Satt

Nach nur zwei Kontrahenten in diesem Semester findet der Kochwettbewerb sein Ende. Wieso es nur so wenige fähige Köche an dieser Uni gibt, ist schnell geklärt.

Selbst nach intensivster Suche gelang es diesmal nicht, eine dritte WG zu finden, die sich der Herausforderung stellen wollte. Oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, dies liege an der vollen Agenda des durchschnittlichen Studenten. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das allerdings schnell als Trugschluss. Schliesslich finden meistens nur mittwochs Partys statt und Lernen kann man immer auch noch morgen.

Langzeitschäden

Es ist ein Element dieser Universität, welches den Studenten jede Ambition in Bezug auf gutes Essen nimmt: unsere Mensa. Wie angehende Soldaten in der Rekrutenschule ihre Hörnli mit Gehacktem mampfen hier die angehenden Konzernsoldaten täglich ihre Kalorien in sich rein. Dabei sind sich die Armen nicht bewusst, dass sie ihre Geschmacksknospen gerade so ruinieren, dass sie für den Rest ihres Lebens gutes Essen nur noch dadurch identifizieren können, dass es teuer ist. Nicht nur ist dies eine Tragödie an sich, es macht Absolventen der HSG auch dort verwundbar, wo es am meisten schmerzt: im Portemonnaie. Schliesslich kann einem solchen kulinarischen Banausen praktisch alles als Delikatesse verkauft werden.

Nicht nur die Geschmacksknospen werden geschädigt, auch die Motivation wird durch dieses Essen beeinträchtigt. Ich erinnere mich gut an meine erste Erfahrung mit der hiesigen Verpflegung: Arglos stellte ich mich in die Schlange (kein Scheiss, man muss dafür auch noch anstehen!) und dachte: «Mhm fein, asiatisch.» Vermutlich hätte ich in einer Strassenküche in Chongqing weniger riskiert. Obwohl mir schon nach wenigen Bissen Zweifel kamen, ass ich munter weiter. Schliesslich braucht man als Assessi viel Energie zum Lernen. Leider wurde es damit an diesem Tag nichts mehr. Mit einem Gefühl, als hätte ich Zement gegessen (mit viel Öl), sass ich apathisch herum und wartete darauf, dass ich wieder gehen konnte.

Doch ich hatte meine Lektion gelernt und kochte ab da selbst. Leider ergab es sich Jahre später, dass ich durch einen allzu dichtgedrängten Stundenplan wieder in die Mensa gezwungen wurde (damals gab es das Tiebreak noch nicht). Um auf der sicheren Seite zu bleiben, bestellte ich diesmal konservativ ein Schnitzel mit Pommes frites. Ich hatte Glück. Mir wurde nicht schlecht. Das lag bestimmt daran, dass der panierte Putzlappen, der mir verkauft wurde, sauber gewesen war. Wenigstens bringt das geheimnisvolle Gewürz an den Pommes etwas Farbe auf den Teller.

Keimende Gegenbewegung

Dank dem jahrelangen Einfluss dieses Essens auf ihren Geschmackssinn bleiben jetzt also nur noch in fünf WGs genug Studenten mit dem Interesse und Talent, sich der Herausforderung eines Kochwettbewerbs zu stellen. Selbst wenn wir eine recht hohe Dunkelziffer von grundsätzlich Faulen, Schüchternen und Nicht-Prismalesern annehmen, ist das eine tragische Situation. Aber trotzdem machen mir die Teilnehmer Mut. Offensichtlich haben nicht alle Studenten den Willen, gut zu kochen und zu essen, verloren.

In der Hoffnung, einigen weiteren eine Quelle der Inspiration zu sein und diese Misere bald zu beenden, haben wir hier noch einmal die grossartigsten Gerichte der verschiedenen Teilnehmer aufgelistet:

Sushi

Fisch macht intelligent. Ausserdem lassen sich Sushi schön anrichten, wirken kosmopolitisch und es macht ziemlich viel Spass, den Reis von Hand zu formen.

Selbstgemachte Pasta

Sowohl die Tagliatelle aus Heft 319 als auch die Ravioli der letzten Ausgabe waren hervorragend. Zudem kann man riesigen Eindruck schinden, wenn man etwas selbst machen kann, was alle anderen in der Migros kaufen.

Wiener Schnitzel

Zwischen dem von Andrea geklopften und dem oben erwähnten liegen Welten. Wer plant, weiterhin in Skigebieten und der HSG-Mensa Schnitzel zu essen, sollte das nicht machen. Entweder schmeckt einem der Schnellfrass danach nicht mehr, oder man weiss, dass man ein Banause ist.

In Röteli flambierte Ananas

Die drei Jungs von der Zofingia haben behauptet, damit könnte man jede Frau verführen. Selbst wenn das eine Übertreibung ist, die Chancen steigen auf jeden Fall.

Bei diesem Spiel gibt es nur Gewinner

Bleibt, den ersten Preis für das aktuelle Semester zu vergeben. Da leider beide Teams gleich viele Punkte erhalten haben, lässt sich nicht klar sagen, wer den Sieg mehr verdient hätte. Es wurde kurz diskutiert, eine Münze zu werfen. Allerdings ist das etwas zu willkürlich. Zudem lässt die identische Punktzahl vermuten, dass beide Teams etwa gleich viel dazu beitragen, dass gelegentlich einige Studenten zu einem sehr guten Essen kommen. Dafür und für die ausgezeichneten Menüs, die mir serviert wurden, erhalten beide Teams eine wunderschöne Urkunde für die Wohnzimmerwand und einen grosszügigen Gutschein.


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