J. U. kam mit vierzehn Jahren zum ersten Mal in Kontakt mit Drogen. Ihr Weg führte sie von Cannabis bis hin zu Drogen wie Kokain.
J. U, wann hast du mit den Drogen angefangen?
Beim Kiffen ist es aber nicht geblieben …
Was für Drogen hast du sonst konsumiert?
Jegliche. LSD, Koks und halt das, was man auf Goapartys so bekommt. Aber abhängig von irgendeiner Droge war ich nie.
Wie hast du dich gefühlt, wenn du auf einem Trip warst?
Schwer zu sagen. Irgendwelche Horrortrips wie andere hatte ich zum Beispiel nie. Ich weiss nur, dass mich Gott sei Dank jede Droge enttäuscht hat. Ich hatte mir zu jedem Stoff, den ich einnahm, meine eigenen Vorstellungen über die Wirkung gemacht, denen keine Droge entsprach. Heute kann ich behaupten, dass ich damit Glück hatte. Aber trotzdem, wenn wir zum Beispiel Koks hatten, nahmen wir es, bis es weg war. Das war die Regel. Wenn du Stoff hast, wartest du nicht bis zum nächsten Tag. Drogen sind da, um sie aufzubrauchen.
Was für psychische und physische Folgen hatten die Drogen?
Körperlich verspürte ich nichts. Ich war ja nicht abhängig. Aber auf psychischer Ebene habe ich schon gelitten. Die ständigen Aufs und Abs haben mich letztendlich fertig gemacht. Und meine Konzentration liess nach.
Apropos Konzentration – zu dieser Zeit befandst du dich noch in der Ausbildung. Hatten die Drogen Einfluss auf deine schulischen Leistungen?
Komischerweise nicht, nein. Ich hatte mir aber ganz klar Prioritäten gesetzt. Wenn ich eine Prüfung hatte, ging ich nach Hause, lernte und belohnte mich anschliessend. Und die Belohnung waren eben Drogen.
Wie hast du mit den Drogen aufgehört?
Nach vier Jahren Beziehung trennten wir uns. Er war derjenige mit den Kontakten zu den Dealern. Durch die Trennung verlor ich diese Kontakte und hatte so auch keinen Zugang mehr zu harten Drogen. Später stellte ich auch meinen Cannabiskonsum ein.
Kommentar
Der Mensch ist ein Entdecker, so viel ist klar. Dass wir dazu auch gerne mal in die Trickkiste greifen, um unser «Bewusstsein zu erweitern» und in «höhere Sphären» aufzusteigen, scheint in dem Zusammenhang nur logisch. Nur – dass die Luft in höheren Sphären aber immer dünner wird, bemerken die meisten zu spät – oder gar nicht.Klar, Menschen sind unterschiedlich und nicht jede Droge macht sofort abhängig. Aber gerade das ist die Gefahr. Meist merken die Betroffenen gar nicht, wie Drogen ihr Leben schleichend unterwandern. Wie auch? Schliesslich fängt alles ganz gut an: Viele Probleme scheinen auf den ersten Blick wie verschwunden. Gleichzeitig trifft man Menschen, die eine ähnliche Vorliebe für Rauschmittel teilen.Erst mit der Zeit wird den Betroffenen klar, dass sie sich von ihren alten Bekannten abgewandt und ihr Leben ganz nach dem Rhythmus ihres Konsums ausgerichtet haben. Aus Neugier wurde Routine und aus Routine wurde Sucht.Vladimir Mijatovic