Fotos gegen Folter

Fast geriet der hiesige Amnesty International Verein in Vergessenheit, war er doch in den letzten Monaten nur wenig aktiv. Mit einer Fotoaktion meldete er sich kurz vor dem Semesterbreak zurück und rief zum Kampf gegen Folter auf.

«Sie verdeckten meine Augen, banden meine Hände hinter dem Rücken zusammen, zogen mich an den Händen mit einem Seil hoch an die Decke, liessen mich dort für mehrere Stunden hängen und, als ob das nicht genügen würde, schlugen sie immer weiter auf mich ein.» Dies erzählte mir eine junge Frau aus ihrer Zeit in einer Zelle des türkischen Geheimdienstes, nachdem sie als Mitglied der PKK, der kurdischen Arbeiterpartei, in einer Auseinandersetzung mit dem türkischen Militär festgenommen wurde. Obwohl die Misshandlungen schon mehr als zehn Jahre zurückliegen, sind die Erinnerungen an das, was sich in dieser Zelle abspielte, immer noch präsent.

Schlimme Bilder – ein Leben lang

«Es geschieht nicht hier, aber jetzt» – der Titel der Antifolter-Kampagne von Amnesty International unterstreicht, dass Folter immer noch ein weit verbreitetes Instrument ist. Auch wenn wir uns dessen in der Schweiz kaum bewusst sind, geniessen wir doch fast den vollständigen Schutz der Menschenrechte. Wenn es darum geht, jemanden zum Schweigen zu bringen, ihm Geständnisse zu entlocken oder ihn zu falschen Geständnissen zu zwingen, schrecken die Folter-Regimes bei der Wahl ihrer Mittel kaum zurück. Die Misshandlungen gehen von schwerer psychischer über physische bis hin zu sexueller Gewalt. Gerade die traumatischen Erinnerungen können von den meisten Betroffenen nicht mehr überwunden werden. Auch die anfangs erwähnte junge Frau begleiten diese Bilder ihr Leben lang.

HSG-Aktion gegen Folter

Amnesty International befasst sich seit über 50 Jahren mit der Bekämpfung von Folter. Denn trotz der gesetzlichen Regelungen wird in über 140 Ländern weltweit auch heute noch gefoltert. Der Kampf zeigt aber auch Erfolge: Die Verabschiedung der Antifolter-Konvention der UNO 1984, die Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofs 2002 und, nicht zu vergessen, die vielen Freilassungen von Folteropfern, die mit dem Engagement von Amnesty International einhergehen.

Kurz vor dem Semesterbreak zeigten auch die Studierenden der HSG ihr Gesicht gegen Folter: Im Rahmen einer Fotoaktion, die vom Verein «Amnesty International an der Universität St. Gallen» organisiert wurde, liessen sich Studierende im B-Gebäude über die aktuelle Petition aufklären und anschliessend mit dem Aufhänger «Stopp Folter» ablichten. Die Petition «Folter Stoppen, Menschen Schützen» setzt sich für den Schutz von fünf Personen aus verschiedenen Ländern ein, die Opfer von Folter waren oder immer noch sind.

Auch in Zukunft aktiv

Die Mitglieder des hiesigen Amnesty International Vereins sind mit dem Ergebnis ihrer Veranstaltung äusserst zufrieden: 52 Fotos wurden aufgenommen. Zudem haben sich laut Vereinspräsidentin Christina Sohn viele Studenten am Stand informiert, ein Teil davon sogar mit der Absicht, aktiv im wiederbelebten Verein mitzuwirken. Auch in Zukunft beabsichtigt der Amnesty Verein, durch kreative Kampagnen zu den Studierenden durchzudringen, damit sich Geschichten wie jene der jungen Frau nicht mehr wiederholen.

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