansten und unternehmungslustigsten HSGler findet: Mittwochs im Trischli. Das hat dann auch auf Anhieb geklappt.

Keiner da

Bei meiner Ankunft – zur abgemachten Zeit am abgemachten Ort – folgte erst einmal eine Überraschung: Von den Bewohnern der Villa la Boum war gar keiner da. Allerdings hatten sie den Termin nicht etwa vergessen, sondern waren immer noch auf der Suche nach ein paar Spezialitäten, die für das geplante Menü nicht fehlen durften. Die anderen im Haus haben mich in der Zwischenzeit gastfreundlich bewirtet und unterhalten bis Bene, Andrea, Flo, Linda und Pati – allesamt schwer beladen mit Lebensmitteln – schliesslich auftauchten und die Show – wenn auch anfänglich etwas chaotisch – endlich beginnen konnte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich eine gewisse Organisation und Hierarchie im Kochteam herausgebildet hatte und die Sache ins Rollen kam.

Kulinarisches Thema «Japan»

Zuerst wurde abgesprochen, wer was machen würde. Dann wurde richtigerweise entschieden, erst mal einen Aperitif zu nehmen. Zu meiner Freude wurde ein Sake-Smoothie mit Blaubeeren angekündigt. Zwar wurde mir nie ganz klar, was daran hätte «smooth» sein sollen, es handelte sich nämlich einfach um Sake auf Eis mit ein paar Blaubeeren drin. Gut war’s trotzdem und ausserdem konnten wir noch lernen, dass man Sake eben nicht nur warm trinkt, sondern im Sommer durchaus auch kalt. Zudem war der Sake auch ein guter Einstieg in das kulinarische Thema des Abends, nämlich Japan. Wie sie mir während des Kochens erzählte, hat Andrea mit siebzehn Jahren ein Jahr in Japan verbracht und ist daher Expertin auf dem Gebiet der japanischen Kultur und natürlich auch was das japanische Essen betrifft. Während Andrea Anekdoten zum Essen in Japan und zum (heftigen) Kulturschock zum Besten gab, wurde fleissig Gemüse geschält und das «Diner» vorbereitet. Vielleicht auch, weil ich zuvor angekündigt hatte, dass «Teamwork» gut für das Gesamturteil sei, lief das Kochen in grosser Harmonie und Effizienz ab. Die Japanexpertin war die unbestrittene Chefköchin, alle anderen hatten klare Aufgaben und der Juror war der einzige, der ständig im Weg herumstand. Als man allmählich vorhersehen konnte, dass das Essen wohl gelingen würde, wurde mir das Menü auch noch offiziell angekündigt: diverse Sushi, Poulet an Teriyaki-Sauce mit blanchiertem Gemüse und Sesamdip, Mousse au Chocolat.

Angetreten, um zu gewinnen

Und bald darauf waren wir uns zu Tisch und die Jury – also ich – begann mit der Arbeit. Man konnte auf Anhieb sagen, dass dieses Team angetreten war, um zu gewinnen. Der Tisch war mit viel Aufwand und Geschmack gedeckt. Mich beschlich schon beinahe eine romantische Stimmung als ich mich hinsetzte. Als dann das Sushi – in einer schlichten, fast schon minimalistischen Anordnung angerichtet – aufgetragen wurde, war die Ambiance perfekt. Die minimalistische Dekoration rechtfertigte sich allerdings vollkommen dadurch, dass die Nigiri und Maki schon selbst sehr ästhetisch sind. Zwar konnte sich das St. Galler Sushi nicht ganz mit dem japanischen Original messen, doch die Sushiköche in der Schweiz sollten sich warm anziehen. Unter Berücksichtigung des beschränkten Budgets und der Tatsache, dass wir uns in einem Binnenland befinden, hat diese Vorspeise eine Topnote verdient.

Hühnchen ziemlich trocken

Zum Glück war nicht so viel von dem Sushi da, sonst hätte sicherlich keiner mehr Appetit auf das Teriyaki Poulet gehabt. Ein seltener Lapsus in der Planung war allerdings hier, dass die (Warte-)Zeit zwischen den Gängen etwas lange wurde. Zwar gab mir das Gelegenheit, mich mental auf den nächsten Gang vorzubereiten, aber man hätte da beim «Mise-en-place» noch etwas gründlicher vorgehen können. Fatalerweise äusserte sich die lange Wartezeit dann auch noch darin, dass das Hühnchen doch ziemlich trocken geworden war. Doch darüber war hinwegzukommen, schliesslich hatten alle anwesenden gesunde Zähne und der fehlende Saft in den Pouletfilets wurde bei weitem durch die ausgezeichnete Sauce wettgemacht. Auch dieses Gericht wurde sehr schön präsentiert. Wie es sich für einen Hauptgang gehört, kam die Speise etwas opulenter daher, wobei besonders hervorgehoben wurde, dass alles auf dem Teller essbar sei. Ich habe später bereut, dies auch für die Chilischote geglaubt zu haben. Der Dip aus Tofu und Sesam und die zum Teil exotischen Gemüse schmeckten genau so gut, wie sie aussahen.

Likörgetränkte Pfirsiche und Goldflitter

Zum Abschluss wurde das «Mousse au Chocolat» aufgetragen und die kulinarische Glückseligkeit war perfekt. Zwar könnte man kritisieren, dass da ein paar Klümpchen waren, aber nachdem es absolut perfekt schmeckte, wäre das verfehlt. Zudem hatten sich die Gastgeber auch hier nicht etwa auf ein langweiliges Schälchen beschränkt, sondern das Mousse kam in Begleitung von likörgetränkten Pfirsichen, die so gut waren, dass man hätte in Versuchung kommen können, irgendeine verruchte Symbolik in die Kreation hineinzuinterpretieren. Dies erst recht, als die Teller auch noch mit Goldflittern garniert waren, die den luxuriösen Gesamteindruck perfekt abrundeten.

Ob aufs Essen oder den Gesamteindruck bezogen, man muss noch einmal sagen, dass es den Bewohnern der Villa la Boum gelungen ist, ein beinahe perfektes Abendessen zu kreieren. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, was die herausfordernden Teams aus dem Ärmel ziehen, um das zu übertreffen.


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