Die Kinderuni feiert ihr zehnjähriges Jubiläum und begrüsst viermal im Jahr die wohl motiviertesten Studenten auf dem Campus. Auftakt dieses Jahr: Haftungsfragen rund um den Skiunfall.
Sie stürmen das Audimax, wollen alle in die vorderen Bankreihen sitzen und machen fleissig bei Abstimmungen mit. Anders gesagt: Sie sind das pure Gegenteil der Leute, die normalerweise in den Räumen auf dem Campus Platz nehmen. Am 29. Oktober zog es rund 200 Kinder an die erste Veranstaltung der diesjährigen Kinderuni. Unter dem Titel «Wer haftet bei einem Skiunfall?» diskutierte Vito Roberto mit den HSGlern von morgen den Fall von Stefan Schön und Reto Raser, die durch Unachtsamkeit die Familie Pechvogel spitalreif fahren.
Jus ist kinderleicht
Die Kinder sind bemerkenswert vif: Intuitiv liegen sie bei der Frage richtig, wer für den entstandenen Schaden aufkommen muss. Sie werfen ein, dass es doch eine Versicherung gibt, die da zahlen soll, oder die Eltern, weil sie eben Eltern sind. Den uneinsichtigen Pistenpiraten im Publikum wird Roberto später Nachhilfe anbieten. Es bestätigt sich aber auch das Vorurteil, dass Kinder grausam sein können. Immer dann, wenn die Comic-Figuren in der Präsentation halsbrecherisch miteinander kollidieren, mit Gipsbein im Krankenhaus liegen oder die Treppe hinunterfallen, geht ein heiteres Raunen begleitet von Gelächter durch die Menge.
Wie im richtigen Leben werden die Folien vollgeschrieben, bemalt, zu Papierfliegern verarbeitet. Etwas anders sieht es nach der Vorlesung aus: Wer nach der Dreiviertelstunde Unterricht will, bekommt vom Professor ein Autogramm, bevor der bereitgelegte Keks – das einzige Geschenk, von dem mehr Exemplare den Raum verlassen, als Teilnehmer anwesend sind – endlich verdrückt werden darf.
Seit zehn Jahren im Programm
Die Kinderuni feiert dieses Jahr Jubiläum.Vor zehn Jahren wurde sie das erste Mal durchgeführt; ins Leben gerufen von einem Team rund um den damaligen Professor Franz Jaeger. Seither bietet die Uni jährlich eine Vorlesungsreihe für Kinder der dritten bis sechsten Klasse. Im vergangenen Jahr nahmen rund 2’000 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Ostschweiz am Programm teil. Gelockt werden die Kinder nicht nur mit der kostenlosen Teilnahme. Auch sonst versucht die Universität, den Studentinnen und Studenten von morgen die richtigen Anreize zu setzen: Nebst dem Keks gibt es auch eine Legi und für alle, die an sämtlichen Veranstaltungen teilnehmen, ein Teilnahmezertifikat. Wirklich kommen werden die Kinder – sofern freiwillig – aber eher um der Erfahrung willen, oder weil sie jemanden an der Uni kennen, oder – wenn sie wirklich eines Tages hier anfangen – weil es im Lebenslauf einfach saugut aussieht.
Diesen November erwarten die Kinder noch drei weitere Vorträge zu den Themen: «Wie entsteht eine Erfindung?», «Macht der Computer dumm oder schlau?» und – die wohl beste Vorbereitung auf ein späteres Studium an der HSG – «Wie man seine eigene Firma gründet – und lange damit erfolgreich bleibt».
Fotos: Universität St.Gallen (HSG), Hannes Thalmann