Der St. Galler Ordensmann leiht tausend Jahre nach seinem Tod der Notker-WG seinen Namen, einem Ort bekannt, für ausgeprägte weltliche Freuden…
Vorab: Ich bin Hamburger. Ich bin gross geworden in einer Stadt, deren grösste Attraktion ein Rotlichtviertel ist. Eine Stadt, die gespickt ist mit dem Feinsten, mit allem, was eine gepflegte Nachteule für sich beanspruchen möchte: interessantes Publikum, herzzerreissend gute und vielfältige (!) Musik, aussergewöhnliche Locations und Tanzshows mit Namen, die von hawaiianischen bis zu transsibirischen Erotikerleuchtungen alles versprechen. Ein guter Ort, um gediegen feiernd gross zu werden. Wenn man das sagt (und ein überzeugtes FORZA ST. PAULI hinterherschmeisst), muss man der Realität in die Augen schauen: Das St. Galler Nachtleben ist im Vergleich zu den meisten uns bekannten Städten eher so lala. Manchmal ganz nett, zumeist aber eher zweitklassig, ein monotoner Mix aus vorkalkulierten Trischli-Elephant-Exzessen.Um diesem Missstand entgegenzuwirken, beschlossen wir, mit der Notkerparty die Latte etwas höher zu legen. Hunting Big Game instead of shooting for small rabbits! Wir, das ist die Notkerplaza Inc., ein Zusammenschluss freigeistiger Feierbegeisterter multinationalen Ursprungs (Deutsche, Österreicher und Schweizer halt). Zu den Gründungsmitgliedern zählen Enzo W., der Mann der schon einmal CHF 60‘000 gegen einen Berg geschossen hat; David S., schweigsamer Pate all dessen, über das besser geschwiegen werden sollte; Max B., Eskalator und Dandy auf einem anderen Niveau; und Nina B., die Aussteigerin. Darüber hinaus mit Philipp, Andy, Anne, Jule, Petra, Zlaty, Raphael, Tobi und mir noch ein Haufen andere. Unsere Idee: die Notkerparty! Unser Konzept: Drei Wohnungen, 12 furchtlose Mitbewohner, ein zum Elektroclub umfunktionierter Keller, 400 Gäste und kein Platz für regrets. Ein Fest, so aussergewöhnlich und gut, dass es für einen kurzen Augenblick die St. Galler Nacht in neuem Glanz erstrahlen lassen kann. Dieses Rezept wurde zur Zauberformel über die letzten zwei Jahre.Es folgten Kündigungsdrohungen, Polizeidiskussionen und ein zuweilen fassungsloses Treppenhausreinigungspersonal. Es war jedes Drama wert. Vielleicht wart ihr ja schon einmal auf einer Notkerparty. Habt euch 30 Minuten vom dritten Stock ins Erdgeschoss durch überfüllte Gänge vorgekämpft. Habt die Nacht im Elektrokeller durchgetanzt. Habt am nächsten Morgen mit nach unserer verschwundenen Türklinke gesucht. Oder ihr habt Geschichten von einem magischen Ort im Museumsviertel gehört.Es gibt diesen Ort. Und auch in diesem Semester werden wir mit leicht veränderter Besetzung wieder aufbrechen, das St. Galler Nachtleben zu retten. In diesem Sinne: Haltet die Ohren offen, um zu erfahren, wann hier das nächste Mal etwas passiert, und stellt sicher, dass ihr es nicht verpasst. Das Leben ist besser mit Notker!