Ein Funken Hoffnung in Sachen Klima?

Der Klimawandel ist eine Tatsache. Richtig. Jedoch kann ich ja eh nichts dagegen tun. Falsch. Eine vierphasige Beziehungsanalyse zwischen unserem Klima, unserer Zukunft und uns.

Die Ausgangslage: Ein bisschen Schnee und viel Selbstbetrug

Nach den kalten Tagen Ende Februar fällt es schwer zu glauben, dass sich die Erde langsam aber stetig erwärmt. Mit dem dünnen, weissen Flaum, welcher den Rosenberg in eine Schneelandschaft verwandelt, verfallen auch jegliche Sorgen zum Klimawandel in den Winterschlaf. Und es regt sich bei manchen der leise, ach so gemütliche Gedanke: Und was, wenn es den Klimawandel doch nicht gibt? Doch so gerne wir uns alle selbst betrügen, prokrastinieren und unsere eigene Realität frisieren, die Erderwärmung ist eine Tatsache – ein Phänomen, weder natürlich noch vernachlässigbar. Nun will ich hier nicht zu einer Trauerrede auf unsere Erde ansetzen und die tapferen Leser unter euch, welche trotz dem K-Wort im Titel nicht weitgeblättert haben, auch nicht mit banalen Klimafakten langweilen – im Gegenteil, denn wir sind nicht so hilflos, wie wir uns gerne einreden. Mit einem Funken an Hoffnung lässt sich auch als HSG-Student so einiges verändern.

Das Problem: Eine
ungemütliche Wahrheit

Der Klimawandel – ein unliebsames Wort mit bitterem Nachgeschmack, so unbequem, dass es oft lieber unausgesprochen bleibt. Ein Begriff, welcher zu fern und zu abstrakt erscheint, um damit die breite Aufmerksamkeit zu gewinnen: zu abgedroschen für die Medien auf der Suche nach Lesersensationen und zu unsexy für die Politik im Kampf um Wählerstimmen. Illustrieren lässt sich diese Tendenz gut am Beispiel der Wahl des umstrittenen US-Präsidenten, welcher scheinbar nicht im Stande ist, nach zwei katastrophalen Wetterereignissen, Hurrikan Irma und Harvey, mit einem lösungsorientierten Zukunftsplan der verunsicherten Bevölkerung zu begegnen und das Wort Klimawandel zumindest in den Mund zu nehmen.
Auch auf globaler Ebene tut sich nicht gerade viel. Die internationale Agenda ist randvoll. Migrationsthemen, Armuts- und Terrorismusbekämpfung bestimmen den Diskurs, in welchem der Klimawandel trotz seiner Dringlichkeit lediglich eine Randnotiz darstellt. Der Trend zum Umweltschutz scheint sich bei Politikern abgeflacht zu haben und wird verdrängt von angeblich aktuelleren und dringlicheren Themen. Erschreckend daran ist der Zeitpunkt: Mit Höchsttemperaturen, extremen Wetterlagen und katastrophalen Neuigkeiten zur Gletscherschmelze macht sich der Klimawandel immer deutlicher bemerkbar und ist damit auch omnipräsent in den Medien.
Doch geschockt, gelesen und ebenso schnell wieder verdrängt und vergessen – so ertappe ich auch mich dabei, diese ungemütlichen Nachrichten möglichst zu meiden. Es ist das Gefühl, dem Klimawandel blind ausgeliefert zu sein, ein Gefühl der Ohnmacht, welches sich in der Bevölkerung verbreitet hat. Und wer es trotzdem versucht, im kleinen Rahmen für den Umweltschutz einzustehen, wird im Freundeskreis schnell als «Öko» abgetan. Die Verantwortung wird abgeschoben, die Feindbilder sind klar definiert: Es sind die multinationalen Konzerne, die Wirtschaftsgiganten, welche unsere Erde runterwirtschaften, verschmutzen und die Menschen zu übermässigem Konsum anstiften. So fragen wir uns, was wir als normale Bürger dagegen schon unternehmen können, wenn oftmals nicht einmal die Politik einen Konsens findet und vereint einen Lösungsvorschlag verfolgen kann?

Die Reaktion: Das bequeme
Wegschauen

Erstmal soviel zu unserer nicht ganz so blumigen Ausgangslage. Ist also Wegschauen die dominante Strategie? Stellen wir uns nun einmal dem Gedankenexperiment, was wäre, wenn wir eine grundlegend andere Beziehung zum Klimawandel hätten. Und in erster Linie Chancen, wirtschaftliches Potenzial und Veränderung sehen würden, wie dies bei der Globalisierung, Digitalisierung und anderen globalen Phänomenen der Fall ist. Würden somit nicht ganz andere, positivere Kräfte freigesetzt werden? Man würde gerne über Klimapolitik debattieren, Lösungen suchen, Innovationen vorantreiben und dabei von einem positiven Samaritergefühl durchströmt werden, welches uns in den Bemühungen, gegen den Klimawandel vorzugehen, weiter motivieren würde. Ist es also nur eine lähmende Angst, welche uns davon abhält, uns aktiv gegen die Umweltveränderung zu engagieren?

Die Lösung: Im Kleinen
Grosses bewirken

Wären wir nun mutig genug, nicht wegzuschauen, und wäre der Wille da, sich für die Umwelt zu engagieren – was kann man als kleiner Student in einer kleinen Schweiz schon Weltbewegendes erreichen? Was hilft es der Umwelt, wenn wir Verzicht üben, multinationale Klimaverbrecher jedoch munter weiterproduzieren und ihre Ware sonst wo absetzen?
Doch hier kommt die gute Nachricht: Uns wird als Studenten der Wirtschaftswissenschaften schon von früh an eingebläut, dass es ganz nach Keynes die Nachfrage ist, welche das Angebot bestimmt. Noch nie zuvor waren die Unternehmen so erpicht darauf, auf die Vorlieben der Konsumenten einzugehen, um deren Nachfrage im harten Wettbewerb um Marktanteile bestmöglich befriedigen zu können. Die Macht und Verantwortung liegt somit zu einem grossen Teil auch bei uns Konsumenten. Wenn in der Bevölkerung das Umweltbewusstsein da ist und der Wille besteht, den eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten, so wird sich das früher oder später auch auf die ganze Wirtschaft niederschlagen. Und genau hier liegt die Möglichkeit, sich aus dieser passiven Ohnmacht zu lösen: So hat jeder einzelne die Möglichkeit, als verantwortungsvoller Konsument ein Zeichen zu setzen, sei dies mit dem Kauf von regionalen und umweltschonenden Produkten, einem nachhaltigen Konsum von Fleisch- und energieintensiven Tierprodukten oder einem verantwortungsvollen Ausstoss von Kohlenstoffdioxid. Jeder individuell – wo es persönlich am wenigsten schmerzt: sei dies beim geleasten Audi oder beim heissgeliebten Schnitzel.
Mit Verzicht allein ist die Welt noch nicht gerettet, so mag die Kritik aus andersdenkenden Lagern tönen. Und das stimmt, ein grosser Teil der Verantwortung kommt auch der internationalen Gemeinschaft beim Aushandeln von tragfähigen internationalen Klimaabkommen und verbindlichen Obergrenzen zu. Doch fest steht, beim einzelnen Bürger fängt alles an und das sollte uns Schweizern mit unserer so föderalistisch geprägten Staatsstruktur besonders bewusst sein. Denn das Rumschieben von Verantwortung hilft bei dieser globalen Herausforderung niemandem. Für einmal sitzen wir alle in ein und demselben Boot – und zwar in einem sinkenden.


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