Pappbecher statt Tasse

«E heissi Schoggi, bitte.» – Etwas irritiert guckt man dann, wenn die Cafeteriadame einen Pappbecher auftischt. Wo ist die Tasse, in der die Milch normalerweise kommt? Die Tasse, an der man sich so schön die Hände wärmen kann, die einen Henkel hat, die auch nicht bis zum Rand und damit nahe am Überschwappen gefüllt ist? Offensichtlich wurden Tassen vor einiger Zeit verbannt und jegliches Heissgetränk wird nun in diesen tollen Pappbechern serviert, ausser natürlich, wenn man ausdrücklich Keramik verlangt. Dass Ovo, Schoggi und Kaffee aus dem Becher schlechter schmecken als aus echten Tassen, ist vermutlich nur eine subjektive Empfindung; dass die Becher aber sicherlich deutlich mehr Abfall produzieren als eine abwaschbare Tasse, ist eine Tatsache. Vermutlich müsste man hier Abfallmenge gegen das Wasser, das verbraucht wird, um die Tassen zu spülen, aufrechnen.

Dennoch ist die Metabotschaft eindeutig: Eine Tasse Kaffee geniesst man, man nimmt sich Zeit, Kaffeeklatsch und -tratsch eben. Doch durch so einen Becher – to go – schnell und hastig, wird der ganze Gedanke des Kaffeetrinkens sowieso ad absurdum geführt. Allein der Anblick dieser unförmigen Pappkreation führt nicht zu Ruhe, sondern zu Stress. Er suggeriert: Koffeinlieferant zum Mitnehmen, jetzt wieder die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass noch 100 Seiten zu lesen sind, die Vorlesung bereits angefangen hat, die Deadline für das Paper morgen abläuft und Mama sehnlichst auf einen Anruf wartet. Unverschämt! Mit einer Tasse bleibt man von solchen Gedanken zum Glück verschont … Deshalb, eine heisse Schokolade, aber in der Tasse, bitte!


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