Die HSG und die FH verbindet vor allem eines: Feindschaft. Auf Jodel nimmt dieser Konflikt zunehmend primitive Formen an – ein (nicht ganz) ernst gemeinter Appell an unsere Moral.
Wir bashen, was das Zeug hält. Im besagten Bashing-Kräftemessen übernehmen HSG-Jodler die Hauptrolle, während der Fachhochschule die höchst undankbare, oft bemitleidenswerte Nebenrolle zufällt. Mit einer Arroganz, die selbst Irina Beller, das schweizerische Pendant zu den Geissens, nicht zu übertreffen vermag, wird die FH von unserer Jodel-Community nämlich nach allen Regeln der Kunst verhöhnt. Ein Beispiel, passend zum letzten HSG-bezogenen Vorfall (siehe Short News auf der nächsten Seite) in den Qualitätszeitungen der Schweiz, gefällig? «Hab gehört, der Vorteil an der FH ist, dass man auf dem WC warmes Wasser einstellen kann. – Fair. Wenn man sonst schon keine warmen Zukunftsaussichten hat.» Dies veranschaulicht, dass unser Niveau definitiv auf der Strecke geblieben ist – oder ist es bereits in den Startblöcken hängen geblieben?
Kritik oder Shitstorm?
Gemäss Duden steht Bashing für heftige und herabsetzende Kritik. Bei unseren snobistischen Statements, die häufig unterhalb der Gürtellinie angesetzt sind, handelt es sich jedoch vielmehr um einen unsäglichen Shitstorm als um Kritik. Auffallend ist, dass FH-feindliche Posts oftmals zu den lautesten Jodel gehören. Und was passiert, falls sich der edelmütige FH-Jodler für einmal zu einer Replik hinreissen lässt? Ein solcher Beitrag löst sich umgehend im Nichts auf, da fünf Downvotes selbstgefälliger HSGler reichen, um den Beitrag in rekordverdächtiger Zeit auszulöschen. Dieses Phänomen wurde auch schon von vereinzelten Individuen der St.Galler Dorfjugend bemerkt und als weiterer Beweis für den engstirnigen und herablassenden Charakter der HSGler zu den Akten zu legen. Von Gerechtigkeit keine Spur. Die Jodel-Rechtsabteilung sollte sich ernsthaft mit der Frage beschäftigen, inwiefern sich dieses Phänomen mit dem bundesverfasslichen Recht der Meinungsfreiheit vereinen lässt.
Die Ungeheuer vom Rosenberg
FH-Jodler charakterisieren uns – angesichts unseres Verhaltens wenig erstaunlich – unisono als despektierliche Ungeheuer. Doch darauf pfeifen wir, schliesslich sind wir die Elite. Diese auf dem Rosenberg allgegenwärtige Weltanschauung unterstreicht, dass die künftigen HSG-Alumni einem berüchtigten Klischee in nichts nachstehen: Ökonomen haben ihre liebe Mühe mit der Moral. Eine mögliche Therapie gegen die beängstigende Antipathie könnte ein Besuch auf dem modernen, freundlichen Campus der Fachhochschule darstellen. Doch die Angst, mit dem vermeintlich schädlichen FH-Virus infiziert zu werden, hält uns selbstverständlich davon ab. Überdies hält das viel zitierte, notabene naive Argument Einzug: Es sei kein Zufall, dass der HSG-Campus höher liege als jener der FH. Demnach verstösst es zutiefst gegen unsere Ehre, sich auf dieses unterirdische Niveau zu begeben, sollte man sich nicht gerade auf dem Weg zu exzessivem Abfeiern im Ele befinden. Viel lieber zirkulieren wir als praxisferne Theoretiker in unseren herzerkältenden Beton-Bunkern. Für zukünftige Posts und die Vergabe von Upvotes sollte sich die HSG-Jodel-Community merken, dass Selbstironie im Gegensatz zur Veräppelung anderer Bildungsinstitutionen von wahrer Grösse zeugt. Übrigens weiss ich bereits heute, als was ich zur nächsten Halloween-Party gehen werde: als unmoralischer, hochnäsiger und FH-verachtender Jodler. Gruseliger geht es nämlich nicht.
Bild: Luana Rossi (Übersetzung: Ich denke, aber ich existiere nicht.)