«Ich habe sogar auf dem Gipfel des Ki­li­ma­nd­scha­ro gespielt»

Nicolas, kannst du mir zuerst einmal erklären, was ein «Hackbrett» überhaupt ist?

Grundsätzlich ist es ein trapezförmiger Resonanzkörper aus Holz, auf welchem Saiten aufgespannt sind, die dann mit hölzernen Schlägern, die man Ruten nennt, angeschlagen werden und dadurch Musik erzeugen; ähnlich wie ein Xylophon, nur anstelle der Klötzchen hat man hier 125 Saiten.

Wie bist du dazu gekommen, dieses Instrument zu erlernen? Hackbrett ist ja kein so populäres Instrument wie das Klavier oder die Trompete.

Eigentlich befinden wir uns hier gerade am Ort des Ursprungs. Ich habe mit drei Jahren hier an der Olma gesehen, wie in einer Appenzeller Formation Hackbrett gespielt wurde, und habe mich entschieden, das auch zu lernen.

Ein richtiger Kindheitstraum also?

Ja, absolut. Anfangs musste ich einige Überzeugungsarbeit bei meinen Eltern leisten, aber als ich sieben war, konnte ich anfangen, Unterricht zu nehmen.

Und ziemlich erfolgreich, wie man sieht.

Es ist immer ein wenig mehr dazugekommen. Anfangs gab ich nur kleine «Ständli» an Familienanlässen oder Geburtstagen. In erster Linie spielte ich aber immer aus Freude am Instrument. Trotzdem sind aus diesen kleinen Auftritten dann immer grössere entstanden. Inzwischen habe ich in China, Russland, Indien, Thailand, Amerika, zahlreichen europäischen Städten und sogar auf dem Gipfel des Ki­li­ma­nd­scha­ro in Afrika gespielt. Zudem durfte ich während drei Jahren mit dem Rapper Bligg auf Tournee gehen.

Mittlerweile hast du ja sogar eine Sendung, die du moderierst.

Ja, seit August moderiere ich jeden zweiten Samstagabend die Volksmusiksendung «Potzmusig» auf SF1.

Und wie ist das so?

Das Moderieren habe ich eigentlich nicht gesucht, aber ich wurde zu einem Casting eingeladen und dachte mir dann, dass es sicher spannend wäre, bei so etwas dabei zu sein. Nebst einem musikalischen Hauptgast und mehreren Formationen, die bei uns live spielen, habe ich in der Sendung auch eine Rubrik namens «Sennsationell», in der ich an ungewöhnlichen Orten Hackbrett spiele wie beispielsweise an der Streetparade. So habe ich die Studierenden auch mal in der Bibliothek gestört. (lacht)

Sicher eine willkommene Abwechslung. Aber wie reagieren die Leute auf deinen musikalischen Input?

Sehr häufig sind sie natürlich überrascht, dass jemand in der Tracht und mit einem merkwürdigen Instrument zum Beispiel in der Bibliothek spielt. Aber viele sind interessiert und schauen sich die Sache neugierig an. Und das ist ja eigentlich auch das Ziel: zu zeigen, dass Volksmusik nicht immer nur «altbacken» und engstirnig ist, sondern dass sie auch frisch, jung und lebendig sein kann. Häufig wird Volksmusik auch mit kitschigem Schlager assoziiert. In meiner Sendung kann ich den Menschen die echte, urtümliche Volksmusik näherbringen. Daher wird in dieser Sendung auch jeweils live gespielt und kein billiges Playback gemacht. Immer wieder haben wir auch spannende Crossover-Beiträge in der Sendung, die zeigen, dass viele unserer Musiker sehr offen sind.

Was hat dich eigentlich dazu bewogen, an der HSG zu studieren?

Ich hatte schon immer auch andere Interessen als nur die Musik und wollte auch eine Abwechslung dazu. Ich habe aber ziemlich lange überlegt, ob ich Architektur oder Wirtschaft studieren soll. Da die Musik jedoch ein immer zentralerer Bestandteil meines Lebens wurde, strebte ich eine Generalistenausbildung an. Zudem bietet die HSG die Möglichkeit, das eigene Studium flexibel zu gestalten, was mir sehr entgegenkommt.

Ausser im Assessmentjahr.

Da hatte ich an einem Abend vor einer Prüfung noch einen Auftritt. (lacht)

Dein Engagement ist wirklich bewundernswert. Mich interessiert natürlich auch, ob sich das für dich auszahlt. Jemand musste die Tracht ja auch bezahlen.

Ja, die ist inzwischen amortisiert. Grundsätzlich spiele ich aus Freude. Meine Tätigkeit als Musiker ist derzeit aber so zeitintensiv, dass sie auch einen Preis haben muss. Als Student ist es natürlich schön, wenn man nebenbei ein regelmässiges Einkommen hat.

Zu Nicolas Senn
Alter: 23 Jahre
Herkunft: Gais AR
Studium: BWL
Lieblingslektüre: www.potzmusig.sf.tv
Lieblingsmusik: Klänge aus aller Welt, von Klassik über Rock/Pop bis Jazz
Lieblingsgericht: Appezöller Chäshörnli mit Südwörscht


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*