«I am more than my circumstances!»

Mehr als 600 Leute sitzen und stehen an einem verregneten Freitagmorgen in der Aula und lauschen den Worten eines jungen Mannes, der einst loszog, um die weite Welt zu erobern: Omid Scheybani, Eröffnungsredner des Start Summits 2015.

Omid, du kommst aus der bayrischen Provinz und bist via European Business School (EBS) zu Google nach San Francisco gegangen – ein Werdegang, von dem auch viele HSG-Studenten träumen. Wie hast du diesen Aufstieg erlebt?

Es hatte stets damit zu tun, dass ich als Mensch immer mehr machen wollte, als es die Bedingungen, denen ich ausgesetzt war, erlaubten. Ich glaube, diese Haltung ist sehr stark in mir verankert. Um es auf Englisch auszudrücken: «I don’t want to be defined by my circumstances – I am more than the sum of my circumstances.» Das war dann auch der Grund, warum ich mir gesagt habe: Ich möchte international studieren. So bin ich auf den Geschmack gekommen und habe gemerkt, dass ich auch in diesem Umfeld arbeiten möchte. Grundsätzlich wollte ich mir vor allem selbst zeigen, dass ich mehr bin als nur jemand, der im ländlichen Bayern aufgewachsen ist. Die Welt hat nun mal so viel mehr zu bieten.

Hast du ein paar Tipps für Studenten, die später mal beruflich in ein internationales Setting gehen wollen?

Ich empfehle allen Studenten, so viel Kontakt mit Austauschstudenten wie möglich zu haben. Es ist unglaublich, wie viel Kontakt ich heute noch mit den Kommilitonen habe, mit denen ich damals an der EBS studiert habe. Die helfen mir natürlich, wenn es darum geht, Möglichkeiten im Ausland zu finden. Ich glaube, generell sollte man auf alle Fälle ein Auslandsemester machen und dann entweder im Inland einen Job finden, bei dem viel Reisen angebracht ist, oder einfach den Mut haben, etwas ausserhalb zu suchen. Viele Leute trauen sich einfach nicht, aber es gibt wirklich massenhaft Möglichkeiten, die einem erlauben, im Ausland zu arbeiten, zu leben und zu reisen. Ich musste nicht lange suchen, teilweise sind mir diese Möglichkeiten auch in den Schoss gefallen, aber ich bin mir sicher, wenn ich gesucht hätte, hätte ich diese Chancen genauso gut gefunden.

Auf deiner Webseite schreibst du, dein berufliches Ziel sei es, Gesellschaften – besonders in aufstrebenden Märkten – zu verändern, indem du disruptive Technologien einbringst. Letztes Jahr warst du für Google viel in Lateinamerika unterwegs. Hast du das Gefühl, dort tatsächlich durch deine Arbeit etwas zu verändern?

Ja, ich denke mit den regionalen Vertriebspartnerschaften, die wir abgeschlossen haben, haben wir es geschafft, unsere B2B-Produkte (Anm. d. Red.: Produkte wie «Google Apps for Work») an den Markt und an den Endkonsumenten zu bringen. Ich glaube wirklich, dass wir jedem Unternehmen, das neu Gmail anstelle eines mit Spam überladenen E-Mail-Services nutzt, einen effizienteren und somit besseren Arbeitstag ermöglichen. Wenn wir jedem Einzelnen einen reibungslos funktionierenden und zweckmässigen E-Mail-Service anbieten können, generieren wir einen Mehrwert für das Land, die Wirtschaft und das Individuum.

Die prisma-Ausgabe steht im Zeichen der Quote. Hitzig geführt wird in diesem Kontext die Debatte über die Einführung von Frauenquoten. Was ist dein Standpunkt bezüglich dieser Thematik?

Ein ausgeglichener Frauenanteil ist von grosser Bedeutung, weil Diversität so unglaublich wichtig ist! Gleichberechtigung ist etwas, woran ich fest glaube und wofür ich mich auch einsetze. Ich glaube aber auch, dass es wichtig ist, Bewerber basierend auf ihren Qualifikationen und nicht aufgrund ihres Geschlechts anzustellen. Meiner Meinung nach liegt die Lösung nicht in der Einführung von Frauenquoten, sondern bei effektiver Gleichberechtigung. Frauen sollten von Beginn an die gleichen Chancen haben, eine Stelle zu erhalten.


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*