My way, not thy way

Gewissen: die innere Stimme, die uns daran erinnert, dass wir als in einer Gesellschaft Lebende einem Verhaltenskodex unterworfen sind.

Zumeist schwingt mit dem Begriff «Gewissen» die Verantwortung mit, die wir gegenüber anderen haben. Beliebt in Medien und Politik ist in diesem Zusammenhang der häufige Appell an das Gewissen von Firmenlenkern, die die Ankündigung von Entlassungen ungünstigerweise kurz vor oder nach einer Gewinnanstiegsmeldung ansetzen.

Aber es gibt noch eine andere Art von Verantwortung: die gegenüber uns selbst. Ohne faden Beigeschmack des rücksichtslosen Egoisten, der eigene Ziele, welcher Natur auch immer, durchsetzt, komme was wolle. Eigentlich geht es um das, was schon Franky Blue Eyes besungen hat: «Too few regrets to mention.»

Es soll nicht gepredigt werden, was wir schon unendlich oft von diversen Leuten gehört und dramatisch von Hollywood und anderen so eindrucksvoll dargestellt bekommen haben. Vielmehr geht es darum, diesem Gedanken – trotz Jugend und gefühlter Unbesiegbarkeit – ernsthaft Beachtung zu schenken, wie sich das für einen gestandenen Studenten gehört.

An der Uni wie im Job

Nicht nur, aber vor allem an der HSG sieht man sich – oder zumindest sah ich mich – oft der Gefahr ausgesetzt, sich im Strudel von Arbeit und gelebter Universitätskultur ein Stück weit zu verlieren und der Standardisierung und dem Leistungsparadigma widerstandslos nachzugeben. Mit der Zeit kann es schwierig werden, zu unterscheiden, was inhärente Ziele, Vorstellungen und Lebensentwürfe sind, und welches Bild vom erfolgreichen Menschen das Umfeld hat – sozusagen Mensch, wie er ist, versus Mensch in «Malen nach Zahlen».

Im Arbeitsleben ist das ebenfalls nicht leichter. Im Gegenteil: Die Anforderungen an den jeweiligen Berufsstand und die «Berufskleidung» sowie der Mangel an andersartiger geistiger Stimulation – mangels ausreichender Freizeit und entsprechender geistiger Reserven nach langen Arbeitstagen voller Konzentration – bringen einen sozusagen auf Spur, ohne dass man es so richtig mitbekommt. Und eh man sich’s versieht, sitzt man mitten drin in der Tretmühle und verhält sich, fast schon «zombiemässig», konformer als nötig und angebracht.

Change – aber in welche Richtung?

Aber irgendwann, meist im ungünstigsten Moment, nämlich immer dann, wenn die Motivation ohnehin schon im Keller ist, kommen sie, die ekligen, kleinen, nagenden Zweifel, ob die getroffenen Entscheidungen und der eingeschlagene Weg richtig waren.

Eigentlich weiss man gar nicht genau, was man möchte; nur, dass man das, was gerade da ist, eigentlich nicht so richtig gut findet. Gleichzeitig ist man zu bequem, sei es aus Mangel an Ideen, Mut oder Durchsetzungskraft, an der ungeliebten Situation etwas zu ändern. Nun kann es ja aber auch sein, dass dieses Tief nur temporärer Natur und somit eine Änderung nicht nötig ist.

Hier kommt wieder Franky-Boy ins Spiel – oder besser die Frage: «Werde ich, wenn ich den eingeschlagenen Weg weitergehe, und unter der Prämisse, dass sich keine einschneidende Änderung ereignet, sondern alles seinen vorgesehenen Gang nimmt, in fünf, zehn oder mehr Jahren mit meinem Leben voraussichtlich zufrieden sein, oder werde ich mir wünschen, ich hätte es an dieser Stelle anders gemacht?»

Natürlich ist jede Antwort auf diese Frage sehr spekulativ und möglicherweise stellt sie sich als falsch heraus. Aber sie macht einen sprichwörtlich zu grossen Teilen zu seines eigenen Glückes Schmied und nicht zum alleinigen Spielball äusserer Einflüsse. Am Ende vom Tag kann man hoffentlich sagen: «The record shows I took the blows and did it my way.» Gute Reise!


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*