Und wo verbringst du die Lernphase?

Eine grossangelegte Umfrage gibt Einblicke in die Bibliothek, die Schaltzentrale des Wissens dieser Uni. Was ihre Nutzer von ihr halten, wie sie sich verbessern kann – und wie sie das Platzproblem angeht.

Wir tratschen hier, verinnerlichen Karteikarten, machen ein Nickerchen, lernen hin und wieder etwas, trinken Kaffee (ohne dass es das Personal merkt, versteht sich); für manche ist sie wie ein zweites Zuhause: die Bibliothek. Dieser Tage werden die Plätze wieder knapper, die geknechteten «knowledge worker» strömen in Massen in die Bibliothek. Ob wegen der mehr als 600’000 Bücher, der Lernatmosphäre oder des neuesten «Spotted»-Posts: Die Bibliothek ist der zentrale Umschlagplatz des studentischen Alltags. Sie versteht sich deshalb als Dienstleistungszentrum für Studenten und Mitarbeiter der Uni und hat im Mai dieses Jahres über 12’000 Nutzer zur Teilnahme an einer  Umfrage eingeladen. Die Ergebnisse der gut 1’000 Antworten sind nun ausgewertet.

In Europa nicht verstecken

92 Prozent der Befragten sind mit der Bibliothek als Rechercheort zufrieden oder sehr zufrieden – über dieses Ergebnis freuen sich Selina Märchy, Autorin des Berichts, und Marlis Werz, die stellvertretende Leiterin. Die Freundlichkeit und Kompetenz der Mitarbeiter wird durchwegs positiv bewertet. Auch die Fachberatung, die auf Anfrage – spontan oder mit einem Termin – bei der Durchforstung von Datenbanken hilft, bewerten fast 95 Prozent ihrer Nutzer als positiv. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass nur 42 aller Teilnehmer der  Umfrage diese Dienstleistung bisher in Anspruch genommen haben. «Zwar ist auch unser Budget bis 2017 eingefroren und mit 31 Vollzeitstellen sind wir eine eher schlanke Bibliothek, aber wir möchten die Studenten trotzdem verstärkt von unserer Beratung profitieren lassen», sagt Ulrich Weigel, Leiter des Bereichs Informationsressourcen. Die laufenden Kosten pro Universitätsangehörigen betragen 757 Franken – der schweizweit tiefste Wert für eine Unibibliothek – und trotzdem muss sich das Literaturangebot in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften «in Europa nicht verstecken», so Weigel.

Beratungsangebot vermehrt nutzen

Es zeigt sich jedoch auch immer wieder, dass nicht alle Angebote im gleichen Ausmass genutzt werden: Während etwa Bibliothekskatalog (von 94 Prozent genutzt), Datenbanken (68 Prozent) und Metasuche (63 Prozent) erwartungsgemäss wichtig sind, nutzen die wenigsten die Uni-App für die Recherche. 65 Prozent der Befragten wussten nicht einmal, das sie existiert. Nur gut die Hälfte beginnt bei der Suche nach einem Zeitschriftentitel (nicht -artikel) bei der dafür vorgesehenen Elektronischen Zeitschriftenbibliothek; auch das ist gemäss Weigel ein Indiz dafür, dass «die Beratung noch mehr genutzt werden dürfte». Um das Angebot auszubauen, wäre die Bibliothek beispielsweise durchaus bereit, Zugang zu Literaturverwaltungssoftware zur Verfügung zu stellen. 21 Prozent der Studenten organisieren sich diese derzeit selbst, die verwendeten Produkte sind allerdings sehr heterogen; ein zufriedenstellendes Angebot aus Sicht der Bibliothek deshalb «eine Knacknuss». Auch einführende Kurse in Finanzdatenbanken wären ein Thema, sofern dieses Angebot dann auch genützt würde.

Knackpunkte: Temperatur, Ruhe, Platz

Beim Lernort ist das Feedback etwas schwächer: 60 Prozent sind mit der Leistung (sehr) zufrieden, der Rest äussert sich negativ. «Die klimatischen Verhältnisse können wir nur bedingt beeinflussen; das über 25 Jahre alte Bibliotheksgebäude ist nicht für eine Klimaanlage  konzipiert. Aber wir machen, was möglich ist, um das Lernen angenehmer zu gestalten.» In diesen Tagen werden die Tischlampen ersetzt und zusätzliche Steckdosen installiert. Die Mitarbeiter ziehen in das Untergeschoss, um 19 zusätzliche Sitzplätze zu schaffen, die speziell für HSG-Studenten an der Masterarbeit reserviert sind. «Das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber wir tun, was wir können», so Werz. Zusätzlich kann man beispielsweise am Bibliotheksschalter, was viele nicht wissen, auch Taschenrechner, Laptopschlösser und USBSticks ausleihen – und seit April 2013 wurden die Öffnungszeiten unter der Woche bis 23 Uhr verlängert. Für konkrete Aussagen zum Erfolg dieser Massnahme sei es aber noch zu früh.


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