Fashion, Fame und Freiheit – im Gespräch mit Poetry Slammer Laurin Buser

Laurin Buser, der durch seine Poetry Slams bekannt wurde, verrät prisma sein Mittel zum Erfolg und was Freiheit für ihn bedeutet.

Schon in der Schule wurde mir bewusst, dass ich auf Autoritätspersonen, die ihre Machtposition ausnützen, allergisch reagiere», erzählt uns Laurin Buser beim Interview im Cafè «Zum Kuss» in Basel. «Ich werde dann schnell zu einem unangenehmen Menschen.» Zurzeit absolviert Laurin seinen Zivildienst und findet seine dortige Arbeit sinnvoll. Dann falle es ihm auch leicht, Autorität zu akzeptieren und gestellte Aufgaben anzunehmen: «Je mehr Wissen jemand zu einem Thema hat, desto mehr kann man von dieser Person lernen. Oft sind Chefs aber nicht so angenehm, und ich ordne mich ihnen ungern unter.»

Poetry Slammer Laurin Buser
Poetry Slammer Laurin Buser

So trifft es sich gut, dass er das Slammen zu seinem Beruf machen konnte und nun selbständig über seine weiteren Karriereschritte entscheidet. «Momentan steht das aber hinten an, denn ich versuche gerade, in der Musikszene Fuss zu fassen.» Seine Zukunft sieht der Sieger der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften von 2010 aber definitiv weiterhin auf der Bühne und hinter den Kulissen. Mit einem Studium sei das zeitlich nicht kompatibel.

In der Slamszene konnte Laurin mittlerweile ein breites Publikum für sich gewinnen und gehört zu den grossen Namen im deutschsprachigen Raum. Die Musik stellt für ihn einen Neuanfang dar: «Es ist ein hartes Business. Dazu kommt, dass einige Musikjournalisten noch nie von mir gehört haben.» Dass er ein goldenes Händchen zu haben scheint, zeigt sich in der rasanten Entwicklung, die seine Band durchmachen konnte. Bereits ein Jahr nach der Gründung trat sie am Jungendkulturfestival in Basel vor tausend Leuten auf; kürzlich kam ein neues Album heraus.

Berühmt und bodenständig

«Mein Leben hat sich durch den Erfolg nicht grundlegend verändert, schliesslich habe ich mir diesen über die Jahre hinweg selbst erarbeitet, und bin nicht vom einen auf den anderen Tag durch ein Casting bekannt geworden – an einem solchen würde ich auch niemals teilnehmen», erklärt er. Sein Umfeld sehe seine Tätigkeit als seinen Job: «Ich schätze die Bodenständigkeit, mit der meine Freunde und meine Familie damit umgehen.» Natürlich freue er sich über ein breites Publikum, die Berühmtheit an sich sei ihm jedoch nicht wichtig. Er erwarte deshalb auch nicht, auf der Strasse erkannt zu werden. Auch die Aussage, dass er sämtliche Meisterschaften und Preise sowieso gewinne, winkt er ab: «Das ist ein tolles, wenn auch übertriebenes Kompliment.»

Freiheit als Gefühl

Die Bedeutung von Freiheit sei für ihn eine philosophische Frage, erklärt Laurin, eine ultimative Freiheit an sich gibt es in seinen Augen aber nicht: «Auch wenn man alles tun kann, was man will, ist man nicht völlig frei, denn die Wünsche und der Wille einer Person entstehen aus verschiedenen Komponenten des eigenen Umfelds. Dies wiederum bedeutet, dass man nicht in der Lage ist, frei zu bestimmen, was man will.» Er habe nicht das Gefühl, seinen Willen selbst bestimmen zu können. Trotzdem könne er sich in einer Gesellschaft, in der alle Grundfreiheiten garantiert sind, grundsätzlich frei fühlen. «Jetzt, um viertel vor sieben in diesem Café am Bahnhof, fühle ich mich sogar sehr frei, da mein Arbeitstag zu Ende ist», lacht der Poetryslammer.

Poetry Slammer Laurin BuserWenn er sich aber an prägnante Erlebnisse zurückerinnert, verbindet er Freiheit und Unfreiheit mit Angst. Vor dem Auftritt seiner Band beim Jugendkulturfestival sei er sehr besorgt gewesen – sobald die ersten Takte angespielt waren, habe ihm das Verschwinden der Angst ein Gefühl von Freiheit gegeben. «Andersherum fühle ich mich durch die Angst vor gewissen Dingen sehr eingeschränkt. Mein Rat: Man muss lernen, mit seinen Zweifeln zu leben. Nur so kann man sie überhaupt loswerden.» Manchmal reiche auch nur ein Moment, ein Gespräch, ein Gedanke, um Ängste zu vertreiben. «Und ab diesem Punkt beginnt das Gefühl der Freiheit!»

Zwar gefalle ihm die utopische Idee einer geldlosen Welt, erklärt Laurin, doch pragmatisch gesehen, würde eine plötzlich geldlose Welt in totalem Chaos versinken. Zudem finde er die Arbeitsteilung mit Geld als Gegenwert für Arbeit eine sinnvolle und praktische Lösung. Für ihn stehe aber trotzdem fest: «Freiheit hat nichts mit Geld zu tun. Wenn Leute Freiheit mit Geld verbinden, ist das ihre Sache. In meinen Augen bedeutet das, dass ihre Wünsche nur materiell sind.»

Natürlich kaufe auch er sich gerne neue Schuhe. In diesen fühle er sich aber stylisch und fancy – nicht frei. In einer Hinsicht lehnt er jedoch die Assoziation von Geld und Freiheit nicht ab: «Natürlich kann nur, wer genügend Geld hat, behaupten, es sei für ihn nicht das Mittel zur Freiheit.»

Laurins Formel für Erfolg

Ein Stuhl. Ein Stift. Ein Blatt Papier. Seine Angst einfach hinter sich lassen und das machen, was man am besten kann – das sei ein wunderbares Gefühl. Auf die Frage nach seinem grössten Erfolg zögert Laurin kurz. «Meinen grössten Erfolg kann ich nicht so genau nennen, da Erfolg für mich ein temporäres Gefühl ist. Ich bin stolz in dem Moment, in dem ich erreicht habe, worauf ich lange hinarbeiten musste. Danach folgen aber neue Ziele.» Er sei natürlich immer noch stolz auf seine früheren Texte, würde sie heute wohl aber anders schreiben: «Ich habe mich in dieser Hinsicht einfach weiterentwickelt.»

Ausserdem lasteten auf ihm heute viel grössere Erwartungen. Überzeugt ist er trotzdem: «Die Kunst bleibt meine Hauptbeschäftigung, das ist mein Beruf.» Ob er nun aber Slammer bleibe, Rapper werde, sich als Autor versuche oder Theater spiele, das wisse er noch nicht so genau: «Es spielt keine Rolle, ob du deinen Weg früher oder später ndest. Jeder kommt früher oder später ans Ziel.»

Poetry Slammer Laurin Buser

Fotos: Alexandra Furio


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