In God We Trust

Manche von euch werden es bereits auf ihrem Stundenplan entdeckt haben: das unscheinbare Kürzel «EXT-NAK», da, wo sonst der Unterrichtsraum stehen sollte. Extern – Neu-Apostolische Kirche. Die ersten Vorlesungen finden nun in Gotteshäusern statt.

Manch ein immerwährender Kritiker unserer Universität mag sich nun bestätigt fühlen: Die HSG lege endlich ihre Maske ab und tue ganz offen, was man ja schon immer wusste – ihre Ideologie, die freie Marktwirtschaft, einem Glauben gleich von den hohen Kanzeln der Kirchen in die Köpfe ihrer Jünger, der Studierenden, zu predigen.

Doch der Grund, aus dem manche Vorlesungen von nun an einen gewissen himmlischen Hauch bekommen, ist ein viel irdischerer: Wir haben schlicht nicht mehr genug Platz an unserer Universität.

Natürlich ist es vollkommen absurd, wenn Studierende jetzt zu Beginn einer Vorlesung – hoffentlich doch unnötigerweise – darum gebeten werden müssen, die Gebetsbücher nicht zu klauen. Aber nicht die Tatsache, dass wir nun Kirchen anmieten – es gibt in der Nähe einfach sonst keine anderen geeigneten Räume – sollte uns zu denken geben, sondern dass wir dazu schlicht gezwungen sind. Seit 2005 sind die Studierendenzahlen um mehr als 50 Prozent gewachsen. 6811 Studierende ist die neuste Zahl. Doch selbst mit dem sanierten Hauptgebäude haben wir derzeit gerade mal eine Raumkapazität von gut 5000 – und ein Ausbau würde wohl realistischerweise mindestens bis 2020 dauern. Dass Raumkapazität und, wen‘s interessiert, übrigens auch Dozierendenzahl so nicht mehr zu den Studierendenmassen passen, mag wohl jedem einsichtig sein.

Doch die HSG befindet sich hier in einer Zwickmühle: Einerseits ist es ihr von der Politik streng untersagt, den Zufluss an Studierenden durch Zulassungsbestimmungen oder Selektion zu kontrollieren oder zu beschränken, andererseits braucht sie für einen Ausbau des Raumes oder der Dozierendenzahl jedes Mal die Zustimmung ebenjener Politik (oder gar des ganzen Stimmvolkes des Kantons St. Gallen) – was sich aber immer über Jahre hinzieht. Wie da dann noch der politische Auftrag, die hohe Qualität der Lehre unserer Alma Mater aufrechtzuerhalten, erfüllt werden soll – der Herr mag‘s wissen. Ich allerdings nicht.

Und so bleibt uns Studierenden wohl nur übrig, weiter zum Unterricht in die Kirchen zu pilgern. Und wenn wir eh schon da sind, können wir ja gleich noch beten, dass doch endlich Zulassungsbeschränkungen, ein neuer Campus samt 50-60 neuen Lehrstühlen oder zumindest mal ein neues Audimax vom Himmel herunterfallen mögen.


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*