Wenn ich gross bin, werd ich Chef

Die HSG steht im Ruf, die künftigen Führungskräfte dieses Landes hervorzubringen. Dennoch gibt es hier kein Masterprogramm in Unternehmensführung, das allen Bachelorabsolventen offenstehen würde. Die Universitätsleitung hat das Problem erkannt.

Die Anmeldefrist für den Mastereintritt im Herbst steht kurz bevor. Praktisch ein ganzer BWL-Jahrgang wird sich in diesen Tagen entscheiden müssen, in welcher Richtung es auf der Masterstufe weitergehen soll. Doch welche Optionen stehen überhaupt zur Wahl? Da sind auf der einen Seite die mathematiklastigen Programme wie Banking & Finance und Accounting & Finance, auf der anderen Seite der Marketingmaster für die «Kreativen» und nicht zuletzt der IMT-Master für die «Techies», die in der Vorlesung mit iPad und iPhone jonglieren und ihre Gruppendiskussionen über Twitter abwickeln.

Natürlich ist das ein wenig übertrieben – doch was, wenn man tatsächlich in keine dieser Kategorien passt? Was, wenn man sein Talent effektiv darin sieht, gut planen, organisieren und delegieren zu können, die Dinge am liebsten gesamthaft betrachtet und man auch keine bestimmte Branche anstrebt? Wenn man zwar schon ein bisschen kreativ ist, aber durchaus auch gerne mal etwas analytisch angeht, Technologie zwar kein Fremdwort ist, man sich aber nicht immer gleich als Erster für die neuesten Entwicklungen begeistert?

Exklusivität als Verkaufsargument?

Es gibt zwar den SIM-Master, doch dafür sind die Zulassungsbedingungen ziemlich hoch, wie es prisma im letzten Heft vorgerechnet hat. Kritische Stimmen behaupten, diese Zulassungsbeschränkungen zu den Masterprogrammen zielten nur darauf ab, die HSG in den internationalen Rankings besserzustellen. Und tatsächlich wurde der SIM letztes Jahr von der Financial Times zum weltweit viertbesten Masterprogramm in Management gekürt – eine Auszeichnung für die Anstrengungen der HSG in der Managementforschung und -lehre, wie es die Verantwortlichen formulieren. Doch warum dürfen nicht alle Bachelor-absolventen von diesen Anstrengungen profitieren?

Ab kommendem Herbst hätte der Master in Organisation und Kultur für die oben beschriebenen Allrounder-Talente eine wertvolle Alternative darstellen können. Doch auch dieser steht nur jenen offen, die mindestens einen Schnitt von 5.0 aus dem Bachelor mitbringen und noch weitere Aufnahmekriterien erfüllen. Können diese Programme nur dann genügend Gewicht im CV eines HSG-Absolventen erzielen, wenn sie diese Exklusivität wahren? Ganz falsch ist dieser Verdacht wohl nicht, denn eine nicht repräsentative Umfrage unter Unternehmensvertretern an der HSG Talents Conference macht deutlich, dass besonders die Spezialisten gefragt sind, nicht die Allrounder.

Die HSG hat das Problem erfasst

Nichtsdestotrotz hat die Universitätsleitung offenbar verstanden, dass ein gewisses Bedürfnis nach einem offenen Masterprogramm in Unternehmensführung besteht. Aus diesem Grund wird zurzeit unter der Federführung der School of Management (SoM) ein entsprechendes Programm erarbeitet. Wenn alles optimal verläuft, können bereits ab dem Herbstsemester 2012 erste Bachelorabsolventen von diesem neuen Angebot profitieren.


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