Wie die HSG 216.5 Millionen einnimmt und ausgibt

Sauteuer finden manche die Semestergebühren – zumal die Sponsoringplakate, die en masse auf dem Campus auftauchen, doch genug Cash eintreiben sollten. prisma hat nachgeforscht, wie es um die Finanzierung unserer Uni steht.

Vorneweg: Fast überall in der Schweiz wäre das Studium für uns billiger gewesen. In Basel liegen die Semestergebühren bei 850 Franken, in Bern bei 784, an der Uni Zürich bei 769 und in Genf bei unfassbaren 500 Franken. Nur an der Università della Svizzera italiana (USI) in Lugano bezahlt man mit 2’000 Franken sogar mehr als Schweizer Maturanden an der HSG. Von den 1’226 Franken für Bachelor- und 1’426 Franken für Masterstudenten gehen 1’000 an die Uni – der Rest splittet sich in Beiträge an die Infrastruktur, die Bibliothek, die Studentenschaft, den Unisport und andere Dienstleistungen. Aber trotz des horrenden Betrages decken die Studiengebühren nur gut sieben Prozent der Ausgaben der HSG. Zum Vergleich: An der Uni Zürich sind es mit 2.4 Prozent noch weniger, an der USI liegt der «Deckungsgrad» hingegen bei 17 Prozent. Wir Studenten zahlen also nur einen Bruchteil der Gehälter unserer Professoren.

Woher das ganze Geld kommt …

Jährlich nimmt die Uni 216.5 Millionen Franken ein. Rund die Hälfte aller Gelder fliesst als öffentliche Grundfinanzierung durch die Kantone und den Bund in die Taschen der Uni. Der Kanton St.Gallen zahlt 50.9 Millionen, die übrigen Herkunftskantone der Studenten 32.8 Millionen, der Bund steuert 29.9 Millionen Franken bei. Somit liegt der Beitrag der öffentlichen Grundfinanzierung pro Student und Jahr bei etwa 16’000 Franken. Die andere Hälfte erwirtschaftet die Uni durch eigenes Treiben: Erträge kommen aus der Weiterbildung, aus Forschungskooperationen (beispielsweise mit Audi, BMW oder Hilti), Studiengebühren, Dienstleistungsaufträgen wie Gutachten, aus Spenden und Sponsoring. «Die HSG ist gewissermassen in einem Dilemma», sagt Rektor Thomas Bieger, «denn für die einen dürfen keinesfalls zu viele Steuergelder in die Uni fliessen, und andere wiederum kritisieren, wenn sich die Uni teilweise durch die Privatwirtschaft finanziert.»

Schlussendlich fahre die Uni derzeit aber ei- nen guten Mittelweg. Bei Forschungskooperationen können die Geldgeber lediglich bei den Forschungsthemen mitreden. Die Entscheide über Personal und Methode liege aber stets bei der Uni und auch ein gewünschtes Ergebnis könne nicht erkauft werden, versichert der Rektor. Auch bei den Sponsorings sieht er eigentlich nur Vorteile für die Studenten: Diese Gelder ermöglichten die Stärkung der Qualität der Lehre und eine Profilierung in der Forschung. Zudem wurde zum Beispiel ein Teil der verlängerten Öffnungszeiten der Bibliothek durch sie finanziert. Im Gegenzug dafür erhielten die Sponsoren Logo-Platzierung auf dem Campus. Auch hier gelte stets die unantastbare Freiheit von Lehre und Forschung, wird beteuert. Und wie wirtschaften die Institute und Centers? Jedes Institut erhält einen Grundinfrastrukturbeitrag von 28’000 Franken und die generelle Ausstattung eines Lehrstuhls. Überdies werden die Professoren von der Uni angestellt und bezahlt. Je Professur werden zwei Assistenzstellen mit je 70 Stellenprozenten und eine Teilzeit-Sekretariatsstelle gestellt. Ansonsten wirtschaften Institute und Centers autonom, erlangen Gelder durch Weiterbildungen, Forschungskooperationen oder Beiträgen aus kompetitiven Forschungsfonds.

… und wohin es fliesst

Mehr als die Hälfte der Aufwände entstehen durch Personalkosten. Ein Professor kommt durchschnittlich auf ein Jahresgehalt von etwas über 200’000 Franken – das liegt im Schweizer Durchschnitt für Löhne von Professoren. Nicht überraschend kommen Sachaufwände für Lehrmittel, Mobiliar und die Miete dazu. Von den etwas über 50 Millionen Franken vom Kanton St.Gallen gibt die HSG postwendend fünf Millionen für die Miete der kantonseigenen Gebäude zurück. Im Jahr 2013 weist die Erfolgsrechnung der Universität St.Gallen ein Plus von 1.8 Millionen Franken aus. Und wohin geht das Geld? Wie eine öffentliche Verwaltung kann eine Uni (noch) kein Eigenkapital bilden. Daraus folgen zwei Möglichkeiten, was man mit einem Überschuss machen kann: Entweder wird das überschüssige Geld Ende Jahr irgendwie mehr oder weniger sinnvoll verprasst, oder es fliesst einfach zurück an den Kanton.

Die erste Uni mit Eigenkapital

Für die Uni sei diese Situation nicht befriedigend, denn eine langfristige finanzielle Planung sei mit schwankenden öffentlichen Beiträgen schwierig, so Rektor Bieger. Im Rahmen des Entlastungsprogramms 2013 habe die Regierung für ihre Hochschulen die «Einführung mehrjähriger Leistungsvereinbarungen mit verbindlichen Staatsbeiträgen und gleichzeitige Erhöhung der Autonomie» vorgeschlagen. Die Hochschulen bekämen mehr Verantwortung und würden befähigt, verstärkt unternehmerisch zu handeln. Dann könnte die Uni erstmals Eigenkapital bilden und in schwierigeren Zeiten damit Fehlbeträge decken. Private wären motivierter, Gelder zur Verfügung zu stellen, wenn gewährleistet sei, dass ihre Zuwendungen tatsächlich der Lehre oder Forschung zugutekommen und nicht die Reduktion der öffentlichen Beiträge kompensieren. Für dieses und nächstes Jahr wird der Beitrag des Kantons nämlich wiederum um je zwei Millionen Franken und 2016 um 3.5 Millionen Franken reduziert.

Investitionen in die Zukunft

Der Rektor sieht noch eine andere Herausforderung auf die Universität zukommen: Das Quartier und die Stadt wünschen sich, dass sich die Uni aus den zahlreich zugemieteten Räumlichkeiten in absehbarer Zeit zurückzieht und sie als Wohnraum freigibt. Zudem wurde zwar der Lehrraummangel mit der Errichtung des Lehrpavillons gelindert, aber in etwa zehn Jahren wird sich dieser Mangel wieder aufdrängen. Und – wer merkt es nicht? – die Bibliothek ist viel zu klein. Sie ist ursprünglich für 3’500 Studierende gebaut worden und sollte ebenfalls vergrössert werden. Das sind (kostspielige) Themen, mit denen sich der Kanton St.Gallen in naher Zukunft beschäftigen muss und wird.


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