Der kleine Bruder des Minimalismus
Die Ausstellung «Post/Postminimal» im Kunstmuseum St. Gallen spielt mit dem kunsthistorischen Begriff des Postminimalismus, welcher künstlerische Positionen in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren umschreibt. Werke, die zum Postminimalismus gezählt werden, nehmen Aspekte des Minimalismus auf, distanzieren sich aber auch wieder von ihm, indem sie den Prozess des
schöpferischen Handelns in den Fokus rücken. So kann beispielsweise die Reaktion von einem bestimmten Arbeitsmaterial zentraler Bestandteil eines Werkes sein. Kunst wird so weniger als Artefakt, sondern eher als Darstellung eines Prozesses verstanden. Das Kunstmuseum St. Gallen konnte 2006 zusammen mit dem Museum für moderne Kunst Frankfurt am Main und dem Kunstmuseum Liechtenstein die Sammlung des Kölner Galeristen Rolf Ricke erwerben. Die Besucher erwartet als erstes den im Treppenaufgang prominent platzierten Neon-Schriftzug UNSAID, ein Werk der Künstlergruppe FAMED, die 2003 in Leipzig egründet wurde. Das repräsentative, neoklassizistische Foyer des Kunstmuseums führt in Kombination mit den ausgestellten Werken zu einem unerwarteten Kontrast. Im Ecksaal Süd werden Werke des österreichischen Künstlers Christoph Weber gezeigt, die mit der industriellen Verwendung von Beton spielen. So klebt ein Werk aus Beton direkt auf der Wand und erinnert dabei eher an ein Graffiti als an ein festes Baumaterial. Des Weiteren werden Werke von Bill Bollinger, Keith Sonnier und Richard Serra ausgestellt. Wer schon immer wissen wollte, wie sich die Minimal-Art weiterentwickelt hat, und inwiefern sich zeitgenössische Kunstschaffende auf sie beziehen, sollte diese Ausstellung auf keinen Fall versäumen.
Post/Postminimal
Die Sammlung Rolf Ricke im Dialog mit zeitgenössischen Kunstschaffenden
1. Februar – 18. Mai 2014, Kunstmuseum St. Gallen
Öffentliche Führungen: 27. April 2014, 11.00 Uhr / 14. Mai 2014, 18.30 Uhr