Seit meinem ersten Eintrag sind nun einige Wochen, Erlebnisse und Vorlesungen vergangen, welche ich hier nun nochmals mit euch durchgehen möchte. Auch habe ich den grössten Teil des Bürokratie-Hürdenlaufs hinter mich gebracht, weshalb ich mich nun auf die spannenderen Dinge meines Aufenthalts konzentrieren kann: Events, Freunde und natürlich auch das Studium.
Aus dem Alltag in Питер
Da das Studentenvisum zunächst nicht für das ganze Semester ausgestellt wurde, musste ich dies noch verlängern. Dies war nicht weiter schwierig, jedoch musste ich dafür nochmals einen HIV-Test machen, welcher hier im Spital durchgeführt wird. Begrüsst wird man dort mit Sätzen wie: „Jetzt wird euch dann gleich das Blut abgenommen, da vergeht euch das Lachen schon noch!“ Nach der Blutabnahme wurden wir, für den kleinen Stich wohl an der Grenze des Nötigen, in zahlreiche Lagen Verband dick eingewickelt. Wider der Prophezeiung blieb uns dann auch das Lachen erhalten.
Wenn man mit Bus, Taxi oder Marschrutka (Sammeltaxi/Kleinbus) unterwegs ist, vergeht einem das Lachen dennoch hin und wieder. Denn Handy am Steuer ist hier normal – natürlich auch für Busfahrer. Taxis fahren hier oft so schnell, wie es der Verkehr erlaubt: bei freier Strasse wird auch mal mit 110 km/h durch die Innenstadt gedonnert. Dass dabei weder Nackenstütze noch Gurte vorhanden sind, kann passieren. Deshalb, und auch weil günstiger und oft schneller, ist die Metro sehr beliebt. Deren Stationen, besonders im und ums Zentrum herum, sind sehr ansprechend gebaut und mit Schnörkeln, Malereien und Mosaiken verziert, was die Metro von St. Petersburg einzigartig macht. Auch ist sie eine der tiefsten Metros der Welt, die tiefste Station Admiralteyskaya befindet sich gar in 86 m Tiefe — entsprechend steht man auch ziemlich lange auf der Rolltreppe.
Wie bereits beschrieben, ist hier einiges anders als im „Westen“. Deshalb hört man hier oftmals den Spruch: „die einen lieben’s, die andern hassen’s“. Meiner Erfahrung nach stimmt dies auch: viele der Austauschstudenten würden nicht wieder kommen, andere, wobei eher wenige, würden am liebsten bleiben. Wer sich also überlegt, hier einen Austausch zu machen, tut gut daran, das Land zuerst einmal als Tourist zu erkunden und herauszufinden, ob es das ist, was man wirklich will. Für mich war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung!
Studium
Bisher hatte ich vier verschiedene Vorlesungen, welche aufgrund des im ersten Blogeintrag beschriebenen Blocksystems nun bereits abgeschlossen sind. Da alle Studenten einen etwas anderen fachlichen Hintergrund haben, werden die Themen nicht sehr tief, dafür eher breit besprochen. Auch wird auf den Praxisbezug viel Wert gelegt, was ich als Ergänzung zum stark auf die Theorie konzentrierten VWL-Studium an der HSG schätze.
Neben dem Studium gibt es zwar zu lernen und zu tun, der Aufwand ist jedoch bei den meisten Fächern geringer als an der HSG. Da man sich an der HSG auch eine gewisse Leistungsbereitschaft und Effizienz aneignen musste, die viele andere Austauschstudenten nicht mitbringen, kann man hier mit vergleichsweise wenig Aufwand Professoren und Mitstudenten gut beeindrucken (schön, einmal zu sehen, dass sich der hohe Aufwand in St. Gallen auch wirklich lohnt!).
Gewöhnungsbedürftig ist die Art und Weise, wie hier gelehrt wird: das Handy hat stets Vorrang und teilweise lesen die Dozenten lediglich die Folien ab. Die Sache mit dem Handy kann vor allem dann verwirren, wenn man eine notenrelevante Präsentation hält und der Professor dauernd auf dem nicht lautlos gestellten Gerät rumtippt. Dies tun sie aber nicht aus Desinteresse, es ist einfach normal.
Fazit Studium bisher: Interessante, nützliche und auch anspruchsvolle Themen, an der Didaktik kann aber teilweise noch gearbeitet werden.
Du bist ebenfalls gerade im Austausch und möchtest uns deine Erfahrungen mitteilen? Schreib uns an online@prisma-hsg.ch – wir würden uns freuen!