Wer kennt das nicht: Zu Beginn des Semesters schaut man sich seinen Stundenplan an und fragt sich, wo zum Teufel denn dieses Gebäude 10 schon wieder ist; etwas Nachdenken und Ordnen «36 ist dort den Hügel runter, 58 am Bahnhof …» und dann merkt man, dass es die Sporthalle sein muss. Im Grossen und Ganzen eigentlich gar kein Problem. Die Stühle sind in Ordnung, die Tische angenehme 80 Zentimeter tief, die viel zu laute und total nervige Aerobic-Musik kann man ausblenden und Montagmorgen, 8 bis 14 Uhr ist irgendwie auch noch zu schaffen.
Da ich früh raus muss, lasse ich den Kaffee zu Hause sausen. «Ich hole mir dann in der Pause einen », denke ich mir noch. So gegen 9 Uhr machen sich dann erste Symptome bemerkbar. Die Beine werden zappelig und die Hirnaktivität sinkt auf ein gefährlich tiefes Niveau ab. Um halb zehn ist es soweit; wir legen eine Pause von zehn Minuten ein. «Endlich», denke ich mir und bewege mich auf die «Schaulustigen-Empore» hinaus. Ein Blick nach links verrät, da gibt es nur den Ausgang, ein Blick nach rechts lässt mich – mittlerweile auf letzter Reserve laufend – hoffen. Doch auch hier macht sich Enttäuschung breit. Das Einzige, was ich finde, sind irgendwelche Geräte, die mich an moderne Folterinstrumente erinnern.
Dann überschlagen sich die Gedanken, gut möglich, dass ich das eine oder andere laut gesagt habe: «Das darf doch nicht wahr sein!» «Die veranstalten hier hinten sechsstündige Vorlesungen und im ganzen Gebäude gibt es nicht einen Kaffeeautomaten?! » «Trinken denn die ganzen Sportler nichts?» «Ich meine, ich rechnete mit einer gewissen masochistischen Veranlagung, aber gleich so?» Ausgelaugt mache ich mich auf den Rückweg in den Seminarraum und lasse mich auf meinen Stuhl fallen. Zum Glück hat mein Zorn die Hirnaktivität etwas angeregt, sodass ich noch mitbekomme, dass der Dozent in etwa einer Stunde eine längere Pause einlegen will, und wir zur Mensa hinüberlaufen können. Gott sei Dank! Vielleicht hat er dieselbe Erfahrung ja auch schon gemacht …