Das neue Assessment

Seit einiger Zeit gibt es an der HSG Pläne, das Assessmentjahr neu zu gestalten. Wird es vollständig auf Englisch angeboten werden? prisma hat nachgefragt.

Was sind denn erst einmal die Ziele des Assessmentjahres?

Prof. Vito Roberto: Einerseits soll ein Einblick in die massgeblichen Gebiete der Universität gegeben werden. Gleichzeitig soll geprüft werden, inwiefern Studierende die Fähigkeit haben, das spätere Studium erfolgreich zu absolvieren. Wir sprechen hier von Orientierungsziel und Selektionsziel.

Dann steht die Wissensvermittlung also gar nicht im Mittelpunkt?

Das ist mit dabei. Es soll ein Überblick der an der HSG gelehrten Fächer sowie der verschiedenen Prüfungsformen gegeben werden. Auch Studierende der VWL sollten gewisse Grundlagen der BWL und des Rechts kennen.

Das sind jetzt die fachlichen Fähigkeiten. Ist Stresstoleranz nicht auch ein Ziel? Sollte ein Studium nicht so möglich sein, dass man nebenbei noch Geld verdienen oder sich in einer Initiative engagieren kann?

Stimmt. Unser Fokus richtet sich auch auf Arbeitseffizienz. Leistung ist bekanntlich Arbeit durch Zeit. Leute, die beispielsweise neben dem Studium noch arbeiten, müssen ihr Leben eben optimieren, was wir ja alle machen. Ein Studium sollte ja nichts sein, was man nebenher macht.

Was wird sich an der Struktur des Assessmentjahres ändern?

Die Hauptänderung betrifft die Dreifachführung. Ab Herbstsemester 2013 wird es zwei so genannte Kohorten mit deutschsprachigem Unterricht geben und eine englischsprachige Kohorte. Es wird ausserdem nicht mehr möglich sein, den Montag unterrichtsfrei zu halten. Zumindest am Nachmittag wird es Kurse geben. Auch bei der Zulassung ändert sich etwas: Für ausländische Bewerbende wird der Ersatz der HSG-Zulassungsprüfung durch einen externen Nachweis wie GMAT, GRE und LSAT grundsätzlich nicht mehr möglich sein. Einzig Bewerbende mit einem Wohnsitz ausserhalb Europas sind von dieser Regel ausgenommen.

Soll die HSG durch Einführung der englischsprachigen Kohorte internationaler werden?

Wir ermöglichen Studierenden zum ersten Mal, vom ersten Studienjahr an auf Englisch zu studieren. Diese Möglichkeit ist primär aber nicht für die ausländischen Studierenden gedacht; es geht vielmehr darum, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Studierenden durch den Unterricht in englischer Sprache und den Kontakt mit ausländischen Studierenden zu fördern. Momentan gehen wir davon aus, dass der grösste Teil der Studierenden weiterhin aus dem deutschsprachigen Raum kommen wird.

Was wird sich inhaltlich ändern?

Es wurden gewisse Verbesserungen gemacht. Die Anzahl der Prüfungen reduziert sich und der Buchhaltungsnachweis wird künftig obligatorisch durch das Bestehen der HSG-Buchhaltungsprüfung erbracht werden müssen. Im Übrigen wird es eine neue Veranstaltung, das Integrationsprojekt, geben. Betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche und juristische Elemente sollen kombiniert werden.

Wird sich dabei die Arbeitsbelastung der Studierenden nicht nochmals erhöhen?

Die neue Veranstaltung wird in einem Umfang von vier Credits sein. Genau wie die jetzige BWL-Fallstudie sind als Prüfungsleistung eine schriftliche Arbeit und ein Korreferat angedacht. Die Interdisziplinäre Problemlösung als eigenständige Veranstaltung fällt aber weg. Insgesamt bleibt die Arbeitsbelastung des Assessmentjahres bei 60 zu erwerbenden Credits also gleich.

Wie wird die HSG mit den wachsenden Zahlen der Studierenden umgehen?

Wir wissen gar nicht, ob die Studierendenzahlen weiter steigen werden. In den letzten Jahrzehnten verzeichneten wir zwischendurch auch Abwärtstrends, die uns fragen liessen: «Was machen wir mit den Gebäuden, wenn wir immer weniger Studierende haben?» In den letzten Jahren sind wir allerdings stark gewachsen. Dies wollen wir in den Griff bekommen. Das Ziel ist eine Stagnation oder ein Wachstum bei leichtem Feuer, also ein jährlicher Zuwachs von höchstens zwei bis drei Prozent.

Bisher war dieser Zuwachs aber weitaus stärker als drei Prozent.

Das schon. Aber wenn man die Zahlen genauer anschaut, sieht man den grössten prozentualen Zuwachs bei den Neueintritten der Masterstufe. Dort liegt das Hauptproblem, weniger beim Assessment. Das Assessmentjahr ist im Übrigen weniger problematisch wegen der Zahlen, sondern wegen der grossen Klassen. Durch die Dreispurigkeit wird sich dies entschärfen. Sodann hoffen wir, dass die Dozierenden die strukturellen Neuerungen zum Anlass nehmen, auch den Veranstaltungsinhalt auf Verbesserungsmöglichkeiten hin zu überprüfen. Insgesamt kann man also sagen, dass sich sowohl das Betreuungsverhältnis als auch der Inhalt des Assessmentjahres verbessern wird.

Die Änderungen der Assessmentstufe im Überblick

– drei Kohorten, eine davon zu 100 % in Englisch
– weniger Prüfungen
– neues Integrationsseminar mit vier Credits statt BWL & IPL
– freier Montag fällt weg
– Buchhaltung wird obligatorisch für alle Studierenden
– LWA wird konkreter auf Schreibkompetenz ausgerichtet werden

Die Einbindung von Studierenden bei der Planung erfolgt über die Fokusgruppe Assessment der SHSG.


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