Kinder? Nein, danke!

9.2 Prozent der Frauen geben an, keine Kinder haben zu wollen. Interessant, vor allem wenn man beachtet, dass es bei den Männern nur 7.9 Prozent sind. Macht das HSG-Studium herzlose, karrieregeile Egoistinnen aus uns?

Welche Frau kennt sie nicht? Diese Uhr, die in uns allen tickt und im Laufe der Jahre immer lauter zu werden scheint – die berühmt-berüchtigte biologische Uhr. Schon manch eine Studentin wird sich gefragt haben, wie es nach dem Studium an der HSG im Privatleben aussehen könnte und soll. Die Studentin von heute weiss, dass ihr nach dem Studium viele Möglichkeiten offen stehen. Längst sind die Zeiten vorbei, als Karriere noch reine Männersache war. Klingt doch alles super, wäre da nicht dieses nervende Ticken. Stellt sich also die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, so viel Fleiss und Aufwand in ein Studium zu stecken, wenn man schon vorab weiss, dass man vor den Dreissigern eine Familie gründen möchte. Gerade einmal drei bis vier Jahre gearbeitet zu haben und dann wieder auszusteigen, wird kaum eine Frau beruflich erfüllen. Und vergessen wir nicht die Schwierigkeiten, die sich bei einem gewünschten Wiedereinstieg ins Berufsleben ergeben können.

Karrierefrau oder doppelte Mutter?

Demzufolge scheint es verständlich, dass knapp 10 Prozent aller Studentinnen an der HSG beim Ticken der Uhr auf Durchzug geschaltet haben und ihren Kinderwunsch rechts liegen lassen. Soziologin Mariella Hager hat in ihrer Studie «Kinderwunschlos glücklich?» unter den kinderlosen Akademikerinnen fünf Typen ausgemacht: Es gibt die klassische Karrierefrau, die Freiheitsliebende, die als Single unabhängig sein will, und die Kinderfeindliche, die den Kontakt mit Kindern grundsätzlich meidet. Dazu kommt die ängstliche Pessimistin, die sich durch ein Kind überfordert sieht oder Angst vor dem Schmerz der Geburt oder dem Risiko eines behinderten Kinds hat. Zum fünften Typus gehört die Partner-Orientierte, die sich sorgt, dass ein Kind die Partnerschaft gefährden könnte, oder ihren Partner als ungeeignet ansieht, ihren eigenen Kindern ein guter Vater zu sein.

Nichtsdestotrotz ist sich die Mehrheit aller Studierenden, die sich an der Umfrage beteiligt haben, bezüglich der Familienplanung einig: Bei den Frauen gaben 52.4 Prozent an, dass sie sich zwei Kinder wünschen, und bei den Männern 54.4 Prozent. Die Idealvorstellung von einem Haushalt mit zwei Kindern wird somit auch bei uns an der HSG bestätigt.
Umdenken insgesamt

Langfristig betrachtet, könnte eine bessere Familienpolitik dazu beitragen, dass Karriere und Kind nicht länger als Widersprüchlichkeit angesehen werden. Nötig ist ein Umdenken insgesamt: Die Unterprivilegierung von Frauen in der Arbeitswelt muss aufhören und der Wiedereinstieg in den Beruf muss erleichtert werden. Aber das Wichtigste bleibt der Kinderwunsch – wenn dieser nicht vorhanden ist, hilft auch die beste Familienpolitik nichts.

Selbstverständlich fliessen noch viele weitere Faktoren in die Entscheidung für oder gegen ein Kind mit ein. Betrachtet man beispielsweise das Ergebnis auf die Frage, ob wir es in der Zukunft schwerer haben werden als unsere Eltern, so antworteten 54.3 Prozent aller Befragten mit Ja. Wenn man davon ausgeht, dass die Zukunft eine nicht enden wollende Anzahl von immer grösseren Herausforderungen darstellt, ist es verständlich, dass man diese einem Kind lieber erspart.


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