Fifty Shades of Grey

Ein Groschenroman avanciert mit Hilfe einer ordentlichen Portion Sex und Skandal zum Bestseller.

Anastasia Steele ist Studentin, 21, Jungfrau und naiv. Dann trifft sie bei einem Interview für die Uni-Zeitung den charismatischen, attraktiven self-made Millionär Christian Grey – und plötzlich steckt sie mittendrin in einer Sadomaso-Beziehung.

Ausgedacht hat sich diese Geschichte eine Britin, die der Meinung war, «Twilight» fehle der Sex-Appeal – buchstäblich. Also schrieb sie die Vampirschmonzette kurzerhand um, diesmal mit mehr Sex und ein bisschen BDSM als Beilage. Das Endprodukt wurde ein Internet-Hit. Ein paar kosmetische Änderungen später, landete es als «Fifty Shades of Grey» in den Bücherläden.

Gegenüber Shades of Grey erscheint Twilight aber geradezu als fortschrittliches, intellektuell anspruchsvolles literarisches Werk. Mit der Heldin Anastasia fühlt man sich ins tiefste Mittelalter der Emanzipation zurückversetzt: Bis sie Christian Grey trifft, stolpert sie, mehr schlecht als recht, durchs Leben. Eine errötende, naive Unschuld vom Lande, die dankbar in die Arme ihres reichen Grafen – äh Milliardärs – fällt. Der erledigt dann schon alles andere. Im Licht von nagelneuen Laptop-Prototypen, Audis und First-Class-Flügen kann man auch darüber hinwegsehen, dass Mr. Grey alles andere als ein weisser Ritter ist und Ana eigentlich lieber regelmässig für sein persönliches Vergnügen in seinem «Roten Raum der Schmerzen» verprügeln würde. Käuflich? Aber nicht doch, wie kommen Sie denn darauf ?

Am Ende mutet das Buch eher an wie ein Ausflug in die Traumwelten einer 14-Jährigen, die vom holden Prinzen träumt, der sie mit Reichtümern überschüttet und mit ihr auf seinem Schimmel in den Sonnenuntergang reitet. Ganz nach dem Motto «Sex sells» fügt man der mondänen Mischung 300 Seiten «Mommy-Porn» inklusive einer Prise anrüchigem BDSM hinzu und fertig ist der Groschenroman.

Kein Wunder also, dass die werte Anastasia ständig rot wird: Wenn ich die Hauptfigur in einem solch abgrundtief schlechten Buch wäre, wäre mir das auch peinlich.

Fifty Shades of Grey
601 Seiten
Erschienen bei:
Goldmann Taschenbuch, 2012


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