Schon bei #MeToo wurden Stimmen – hauptsächlich aus Amerika – hörbar, dass von diesem Moment an Männer Angst hätten, Frauen einzustellen und sich mit Frauen alleine in der Firma aufzuhalten. Doch solche Kommentare schiessen weit über das Ziel hinaus: die Herausforderung lautet nicht, Frauen anzustellen, sondern vielmehr ein Arbeitsklima zu fördern, in dem sich niemand diskriminiert oder sexuell belästigt fühlt.
Dies ist bestimmt keine leichte Aufgabe, denn schon in den frühen 1990er-Jahren gab es nach den schweren Vorwürfen der schwarzen Professorin Anita Hill in den Vereinigten Staaten eine ähnliche Debatte, wie wir sie heute miterleben. Im Vergleich zu vor fast 30 Jahren haben wir viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Jedoch ist das Ziel noch in weiter Ferne. Besonders die Führungskräfte der Zukunft sollten sich vermehrt mit der Thematik von Diversity auseinandersetzen, denn bereits durch eine kritische Auseinandersetzung können Fragestellungen auftreten, welche eine Verbesserung des Arbeitsklimas für alle mit sich bringen könnten.
Wenn man aufdringliches Verhalten von Mitarbeitenden gegenüber anderen beobachtet, dann sollte man das proaktiv ansprechen und auf die Betroffenen zu- und eingehen. Auch ein grosser Schritt ist es, sich der eigenen Vorurteile bewusst zu werden. Dafür gibt es verschiedenste Tests, wie beispielsweise den Impliziten Assoziationstest (IAT) der Harvard University, den man online für verschiedenste Situationen ausfüllen kann.
Für mich zeigen solche Bewegungen und Aufdeckungen insbesondere etwas auf: Ein Problem in der zwischenmenschlichen Kommunikation, mangelnder Anstand einzelner Individuen und was geschehen kann, wenn Probleme über Monate oder sogar Jahre teilweise systematisch verschwiegen werden. Und solche Strukturen sind 2018 ebenso verachtenswert wie 1991.